Aerzte zum Verlieben Band 58
nicht ein wenig voreilig?“
„Ich versuche nur ehrlich zu sein. Was auch immer sich zwischen uns entwickelt, es wird nicht für immer sein.“
„Woher weißt du das?“
Sein Gesicht wurde ausdruckslos. „Meine Eltern müssen sich einmal geliebt haben, sonst hätten sie nicht geheiratet. Aber zum Schluss haben sie sich gegenseitig beinahe zugrunde gerichtet mit ihren Anschuldigungen, ihren Vorwürfen, ihren bitterbösen Auseinandersetzungen. Ich habe es mit ansehen müssen, und glaub mir, das war kein Spaß.“
„Streit gibt es in jeder Beziehung. Deine Eltern hatten es besonders schwer. Bestimmt war es nicht einfach, aus beruflichen Gründen ständig an entgegengesetzten Orten auf der Welt zu arbeiten.“
Fabio blieb stehen. „Ich weiß auch, dass meine Eltern nicht wie die meisten anderen waren. Mein Vater hat sich ruiniert – wie so viele im Showgeschäft.“
„Wie meinst du das?“
„Er nahm Drogen und trank sich in ein frühes Grab. Ich musste zusehen, wie er sich selbst zerstörte. Damals schwor ich mir, niemals Drogen nur des Kicks wegen zu nehmen. Oder zu trinken. Meinen Nervenkitzel hole ich mir woanders, beim Surfen, beim Basejumping.“ Er schwieg einen Moment. „Jedenfalls war es bisher so. In letzter Zeit finde ich es viel aufregender, mit dir zusammen zu sein.“
Ihr Herz schlug schneller, aber sie wagte es nicht, zu hoffen. Fabio liebte sie, aber er würde sich nie auf eine Beziehung einlassen.
Ricky wimmerte leise, und Fabio nahm seinen rastlosen Gang wieder auf. „Wie hässlich eine Ehe zu Ende gehen kann, habe ich hautnah erlebt, aber das ist nicht der einzige Grund, warum wir nicht zusammenbleiben können.“
Katie bekam Kopfschmerzen. Wenn Fabio doch mit dem Herumlaufen aufhören würde!
„Meine Eltern waren so sehr mit sich beschäftigt, dass sie es nicht einmal mitbekamen, als ich mich als Kind mit Mumps infizierte. Sie fuhren übers Wochenende weg und ließen mich in der Obhut der Haushälterin.“ Er atmete tief durch. „Natürlich hatten sie auch vorher nie daran gedacht, mich impfen zu lassen.“
„War das der Moment im Krankenhaus, als du beschlossen hast, Arzt zu werden?“
Er lächelte. „Du erinnerst dich.“
Als würde sie jemals etwas vergessen, was er ihr erzählt hatte.
„Das kam später. Ich war so krank, dass ich nur meine Mutter bei mir haben wollte, und sie war nicht da.“ Seine Stimme klang belegt. „Ich erzähle dir dies nicht, weil ich Mitleid will, Katie, sondern damit du mich verstehst.“
Als er sich umdrehte, sah sie, dass Ricky endlich eingeschlafen war. Vorsichtig nahm sie ihn, ging ins Kinderzimmer und legte ihn in sein Bettchen. Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, saß Fabio im Sessel und starrte Löcher in die Luft. So hatte sie ihn noch nie gesehen, und ihr wurde schwer ums Herz. Sie ging zu ihm, setzte sich vor ihn hin und legte den Kopf in seinen Schoß. Fabio streichelte sanft ihr Haar.
„Was geschah damals im Krankenhaus?“ Die Geschichte war noch nicht zu Ende, das spürte sie.
„Bei den meisten Kindern verläuft Mumps ohne Komplikationen. Ich war einer der Unglücksraben, bei denen das Gegenteil eintrat. Ein paar Tage lang stand mein Leben auf der Kippe. Da kam meine Mutter, mein Vater auch. Ich erinnere mich vage daran, dass sie an meinem Bett saßen und daran, wie glücklich ich war, weil ich dachte, sie würden wieder zueinanderfinden. Wenn meine Krankheit der Preis dafür war, würde ich ihn gern bezahlen.“
Er seufzte schwer. „Aber kaum ging es mir besser, fingen die alten Streitereien wieder an. Beide beschuldigten den anderen, er sei verantwortlich für den schweren Verlauf meiner Krankheit. Einmal mussten die Schwestern sie sogar aus dem Zimmer schicken. Das war nicht gerade das, was sich ein Kind wünscht.“
Er hörte auf, sie zu streicheln. „Ich wurde wieder gesund, und ich denke, von da an war ich erwachsen. Ich beschloss, mich nie mehr auf andere zu verlassen, nie von jemand abhängig zu sein. Und ich beschloss, Arzt zu werden. Du hast mich einmal gefragt, warum ich nicht Sänger oder Schauspieler geworden bin – glaub mir, nichts lag mir ferner.“
Katie nickte verständnisvoll.
„Nach meiner Genesung kehrte ich ins Internat zurück“, fuhr er fort. „Die meisten Kinder hassten es, dort sein zu müssen, aber mir gefiel es. Hier wurde nicht gestritten und geschrien, und auch wenn wir nicht gerade mit Liebe überschüttet wurden, so war es doch tausend Mal besser, als mit meinen Eltern zu leben.
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