Aerzte Zum Verlieben Band 59
nur andere erlebten, aber niemals Riley. Letztendlich war ihm das auch recht so. Er sehnte sich nicht nach Liebe, denn er hatte alles, was er brauchte für ein angenehmes Leben: einen Job, der ihn erfüllte, die Möglichkeit zum Surfen und vor allem Freiheit.
Sobald die Gelbsucht bei Amys Baby abgeklungen war, würde er das junge Mädchen zurück nach Dry Gum fliegen. Pippa würde ausziehen, und für Lucy würde er eine kleine Wohnung suchen.
Die hohen Wellen, die Pippa in seinem Leben geschlagen hatte, würden sich bald legen und der gewohnte Alltag wieder einkehren. Riley sah, wie Pippa aufstand und in die Küche ging. Die schöne Pippa, die ihn magisch anzog.
Er blieb wohl besser noch ein bisschen länger hier draußen …
Pippa wusste, weshalb Riley an den Strand gegangen war: um zu demonstrieren, dass er nicht dazugehörte, dass er nicht an ihrem gemeinsamen Leben teilhaben wollte. Sie begriff es einfach nicht. Warum war er nur so stur? Wieso weigerte er sich so strikt, Teil ihrer fröhlichen Gemeinschaft zu sein? Pippa jedenfalls fand ihre bunte Gästeschar richtig erfrischend.
Besonders Lucy machte ihr viel Freude, denn sie war wie ein Schwamm, der alles Neue aufsaugte. Die Bücher aus der Klinik verschlang sie regelrecht, und auch Adam war mit Begeisterung dabei. Und Amy – sie unterstütze Lucy, wo sie konnte, und wurde niemals müde, ihr die Atemtechnik beizubringen oder ihr Mut zuzusprechen, um ihr die Angst vor der baldigen Entbindung zu nehmen.
Riley hingegen tat nicht mehr als seine Pflicht. Er untersuchte täglich Baby Riley, ließ Lucy und Adam bei sich wohnen und stellte sicher, dass Lucy alle nötigen Untersuchungen wahrnahm. Kurzum, er tat alles, was zu tun war, jedoch ohne emotionale Anteilnahme. Und das enttäuschte Pippa sehr.
Keine Angst, du brauchst uns nicht mehr lange zu ertragen, dachte sie frustriert. Nächste Woche würde er Amy und ihre kleine Familie zurück nach Dry Gum bringen, und sie, Pippa, würde ausziehen. Dann hatte Riley nur noch Lucy und Adam um sich.
Andererseits musste sie sich eingestehen, dass sie kein Recht hatte, Riley vorzuschreiben, wie er denken oder fühlen sollte. Wenn er sein Junggesellendasein liebte, musste sie das akzeptieren. Trotzdem, Pippa bezweifelte, ob Riley damit wirklich glücklich war. Wer wollte immer nur allein sein? Wer war glücklich ohne feste Bindungen?
Nein, Riley war nicht so, er wollte es den anderen nur nicht zeigen. Wie aber sollte sie ihn dazu bringen, dass er sich endlich öffnete?
Es war Sonntagnachmittag, als der nächste Notruf eintraf. Riley hatte Dienst und saß hinter seinem Schreibtisch im Flight-Aid-Büro.
„Ein kleiner Junge ist in eine Felsspalte gestürzt, an den Klippen bei McCarthy’s Sound“, ertönte Harrys aufgeregte Stimme. „Wir müssen uns beeilen, die Flut ist schon im Anmarsch. Wenn wir ihn nicht rechtzeitig rausholen, ertrinkt der Kleine. Ich rufe Pippa an, in zehn Minuten fliegen wir!“
Als das komplette Team im Helikopter saß, erklärte Harry, was genau passiert war:
Ein Vater war mit seinem Sohn angeln gegangen. Der Kleine war am Rand der Klippe abgerutscht und einige Meter unterhalb in eine Felsspalte gefallen. Beim Versuch, seinem Sohn zu helfen, war der Vater ebenfalls gestürzt und hatte sich den Fuß gebrochen. Die Zeit drängte, denn wenn der Fels vom Wasser überflutet wurde, hatte der Junge keine Chance mehr.
Pippa saß hinten neben Riley und hatte das Gefühl, als läge ihr ein Stein auf der Brust. War sie überhaupt bereit für eine so gefährliche Aktion? Da Cordelia noch immer krank war, musste Pippa mit. Bisher hatte sie nur ein Basistraining absolviert und keinerlei Erfahrung mit Rettung aus der Luft.
Von Riley hatte sie gelernt, wie man jemanden an einer Seilwinde abließ, und sie hatte sich selbst schon einmal abseilen lassen. Sie wusste, wie man einen Menschen barg, ohne seine Verletzungen zu kennen, und wie man die Rettungsgurte anlegte. In der Theorie wusste sie zumindest das Nötigste, aber würde sie es auch in die Praxis umsetzen können?
Pippa war so nervös, dass ihre Hände feucht wurden. Vielleicht hätte Harry lieber Mardi anrufen sollen, die viel mehr Erfahrung hatte …
„Wir sind gleich da“, sagte Riley und drückte ihre Hand. „Keine Angst, wir werden das schon schaffen.“
Als sie den Unfallort erreichten, klopfte Pippas Herz wie wild. Oben auf der Klippe standen zwei Kranken- und ein Streifenwagen, daneben eine Gruppe Menschen. Ein Mann kniete am Rand
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