Aerzte zum verlieben Band 55
âEin Mitglied des Parlaments drogensüchtig! Meine Karriere wäre ruiniert.â Herausfordernd sah er Kerry an. âAlso, wie können Sie mir helfen?â
âIch kann Sie in die Entzugsklinik nach Laystone überweisen. Dort wird man Sie sowohl medikamentös als auch psychologisch bei Ihrem Entzug unterstützen.â
âWarum können Sie diese Behandlung nicht hier durchführen? Sie sind doch meine Hausärztin. Ich möchte nicht in diese Klinik â man könnte mich erkennen. Lieber Himmel! Wenn mein Aufenthalt in einer Drogenklinik bekannt wird, wird es am nächsten Tag das ganze Land wissen.â
âMeine Praxis ist für einen Drogenentzug nicht ausgestattet, Sir Vernon. Die Klinik in Laystone ist spezialisiert auf Drogensüchtige, sodass die Erfolgsaussichten dort sehr viel besser sind als in einem allgemeinen Krankenhaus.â
âSie weigern sich also, mir zu helfen?â
âSoll ich Sie nun überweisen oder nicht? Glauben Sie mir, Sie sind dort am besten aufgehoben. Sie werden ein paar schreckliche Tage haben, bis Ihr Körper entgiftet ist, und dort ist man darauf spezialisiert, Sie dabei zu unterstützen.â
Der Politiker seufzte. âDann schreiben Sie schon diese Ãberweisung. Falls das rauskommt, werde ich einfach behaupten, ich sei in meiner Funktion als Abgeordneter da.â
Kerry druckte das Formular aus und reichte es ihm. âViel Glück, Sir Vernon.â
Nachdem Sir Vernon gegangen war, brach in der Praxis die Hölle los. Ein Patient gab dem nächsten die Klinke in die Hand. Noch nie war Kerry so froh gewesen, einen Arbeitstag hinter sich gebracht zu haben, wie an diesem Abend.
Erleichtert seufzend verabschiedete sie den letzten Patienten, stand auf, reckte sich und griff nach ihrer Tasche. Darunter lag die Illustrierte, die sie Freda am Nachmittag stibitzt hatte.
Neugierig blätterte Kerry bis zu dem Artikel über Denovan. Mehrere Fotos zeigten ihn bei den verschiedensten Anlässen â bei Dreharbeiten, in einem Nachtklub, bei einem Konzert und auf einer Theaterpremiere. Immer in Begleitung einer schönen Frau. Auf einem Foto hing eine hinreiÃende Blondine an seinem Arm, deren kurzes Kleid schon fast unanständig tief ausgeschnitten war. Denovan wirkte sehr zufrieden und entspannt. Die Ãberschrift lautete: Die heiÃeste Nachricht der Woche.
Einer der begehrtesten Junggesellen Londons, sexy Denovan OâMara alias Dr. Medic, wurde mehrfach mit der berühmten Fernsehmoderatorin Suzy de Forno gesehen. Obwohl Dr. Medic standhaft behauptet, er sei nicht für die Ehe geschaffen, strafen ihn die romantischen Fotos der beiden Lügen. Wird es bald eine Hochzeit geben?
Verärgert warf Kerry die Zeitschrift in eine Schublade. Wie hatte sie nur von einem Flirt mit Denovan OâMara träumen können? Er spielte ganz offensichtlich in einer völlig anderen Liga. Und das war nicht der einzige Grund, der dagegensprach, sich in diesen Mann zu verlieben! Vielleicht lag Frank doch richtig, und sein Bruder war ein rücksichtsloser Frauenheld.
Kerry trat ans Fenster und sah bedrückt nach drauÃen. Es fühlte sich schrecklich an, nur eine von unzähligen Frauen zu sein, die für Denovan schwärmten. Er führte ein Leben, von dem sie keine Ahnung hatte. Was sollte ein Mann wie er mit einer langweiligen Landärztin?
Das beste Mittel, um den Kopf freizubekommen, war frische Luft. Entschlossen räumte Kerry ihren Schreibtisch auf und verabschiedete sich dann von Daphne und Freda.
DrauÃen atmete sie genüsslich die kalte, klare Luft ein und machte sich auf den Weg. Sie würde nicht direkt nach Hause gehen, sondern einen kleinen Umweg über die Hügel machen. Die Felder weiter unten im Tal standen noch immer unter Wasser, doch der orangefarbene Himmel über den grünen Hügeln war atemberaubend schön. Allmählich lieà ihre Anspannung nach, und selbst der Gedanke an Denovan, der nach London zurückkehren würde, machte sie nicht mehr traurig. Sie würde sich schon daran gewöhnen.
Ihre Schritte wurden immer leichter, als sie das kleine Wäldchen oberhalb von Braxton erreichte. Die Eichen und Eschen waren durch den Regen aufgesprossen und leuchteten hellgrün, die Hecken waren wieder dichter geworden, alles roch nach Frühling. Kerry malte sich aus, was sie im Sommer unternehmen würde â Tennis spielen, reiten, ins
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