Aerzte Zum Verlieben Band 59
der Klippe schluchzend auf dem Boden – offenbar der Vater des kleinen Jungen – gestützt von einem Polizisten.
Ein weiteres Auto traf ein, aus dem eine Frau und zwei Kinder stiegen. Die Frau rannte auf den Abgrund zu und musste aufgehalten werden, damit sie nicht herunterstürzte. Pippa sah, wie sie in sich zusammensank und heftig schluchzte.
Ein Teil der Klippe war weggebrochen. Aus diesem Grund war der Junge vermutlich abgestürzt. Der Wind war stürmisch, und die Wellen barsten lautstark an den scharfen Felsen. Irgendwo dort unten lag der Kleine und wartete auf Rettung.
„Er heißt Mickey und ist acht Jahre alt“, rief Harry, der über Funk Kontakt zu den Polizeibeamten aufgenommen hatte. „Wir müssen uns verdammt beeilen!“
„Frag nach, wo genau er sich befindet, damit wir keine Zeit verlieren“, erwiderte Riley, dann sah er Pippa an. „Bist du bereit?“
Sie schluckte schwer und nickte.
„Natürlich ist sie bereit, es bleibt ihr gar nichts anderes übrig“, sprach Harry ihre Sorgen aus. „Oder willst du lieber fliegen, während ich Riley runterlasse?“
„O-oh nein, das mach mal lieber selber!“, rief Pippa aufgeregt, da ihr der Sinn ganz und gar nicht nach Scherzen stand. „Ich seile Riley ab, das hab ich schon mit ihm geübt.“
Riley sah ihr in die Augen. „Du wolltest unbedingt in unser Team, und wir haben Ja gesagt, weil wir glauben, dass du gut bist. Jetzt kannst du es beweisen.“
Pippa ließ Riley vorsichtig an der Seilwinde ab. Wobei sie sich höllisch konzentrieren musste, denn bei dem starken Wind war es nicht gerade leicht für Harry, den Helikopter ruhig in der Luft zu halten.
Unten angekommen, legte sich Riley vor der Spalte flach auf den Bauch, während die Wellen sich unaufhörlich an den Felsen brachen. „Mickey?“, rief er laut und leuchtete mit der Taschenlampe in den dunklen Spalt. „Mickey, hörst du mich?“
„Ja-a“, kam die schwache Antwort, und Riley atmete auf. Der Kleine lebte!
„Ich lasse gleich ein Seil zu dir herunter. Meinst du, du kannst du es greifen?“
„Nein … meine Hände … sie sind eingeklemmt … ich kriege sie nicht raus!“
Riley hörte Mickey schluchzen, dann keuchte und japste er nach Luft, als die nächste Welle kam und die Spalte überspülte. Als das Wasser sich zurückzog, glitt Riley ein Stück hinunter und streckte die Hand nach Mickey aus, doch er kam nicht an ihn heran. Die nächste große Welle ließ den Jungen in Panik aufschreien.
Riley fluchte leise. Er kam einfach nicht an Mickey ran. Der Junge steckte zu tief unten, und wenn das Wasser weiter stieg, würde er ertrinken. Jetzt gab es nur noch eine Chance – Pippa!
Er brachte es kaum über sich, so etwas von ihr zu verlangen. Doch ihm bleib keine andere Wahl, sonst würde Mickey sterben.
„Pippa, hörst du mich?“
Sie nickte aufgeregt. „Ja, ich höre dich. Hast du ihn gefunden?“
„Ja, aber ich komm nicht an ihn ran, er steckt zu tief unten, und die Spalte ist so eng, dass ich mich nicht zu ihm runterzwängen kann. Das Schlimmste sind die Wellen. Mit jeder großen spült mehr Wasser in die Spalte. Wenn wir Mickey nicht so schnell wie möglich rausziehen, steigt ihm das Wasser über den Kopf.“
Riley atmete tief durch. „Jetzt hört gut zu, es gibt nur einen Weg, wie wir es schaffen können: Harry, du landest auf der Klippe und schnappst dir einen Cop, der die Winde übernimmt. Und Pippa – du kommst zu mir runter. Du bist erheblich schmaler und könntest in die Spalte passen. Traust du dir das zu?“
Pippas Puls begann zu rasen. So etwas hatte sie noch nie gemacht. Was war, wenn sie …?
„Verdammt, wir müssen uns beeilen!“, schrie Riley aufgebracht. „Wenn der Kleine nicht in fünf Minuten raus ist, ist er tot!“
„Okay!“, sagte sie entschlossen. „Ich bin gleich bei dir, Riley!“
Pippas Herz schlug wie verrückt vor lauter Angst. Doch nicht vor Angst um ihr eigenes Leben, sondern um Riley und den kleinen Jungen. Riley hatte seine Gurte abgelegt und lag nun ungesichert auf dem Felsen, was bedeutete, dass er mit jeder neuen Welle weggespült werden konnte. Und Mickey steckte fest und drohte zu ertrinken.
Harry landete wie besprochen auf der Klippe, ließ einen Cop einsteigen, der Pippa an der Winde runterlassen sollte, und schon hob der Helikopter wieder ab.
Sie hatten keine Sekunde zu verlieren. Ohne an sich selbst zu denken, glitt Pippa Stück für Stück hinab, bis sie schließlich unten war. Riley nahm sie an den Schultern,
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