Aerzte zum Verlieben Band 57
Beckenrand und nahm die nächste Bahn in Angriff. Seit fast einer Stunde schwamm er nun schon unermüdlich seine Runden, und erst allmählich bekam er den Kopf frei. Als er Bella gestern Abend verlassen hatte, war er so aufgewühlt und frustriert gewesen, dass er noch einen Abstecher zu Pete machte. Dort trank er ein, zwei Bier zu viel, was er heute Morgen beim Aufwachen bitter bereute.
Ich habe alles versucht. Trotzdem hatte er nicht zu Bella durchdringen können. Sie sehnte sich nach tiefer, bedingungsloser Liebe. Er konnte ihr nicht helfen.
Als er schließlich aus dem Becken geklettert war und sich abtrocknete, zeigte sein Handy eine neue Nachricht an. Von Evie.
Sofort dachte er an Bella. War etwas passiert?
Seine Hand bebte leicht. Er wollte die SMS nicht lesen, er hatte Angst, dass sie schlechte Neuigkeiten enthielt. Doch dann setzte sein Verstand langsam wieder ein. Evie würde ihm so etwas nie per SMS mitteilen. Doch seine Finger zitterten immer noch, als er den Text aufrief.
Wir haben Lungen. Sam bereitet Bella vor.
Charlie zog sich hastig an, stopfte seine Sachen in die Sporttasche und rannte zu seinem Wagen. Evie hatte die SMS vor einer guten halben Stunde geschickt. Bella war also jetzt im OP. Heute hatte er frei, aber er würde im Krankenhaus warten. Besser dort, als allein zu Hause herumzusitzen.
Bella bekam neue Lungen. Es war noch nicht vorbei.
Lexi und Richard saßen schon im Wartebereich für Angehörige, als Evie die Transplantationsabteilung betrat.
„Habe ich Sam verpasst?“ Hoffentlich nicht, sie musste ihn dringend etwas fragen.
„Er kommt gleich noch mal“, antwortete ihre Schwester.
Drei Köpfe drehten sich erwartungsvoll, als eine vierte Person näherkam. Aber diese Person trug acht Zentimeter hohe Absätze, war ganz in Schwarz gekleidet und hatte platinblondes Haar.
Evie erstarrte. Miranda wirkte nüchtern. Allerdings war es noch früh am Tag.
Richard ging auf sie zu, und Evie fragte sich flüchtig, ob er sie aufhalten wollte. Aber dann begriff sie, dass er sich zwischen Miranda und sie stellte. So als erwarte er, dass seine älteste Tochter der Mutter den Zutritt verwehren würde. „Hallo, Miranda“, sagte er sanft zu seiner Frau und begleitete sie zu einem Stuhl.
Soweit Evie wusste, hatte bisher keiner der beiden die Scheidung verlangt, und auch jetzt konnte jeder sehen, dass Miranda ihm nicht völlig gleichgültig war. Wieder fragte Evie sich, warum er dann nicht mehr unternommen hatte, um ihr zu helfen und die Familie zusammenzuhalten. Aber vielleicht hatte er auch getan, was er konnte. Es hatte nur nicht gereicht.
Miranda setzte sich und hielt die große elegante Handtasche wie einen Schutzschild vor sich auf dem Schoß. Ihre Hände zitterten, doch heute konnte Evie ihr keine Vorwürfe machen. Ihre eigenen zitterten auch.
Richard sah in die Runde und sagte: „Können wir unsere Differenzen wenigstens für heute vergessen, um diesen Tag zu überstehen? Lasst uns die Vergangenheit vergessen und an die Zukunft denken, eine, in der Bella hoffentlich bei uns ist.“ Sein Blick verweilte etwas länger bei Evie, und sie verstand genau, dass sein Appell in erster Linie an sie gerichtet war.
Sie nickte stumm, im selben Moment wie Lexi und Miranda. Keiner von ihnen konnte einschätzen, was dieser Tag bringen würde. Sie konnten nur hoffen.
Sam kam zu ihnen. „Wir fangen gleich an, ich wollte nur vorher noch einmal zu Bella“, sagte er. „Alles in Ordnung bei euch? Habt ihr irgendwelche letzten Fragen?“
„Ist Bella auch kräftig genug für die OP? Sie ist doch nicht zu krank, oder?“, meldete sich Miranda zu Wort. Sehr zu Evies Erstaunen, die nicht gedacht hätte, dass ihre egozentrische Mutter überhaupt etwas außerhalb ihrer eigenen Welt wahrnahm. Hatte sie Miranda unrecht getan?
„Die Transplantation ist ihre einzige Chance“, antwortete Sam ruhig. „Sie hat eine schwere Lungenentzündung, die sie sehr schwächt. Wenn wir die kranken Lungen entfernt und die neuen eingesetzt haben, wird es Bella viel besser gehen, schon wenn sie aus der Narkose kommt.“
„Wird Finn dir assistieren?“ Evie musste wissen, ob Finn sein Versprechen gehalten hatte.
„Nein“, meinte Sam sichtlich verdutzt.
„Hat er nicht mit dir gesprochen?“
Ihr Schwager in spe schüttelte den Kopf.
„Aber ich hatte ihn darum gebeten. Ich wollte die beiden Besten für Bella.“
„Ich habe nichts von ihm gehört.“ Sam legte ihr beschwichtigend die Hände auf die Schultern. „Uns
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