Aerzte zum Verlieben Band 57
ihm wurde warm ums Herz, weil flüchtig die vertraute Bella in diesem Lächeln aufblitzte. Die hübsche junge Frau, die mehr vom Leben wollte. Jetzt hob sie die mageren Schultern, ließ sie langsam wieder sinken. „Das ist nicht mehr wichtig“, antwortete sie resigniert. „Nur ein weiterer Punkt auf meiner Liste, den ich nicht schaffe. Ich will nur noch eins … sehen, wie Lexi und Sam heiraten. Das ist mein letzter Wunsch, bevor ich sterbe.“
8. KAPITEL
„Nein, Bella! Bitte, du kannst nicht aufgeben.“
„Meine Zeit ist gekommen, Charlie. Ich fühle es.“
„Aber du hast immer gekämpft. Halte noch ein bisschen durch. Wenn du erst neue Lungen bekommst, sieht das Leben wieder anders aus.“
Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. „Ich bin so müde“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Ich mag nicht mehr als Notfall im Krankenhaus landen, nicht mehr daran denken, dass ich zunehmen, einen Haufen Tabletten schlucken muss. Ich mag nicht mehr um Atemluft kämpfen oder darum, dass meine Eltern mich lieben.“
Darum ging es also. Er hätte es wissen müssen. Bella wollte nur geliebt werden. Sie sehnte sich so sehr nach Liebe.
„Ich kenne das. Ich weiß, wie es ist, wenn man einfach aufgeben will. Aber das darfst du nicht. Denk an die Menschen, die dich lieben. Tu es für Evie und Lexi.“
Beinahe hätte er gesagt: Tu es für mich. Doch er zögerte, und Bella bemerkte es.
„Was wolltest du sagen?“
Du bist ein Feigling, Charlie Maxwell. Doch er konnte nicht über etwas sprechen, das er selbst nicht verstand. Wie sollte er Bella sagen, dass er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen mochte, wenn er nicht einmal einschätzen konnte, welche Folgen das hatte? Wenn er sie damit aufregte? Evie würde nie wieder ein Wort mit ihm reden.
Und er hatte Evie versprochen, Bella nicht das Herz zu brechen. Also schluckte er seine Worte hinunter und griff zu einer Notlüge. „Ich wollte dir eine Geschichte erzählen.“
„Okay.“
Er war nicht sicher, ob es sie wirklich interessierte, doch er hatte nur noch diese Chance, sie aus ihrer Lethargie aufzurütteln. „Ich verstehe, was du durchmachst“, begann er. „Aber du musst fest daran glauben, dass alles gut wird. Nach meinem Unfall auf Bali hatte ich auch das Gefühl, dass mein Leben zu Ende ist. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre gestorben. Ich war dreiundzwanzig, ich hatte alles verloren, was mir wichtig war … nicht nur meine Surferkarriere, sondern auch die Frau, die ich liebte.“
Bella starrte ihn mit großen Augen an. Gut so. Er mochte sie schockiert haben, aber so hörte sie wenigstens zu. Vielleicht konnte er sie doch noch erreichen.
„Wurde sie bei dem Unfall getötet?“, fragte sie.
„Nein. Ich hatte mich verliebt, heftig verliebt. Wir träumten davon, zusammen durch die Welt zu reisen, mit den Surfern zur nächsten Weltmeisterschaft, zum nächsten Training – ein Leben unter der Sonne. Doch nach dem Unfall stellte sich heraus, dass Pippa das sonnige, unbeschwerte Leben wichtiger war als ich. Sie zog mit den anderen weiter und ließ mich zurück. Ich flog nach Hause und verkroch mich in meinem Elend. Irgendwann war mein Dad es leid und überzeugte mich, zur Uni zu gehen. Er machte mir unmissverständlich klar, dass ich mir eine neue Leidenschaft und einen anderen Weg suchen müsste, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. So wie er damals auch. Ich wagte nicht, etwas dagegen zu sagen. Wenn Dad nach seinem Unfall nicht aufgegeben hatte, durfte ich es auch nicht. Heute bin ich froh, dass er mir die Leviten gelesen hat. Meine Familie hat mich ins Leben zurückgeholt, und als ich Evie kennenlernte, zog sie mich durch das erste Jahr im Medizinstudium. Es war hart, aber mit ihrer und der Hilfe meiner Familie bin ich wieder auf die Bahn gekommen. Jetzt bist du dran. Denk an die Zukunft, freu dich darauf.“
„Aber meine Familie braucht mich nicht.“
„Wenn du das wirklich glaubst, musst du dir einen anderen Grund suchen, warum du weitermachst. Was ist mit dem College? Du hast immer davon geträumt, Modedesign zu studieren.“
„Es ist nicht sicher, dass sie mich überhaupt nehmen. Das alles hat doch keinen Sinn.“
„Lass mich dir helfen, das durchzustehen, Bella“, bot er an.
Es war nicht genug, das wusste er. Aber mehr konnte er ihr nicht geben. Auch wenn er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen konnte, so hieß es nicht, dass er sie liebte. Bestimmt nicht. So schnell verliebte man sich nicht.
Charlie wendete am
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