Aerzte zum verlieben Band 55
begegnet war. Bestimmt hatte er geglaubt, sie sei völlig ausgehungert nach Sex. Was genau genommen auch stimmte â¦
Kerry erinnerte sich, dass Archie gerade vor einer Schüssel mit Cornflakes gesessen hatte, als sie die Treppe heruntergekommen war. Denovan hatte ebenfalls am Tisch gesessen, eine Tasse dampfenden Kaffees vor sich.
âIch bin berühmt für meinen groÃartigen Kaffee. Möchtest du auch eine Tasse?â, hatte er lächelnd gefragt, und seine blauen Augen hatten ihren Blick wie ein Magnet gefangen gehalten. âIch hoffe, du hast dich von dem aufregenden Tag gestern gut erholt.â
Kerry, die sich nicht sicher war, ob das eine Anspielung darauf sein sollte, dass sie sich ihm förmlich an den Hals geworfen hatte, verzichtete lieber auf eine Antwort. Ihr war klar, dass sie ihm nichts bedeutete, und sie hatte nicht vor, sich noch einmal lächerlich zu machen.
âSchon gut, danke. Für Kaffee bleibt mir keine Zeit, ich muss gleich in die Praxis. Papierkram und so. Wenn du nachher kommst, werde ich bestimmt schon unterwegs zu meinen Hausbesuchen sein. Daphne gibt dir dann eine Liste mit deinen Patienten.â
Mehr oder weniger fluchtartig hatte Kerry das Haus verlassen.
Seit diesem Morgen waren sie nicht mehr unter sich gewesen. Archie hatte ständig irgendwelche neuen Freunde zu Besuch, Denovan war mehrmals abends zu seinem Bruder in die Klinik gefahren, und zwei- oder dreimal mussten sie abwechselnd nachts zu einem Notfall.
Ab und zu war Kerry Denovans nachdenklichem Blick begegnet, und einmal hatte er ihr die Hand auf die Schulter gelegt, als er ihr etwas am Computer erklärte â woraufhin sie sich wie elektrisiert gefühlt hatte. Doch im GroÃen und Ganzen war es ihr sehr gut gelungen, ihn auf Abstand zu halten.
Seufzend warf Kerry ihr angebissenes Sandwich in den Mülleimer. Nächste Woche würde Denovan fort sein, und sie konnte sich wieder entspannen. Müde blätterte sie in einer der zahllosen Fachzeitschriften, die jede Woche in der Post waren.
Denovan stand auf, streckte sich, um seine verspannten Muskeln zu lockern. Unauffällig warf er Kerry einen Blick zu und ballte unbewusst die Fäuste. Sie sah einfach unglaublich kompetent und gleichzeitig sehr sexy aus in ihrer weiÃen Bluse und mit dem strengen Haarknoten. Wieso zum Teufel hatte er nicht versucht, sie besser kennenzulernen oder öfter mit ihr allein zu sein? Und das, wo sie doch sogar unter demselben Dach wohnten. Trotzdem hatte es irgendwie nie einen passenden Moment gegeben.
Wahrscheinlich war sie ganz einfach nicht an ihm interessiert. Auch wenn es an dem Abend vor zwei Wochen anders ausgesehen hatte.
Als die Mittagspause zu Ende war, ging Kerry zu Daphne und Freda an die Rezeption, um das Nachmittagsprogramm zu besprechen. Da die Telefonleitungen noch nicht einwandfrei funktionierten, mussten sie nach wie vor ohne den Computer auskommen.
âLiz hat vorhin angerufen. Sie ist krank. Magen-Darm-Grippeâ, verkündete Daphne mit einem mitleidigen Blick in Kerrys Richtung. âHoffentlich ist sie bis Montag wieder gesund. Es wird schwierig genug, ohne Denovan auszukommen.â
âJa, wir werden ihn furchtbar vermissenâ, jammerte Freda. âEr ist soooo cool! In dem Magazin hier steht ein langer Artikel über ihn. Anscheinend lässt er in London nichts anbrennen.â Sie kicherte.
âDummes Geschwätzâ, murmelte Kerry.
âNein, es stimmt. Lesen Sie doch selbst!â
âIch habe keine Zeit, in schwachsinnigen Promi-Magazinen zu lesenâ, wehrte Kerry ab. âRuf bitte den ersten Patienten herein, Daphne.â
Doch auf dem Weg in ihr Behandlungszimmer nahm Kerry unauffällig die Illustrierte mit. Vielleicht würde sie später einen Blick hineinwerfen â¦
Kerry erkannte den Abgeordneten Sir Vernon Hood sofort, als er das Behandlungszimmer betrat. Wieder fand sie, dass er während der letzten Wochen sehr alt geworden war. Er hatte nicht nur stark abgenommen, sondern auch dunkle Ringe unter den Augen und machte insgesamt einen kränklichen Eindruck. Was mochte geschehen sein? Er hatte kaum noch Ãhnlichkeit mit dem weltmännischen, charismatischen Mann, der so gern in der Ãffentlichkeit stand.
âGuten Tag, Sir Vernon. Was kann ich für Sie tun?â
Ihr Patient rieb sich müde das Gesicht. âIch weià nicht ⦠Ich weià einfach nicht, wie ich anfangen
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