Aerzte zum verlieben Band 55
âHayley, wieso hast du dir von allen Klingeltönen deines schicken Smartphones ausgerechnet diesen ausgesucht? Das musst du ändern.â
âKann ich nicht.â Sie sah wieder auf den Bildschirm und machte sich daran, die Gallenblase zu entfernen. âIch habe es aus Versehen mitgewaschen, und jetzt steckt es sozusagen bis zum Hals in Reis, der die Feuchtigkeit herausziehen soll. Bis es wieder funktioniert, habe ich mir ein billiges Handy zugelegt. Und das hat nur einen Klingelton und keine Lautstärkeregelung.â
âIch bin kurz vorm Hörsturz.â Theo hielt ihr eine Nierenschale hin.
Während sie die beschädigte Gallenblase hineinfallen lieÃ, musste Hayley sich zwingen, nicht zu Suzy hinüberzuschielen. Vor fünf Tagen hatte sie Tom zuletzt gesehen. Fünf Tage war es her, dass sie den besten Sex ihres Lebens gehabt und hinterher so tief geschlafen hatte wie seit einer Ewigkeit nicht mehr. Doch seit sie sein Penthouse verlassen hatte, herrschte Funkstille. Keine Anrufe, keine SMS, keine Mails ⦠nichts.
âDr. Greys Telefonâ, meldete sich Suzy knapp. âOh, hallo!â Wärme überflutete ihre Stimme. âHier ist Suzy Carpenter.â
Panik stieg in Hayley auf, und sie fuhr herum.
âLachlan McQuillanâ, formte Suzy lautlos mit den Lippen.
Zum Glück nicht Tom. Erleichtert wandte sich Hayley wieder ihrer Arbeit zu. Sie wäre nicht gern zur Zielscheibe von Klatsch und Tratsch geworden. Und Lachlan rief sie immer an, wenn er den Dienst nach ihr übernahm, um sich auf den neuesten Stand zu bringen.
Hayley lieà Suzy mit dem attraktiven Schotten flirten und vernähte die vier kleinen Schnitte, die sie für die Laparoskopie vorgenommen hatte. âDavid, ich bin fertig. Vielen Dank an alle.â Sie trat vom Tisch zurück, streifte sich die Handschuhe ab und überlieà den Schwestern und dem Anästhesisten das Feld.
Suzy redete immer noch mit Lachlan, und Hayley streckte nur die Hand aus, um ihr Telefon in Empfang zu nehmen.
Die Krankenschwester warf ihr einen unfreundlichen Blick zu, ehe sie ins Handy schnurrte: âWir sehen uns bei Pete.â Dann klatschte sie Hayley das Gerät auf die Handfläche und wandte sich abrupt ab.
Hayley rieb sich die Schläfe, während sie das Handy ans Ohr hielt. âHallo, Lachlan. Heute Nacht war nichts Besonderes, aber vielleicht kannst du für mich den Blutdruck von Mrs Papadopoulos im Auge behalten.â
âKein Problem, Hayley. Ruh dich aus.â
âSchön wärâs. Ich habe zwar die nächsten zwei Tage frei, aber ich muss lernen. Die Prüfung rückt näher.â
âDu schaffst das schon. Schade, dass du Finn Kennedys Vortrag über die chirurgischen Aspekte bei Schusswunden verpasst hast. Es mag nicht einfach sein, mit dem Mann zusammenzuarbeiten, aber er versteht sein Handwerk.â
âHast du schon mal mit ihm operiert?â Hayley hatte niemandem erzählt, was neulich im OP passiert war. Trotzdem hatte es ihr keine Ruhe gelassen, und sie nutzte die Gelegenheit, unauffällig eine zweite Meinung einzuholen.
âJa, letzte Woche. Bei ihm sieht alles kinderleicht aus, während wir anderen uns abmühen, die Sache gut über die Bühne zu bringen.â
Mehr brauchte sie nicht zu hören. Sie hatte Finn Kennedy an einem schlechten Tag erwischt, das war alles.
âHinterher habe ich mir noch Tom Jordans Vorlesung über extratemporale Epilepsien angehörtâ, fuhr Lachlan fort. âFür unseren Nachwuchs im letzten Studienjahr.â
Tom. Ihr Herz machte einen Satz, und Hayley fiel es schwer, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen. âIrgendetwas Interessantes dabei?â
âEr hat uns den Fall eines Siebzehnjährigen beschrieben. Schwindelanfälle, Gedächtnislücken.â Lachlan berichtete kurz, wie Tom das Problem gelöst hatte. âEs war faszinierend.â
âSeine Vorträge sind immer spannend.â Weil sie fürchtete, sich doch noch zu verraten, wechselte sie das Thema. âLachlan, kannst du mir deine Notizen von Finn Kennedys Vortrag mailen? Das ist ja eher unser Fachgebiet.â
Er lachte. âSicher. Aber wie ich höre, bist du seit Neuestem in der Hirnchirurgie unterwegs. Da muss ich mich wohl ranhalten, sonst sehe ich neben dir alt aus.â
âIch hatte Glück, Lachlan. Glaub mir, den Stress willst du nicht.â
âStimmt.
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