Aerzte zum Verlieben Band 58
starken Körper hinter sich. Es war ein seltsames Gefühl. Sie kam sich vor wie ein junges Mädchen bei seinem ersten Date, genauso aufgeregt und nervös. Du musst wirklich öfter ausgehen!
„Meine Wohnung liegt drüben in Parramatta, und ich werde nachts oft ins Harbour gerufen.“
„Natürlich.“ Heute Abend hoffentlich nicht, dachte sie.
„Aber heute Abend nicht“, antwortete er, als hätte er ihre Gedanken gelesen, und schloss den Wagen auf.
Gleich darauf saß Emily auf dem Beifahrersitz und Marco neben ihr. Als er die Fahrertür zuzog, schien der Innenraum des Wagens zu einer dämmrigen Höhle zusammenzuschrumpfen. In die warme Luft mischte sich der schwache Duft von Marcos herbem Aftershave.
Es war wirklich wahr. Da saß sie nun in einem schicken Wagen an der Seite eines atemberaubenden Italieners, der diesen Abend mit ihr verbringen wollte. Emily konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal mit einem Mann ausgegangen war und sich so gefühlt hatte: erwartungsvoll, gespannt, als tanzten sprudelnde Champagnerbläschen in ihren Adern.
Gran und ihre Handarbeitsfreundinnen hatten sie immer ermuntert, die Einladung anzunehmen, wenn ein Mann mit ihr ins Kino oder essen gehen wollte. Aber die Männer hatten sich sehr schnell zurückgezogen, sobald sie merkten, wie viel Zeit sie für Annie brauchte.
Marco deutete auf die Häuser und die liebevoll angelegten Vorgärten. „Sie wohnen bestimmt gern hier.“
„Oh ja. An meinen freien Tagen laufe ich meistens zu Fuß zum Anleger, wenn ich die Fähre in die Stadt nehmen will. Oder ich gehe am Hafen spazieren.“
Er beugte sich vor und startete den Motor. „Vom Hafen habe ich bisher nicht viel mitbekommen, vom Blick aus den Krankenhausfenstern einmal abgesehen.“ Marco zuckte lässig mit den breiten Schultern, und Emily musste sich beherrschen, nicht hinzustarren. „Und natürlich nachts, vor dem Schlafengehen. Mein Schlafzimmer geht zum Hafen hinaus.“
Sie mochte nicht an Marco in seinem Schlafzimmer denken. Doch die Gedanken ließen sich nicht bändigen. Schwarze Boxershorts? Oder solche schicken Retroshorts, die die Models trugen und die sich eng an schmale Männerhüften schmiegten? Auf jeden Fall in Schwarz. Kein T-Shirt. Dunkles Seidenlaken. Darauf ausgestreckt Marco, athletisch gebaut, muskulös, sonnengebräunt. Puh. Ihr wurde schon wieder warm.
Sie versuchte sich zu erinnern, worüber sie gesprochen hatten, bevor ihre Fantasie mit ihr durchging. Ausblicke?
„Vielleicht sollten Sie weniger arbeiten?“
Marco lächelte verwegen, weiße Zähne blitzten, die dunkelbraunen Augen funkelten. „Wozu? Ich gebe lieber alles in meinem Job.“
„Und das Leben rennt an einem vorbei.“
Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. „Ist es an Ihnen vorbeigelaufen, Emily?“
„In den letzten sechzehn Jahren bestimmt.“ Sie liebte es, wie er ihren Namen aussprach. Mit diesem sexy Akzent, der ihm einen sinnlichen Klang verlieh. Nicht dass sie sich je sexy gefühlt hätte, aber gab es nicht für alles ein erstes Mal? Grans Bluse spannte ein bisschen an ihren Brüsten, vielleicht war sie sich deshalb ihrer Weiblichkeit so stark bewusst.
Am Hafen erwartete sie eine Überraschung. Marco brachte sie nicht zu einem dieser glänzenden weißen Hafenkreuzfahrtschiffe, die sie oft über das Wasser gleiten sah, hell erleuchtet, mit Kellnern im Smoking, die geschäftig von Tisch zu Tisch eilten. Ein schwimmendes Fünf-Sterne-Restaurant, wo man hinter Glaswänden saß, abgeschirmt von Wind und Wetter, damit die Frisur nicht durcheinandergeriet.
Stattdessen erhob sich vor ihr ein hundert Jahre alter Dreimaster aus poliertem dunklem Holz. Marco führte sie die hölzerne Gangway hinauf, und an Bord wurden sie von einem imposanten Kapitän mit Federhut begrüßt.
Auch seine Mannschaft war in historische Kostüme gekleidet, stellte Matrosen und Serviermädchen aus einer längst vergangenen Zeit dar. Es gab nur wenige Tische an Deck, die in intimen Nischen standen, gedeckt mit edlem Leinen, Kristallgläsern und matt schimmerndem antikem Silberbesteck.
Marco beobachtete Emily und genoss es, dass ihm die Überraschung gelungen war. Ihre Augen leuchteten, während sie sich zu ihm umdrehte. „Wunderschön …“, hauchte sie. „Wie haben Sie denn das geschafft? Ich dachte, diese Schiffe werden nur privat vermietet.“
„Über Ihren Dr. Finn. Er war sehr hilfsbereit.“
Finn und hilfsbereit? Es war schon ungewöhnlich, dass ein übellauniger Kerl wie er so
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