Aerzte zum verlieben Band 55
Im Gegenteil. Er schien ziemlich genervt darüber, dass er herkommen muss. Auf mich wirkt er wie ein egozentrischer, selbstgefälliger Gigolo.â
âSei nicht so kritischâ, protestierte Daphne und ging zur Tür. âAuch wenn ich seit siebzehn Jahren glücklich verheiratet bin und drei Kinder habe, möchte ich ab und an von einem so umwerfend attraktiven Mann träumen.â
Sie nahm das Abendkleid vom Haken und legte es sich vorsichtig über den Arm. âÃbrigens, Liz Ferris hat nachgefragt, ob du einen Hausbesuch bei der alten Nellie Styles machen könntest. Sie ist gestern schon wieder gestürzt. Liz findet, dass jetzt endlich ein ambulanter Pflegedienst beauftragt werden müsste. Natürlich will Nellie davon nichts hören, weil sie angeblich bestens allein zurechtkommt. Sogar das Essen auf Rädern lehnt sie ab.â
Kerry lachte. Nellie Styles war eine überaus streitsüchtige alte Dame. âIch werde heute Mittag bei ihr vorbeifahrenâ, versprach sie. âAnschlieÃend erwartet mich dann das zweifelhafte Vergnügen, Denovan OâMara kennenzulernen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir beide uns nicht sonderlich gut verstehen werden.â
Es war kalt in Nellie Stylesâ kleinem Häuschen. AuÃerdem fiel Kerry auf, dass die Wohnung der alten Dame leicht verwahrlost wirkte. Noch vor wenigen Monaten war alles stets blitzblank gewesen, doch nun sah man überdeutlich, dass es der Besitzerin nicht gut ging.
Die alte Dame stand unsicher in ihrer Küchentür und hielt sich an einem Regal fest. Um ihre Schultern hatte sie sich eine alte Decke gelegt. Sie sah ausgezehrt und verfroren aus. Als Kerry eintrat, warf sie ihr einen verwunderten Blick zu.
âIch dachte, Dr. OâMara würde kommenâ, begrüÃte sie Kerry mürrisch.
âTut mir leid, aber Dr. OâMara hatte gestern Abend einen Autounfall. Er wird in der nächsten Zeit nicht arbeiten können.â
Nellie verzog den Mund. âDas wundert mich nicht. So wie der immer durch die Stadt rast, ist es erstaunlich, dass nicht schon früher was passiert ist.â Auf wackligen Beinen ging sie zurück zu ihrem Sessel und setzte sich ächzend.
âEs ist ziemlich kalt hier, Nellie. Warum haben Sie die Heizung nicht angestellt?â
âUnsinn. So kalt ist es nicht. Höchstens ein wenig frisch. Kein Wunder bei diesem grässlichen Wetter. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals so lange und so heftig geregnet hat.â
Kerry nickte. Auf dem Weg zu Nellie hatte sie an mehreren Stellen tiefen Pfützen ausweichen müssen. AuÃerdem war der sonst gemächlich plätschernde Fluss zu einem reiÃenden Strom geworden.
âBestimmt hört es bald auf zu regnenâ, erklärte sie optimistisch. âHaben Sie heute schon etwas gegessen und getrunken, Nellie?â
Die alte Dame wich ihrem Blick aus. âIch wollte mir gerade etwas kochen.â
âEin Teller Suppe würde Ihnen bestimmt guttun. Ich werde Ihnen schnell etwas warm machen â und nein, das bereitet mir keine Umstände.â
Zu Kerrys Ãberraschung protestierte Nellie nicht. Im Gegenteil.
âNa ja, wenn Sie meinen. Etwas Warmes zu essen wäre jetzt wirklich nicht schlecht.â
Wenige Minuten später nippte Nellie genüsslich an ihrer Suppentasse. Allmählich kehrte die Farbe in ihr viel zu blasses Gesicht zurück. âDas ist wirklich sehr nett von Ihnen, Frau Doktor. Aber ich hätte mir auch selbst etwas kochen können.â
âNatürlich hätten Sie das, Nellie, aber ich möchte, dass Sie sich in der nächsten Zeit ein wenig ausruhen. Ich habe den Eindruck, dass Sie sich von Ihrer letzten Infektion nicht richtig erholt haben.â
Nellie sah sie aufmüpfig an. âGlauben Sie bloà nicht, dass ich wieder in die Klinik gehe!â
Beruhigend tätschelte Kerry ihr den Arm. âKeine Sorge. Das wollte ich gar nicht vorschlagen. Ich fände es einfach nur gut, wenn Sie sich in den nächsten Wochen von einem Pflegedienst helfen lieÃen. Damit Sie regelmäÃig etwas zu essen bekommen und man Ihnen bei der Hausarbeit zur Hand geht. Um zu vermeiden, dass Sie doch wieder stationär aufgenommen werden müssen.â
Trotz ihrer offensichtlichen Skepsis nickte Nellie. âVielleicht haben Sie recht. Im Moment bin ich wirklich etwas wacklig auf den Beinen. Meinetwegen können Sie einen
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