Aerzte zum Verlieben Band 58
etwas Romantisches überhaupt kannte. „Es ist fantastisch“, sagte sie. „Ich bin überwältigt. Danke.“
Er berührte ihre Hand. „Es ist mir ein Vergnügen.“
Der Kapitän zeigte ihnen ihren Tisch, und sie nahmen Platz. Es waren die besten Plätze, am Heck des Großseglers, wo sie hören konnten, wie das Wasser sanft gegen den Rumpf schwappte. Vor ihnen erhoben sich die stattlichen Masten in den Himmel.
Die Zeit war wirklich knapp gewesen. Jetzt wurde die Gangway eingezogen, das Rumpeln war weit übers Wasser zu hören. Geschäftige Seeleute machten die Leinen los, und langsam entfernte sich das Schiff vom Kai.
Emily legte den Kopf in den Nacken und betrachtete staunend die Matrosen, die an den Spieren hingen, an Tauen zogen und die kleineren Topsegel lösten. „Wie wunderbar.“
„Ja“, sagte er, betrachtete dabei aber ihr Gesicht. Marco lächelte leicht, als sie sich mit strahlenden Augen begeistert umschaute.
Champagner wurde serviert, und Marco nahm zwei Gläser von dem Silbertablett. Emily nippte abwesend an ihrem, während sie weiterhin aufmerksam das geschäftige Treiben an Bord beobachtete.
„Sie genießen es wirklich.“
„Oh ja!“
Die Mauern, die er fest und sicher um sein Herz errichtet hatte, bekamen einen ersten Riss. Marco hätte es nicht für möglich gehalten. Er brauchte niemanden, kam allein zurecht, seit er sein Elternhaus kurz nach dem Tod der Mutter verlassen hatte. Aber jetzt, als er Emily betrachtete, ihre leuchtenden Augen, die zart geröteten Wangen, da schlichen sich ungewohnte Gefühle in sein Herz. Anders als alles, was er bisher gekannt hatte.
„Sie nicht?“
Seine Gedanken waren zu weit abgeschweift. „Scusi?“
„Finden Sie es nicht herrlich?“ Eine goldblonde Strähne fiel ihr ins Gesicht, als sie sich vorbeugte, und Marco juckte es in den Fingern, ihr Haar zu berühren. Es sah seidig aus, bestimmt würde es sich genauso anfühlen. Emily war schön, und in ihren Augen lag eine Wärme, die ihm naheging.
Auch das war eine völlig neue Erfahrung für ihn. Je schöner die Frauen, umso seichter das Wasser, so hatte er es bisher erlebt. Für Emily galt das nicht. Sie war alles andere als oberflächlich.
„ Sì , der Abend gefällt mir. Sie gefallen mir.“
Sie wurde rot und blickte aufs Wasser hinaus. „Ich habe nicht gefischt.“
„Natürlich nicht.“ Warum sagte sie das? „Sie haben ja auch keine Angel.“ Er sah sich um. „Möchten Sie angeln?“
Unerwartet fing sie an zu lachen, glockenhell und ansteckend. Im nächsten Moment schlug sie die Hand vor den Mund. Warum?
Der Kellner kam, gekleidet wie ein englischer Offizier. „Guten Abend, die Herrschaften.“ Er nahm die Bestellung entgegen und füllte ihre Gläser nach. Emily grinste ihn an, er grinste zurück. Marco runzelte die Stirn.
Emily wandte sich ihm zu. „Ich meinte nicht, dass ich Fische fangen will, sondern dass ich nicht auf ein Kompliment aus gewesen bin.“ Sie lachte wieder.
Marco lächelte. „Verstehe. Eine Redewendung. Ihr Australier habt eine ganze Menge davon, wie die Engländer.“
„Meine Gran war mit einem Engländer verheiratet. Er hat die lustigsten Sachen gesagt.“ Bei der Erinnerung daran lächelte sie versonnen.
Er hatte noch nie eine Frau so viel lächeln sehen. Es wärmte seine kalte Seele. „Erzählen Sie mir von Ihrer Familie. Von Ihren Eltern, Ihrer Großmutter.“
Sie stellte ihr Glas ab. „Meine Eltern leben nicht mehr. Sie waren sehr konservativ und unendlich enttäuscht von mir, als ich mit sechzehn schwanger wurde. Aber meine Gran hat mich bedingungslos geliebt. So, wie ich meine Tochter liebe. Ich hoffe, ich finde eines Tages jemanden, der mir genau das bedeutet.“
Einen Mann, der bei ihr blieb und für sie da war. Einer, der sich nicht für ein paar Wochen in seine Arbeit vergrub, dann seine Sachen packte und weiterzog, zum nächsten Job. Einer, der nicht so ist wie ich, dachte Marco. „Auf Annies Vater traf das nicht zu?“
Sie zuckte mit den schmalen Schultern. „Seine Familie war sehr reich. Zu gut für mich. Als der Skandal bekannt wurde, verschwand er von der Bildfläche. Wir haben ihn nie wiedergesehen.“
„Nicht ein einziges Mal?“ Bastardo. „Er hat nie seine Tochter kennengelernt?“
„Nein.“ Sie brach ein Stück von ihrem Brötchen ab, nahm ihr Messer und stieß es in die Butter. Unwillkürlich zuckte Marco zusammen. Sie bemerkte es und sah lächelnd auf. „Ich bin schon seit Jahren darüber hinweg. Obwohl ich mir für
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