Aerzte Zum Verlieben Band 59
und im nächsten Augenblick schlug auch schon eine große Welle über ihr zusammen. Pippa keuchte heftig, als das kalte Wasser ihr den Atem raubte, doch sie musste sich zusammenreißen, denn Mickeys Leben stand auf dem Spiel.
„Bist du okay?“, fragte Riley, und sie nickte.
„Gut, dann los.“
Er leuchtete mit der Taschenlampe in den Spalt. Pippa entdeckte Mickeys roten Haarschopf. Der Junge steckte derart fest, dass er sich kaum rühren konnte.
„Mickey, kannst du mich noch hören?“, rief Riley. Keine Antwort. „Das Wasser geht ihm mindestens bis an den Hals. Wenn wir ihn nicht sofort holen, hat er keine Chance mehr. Hör zu, ich weiß, wie wir es machen: Nach der nächsten großen Welle lässt du dich kopfüber runtergleiten, ich halte deine Füße. Dann legst du Mickey das Seil um, und ich ziehe euch zusammen hoch. Alte Surfer-Weisheit: Jede siebte Welle ist ein Riese, die anderen sind kleiner. Also legst du nach der nächsten großen los.“
Wieder nickte Pippa, und dann kam auch schon der nächste „Riese“. Riley packte sie und hielt sie fest umschlungen, während die Welle auf sie niederkrachte. Er gab ihr schnell einen Kuss, bevor er sie wieder losließ.
Ohne zu zögern, legte Pippa sich auf den Bauch und kroch hinunter. Die Spalte war so eng, dass sie ihre Schultern fest zusammenziehen musste, um überhaupt hindurchzupassen. Als sie versuchsweise die Hand nach unten ausstreckte, konnte sie Mickeys Haarschopf berühren. Mit aller Kraft schob sie sich weiter, bis sie seine Schultern fühlen konnte.
„Mickey, bist du okay?“, rief sie keuchend, doch es kam keine Antwort.
Das Wasser ging dem Jungen bereits bis zum Kinn, und es war derart eng hier unten, dass Pippa keine Chance hatte, ihm das Seil umzulegen. Es musste anders funktionieren, aber wie? Pippa packte fest seine Jacke und zog. Ja, er bewegte sich!
„Zieh!“, schrie sie Riley zu, und er begann sie an den Füßen langsam hochzuziehen. Tatsächlich glitt Mickey dadurch einige Zentimeter höher, sodass Pippa nun seine Schultern umfassen konnte. Doch er war zu schwer, sie konnte ihn nicht halten.
Das Seil! überlegte sie fieberhaft. Pippa hätte hinterher nicht sagen können, wie es ihr gelungen war, Mickey anzuseilen, aber sie schaffte es tatsächlich.
„Los, zieh so fest du kannst!“, rief sie, und Riley setzte seine ganze Kraft ein.
Stück für Stück kam Pippa höher und mit ihr im „Schlepptau“ auch der kleine Mickey. Riley befreite ihn genau in dem Moment aus der Spalte, als die nächste große Welle über sie hereinbrach. Er hielt Pippa und den Jungen fest, bis der Sog sie wieder freigab, dann drehte er Mickey eilig auf den Rücken.
„Pippa, schnell, wir müssen ihn reanimieren! Du beatmest ihn, ich mache die Druckmassage.“
Pippa handelte blitzschnell, denn sie mussten vor der nächsten großen Welle fertig sein. Sie beatmete den Jungen, während Riley unaufhörlich presste. Dann, nach scheinbar einer halben Ewigkeit, rührte sich der Junge endlich. Zuerst hustete er und spuckte schließlich einen ganzen Wasserschwall aus. Rasch drehte Riley ihn auf die Seite, um die Atemwege frei zu halten.
Der kleine Mickey hustete noch mehrmals heftig, dann fing er kläglich an zu weinen. Und Pippa weinte mit – vor Erleichterung und Glück.
Was war sie doch für eine Frau! Phillippa Penelope Fotheringham – Riley fand sie einfach fabelhaft.
Er trat in den Hintergrund zurück, als der kleine Mickey von seiner Familie überglücklich in Empfang genommen wurde. Seine Atemwege waren frei, und es waren keine Schäden durch das geschluckte Wasser zu erwarten. Mickeys linker Arm war gebrochen, vielleicht auch mehrere Rippen, aber davon abgesehen, hatte der Junge keine schwereren Verletzungen.
Seine Mutter weinte hemmungslos vor Freude, sein Vater umarmte Pippa so fest, als wollte er sie nie mehr loslassen.
„Wenn Sie nicht gewesen wären“, sagte er mit Tränen in den Augen, „dann würde unser Junge jetzt nicht mehr leben. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
Pippa lächelte sanft. „Sie sollten Dr. Chase danken, er hat uns beide hochgezogen. Ein Glück, dass ich in den letzten Wochen ein paar Pfund abgenommen habe, sonst hätte er es nicht geschafft“, scherzte sie, womit sie den Mann tatsächlich ein wenig zum Lachen brachte. „Was ich Sie noch fragen wollte – haben Sie eigentlich was gefangen?“
„Gefangen?“ Mickeys Vater blickte zunächst verständnislos drein, dann schien er zu begreifen. „Ach
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