Aerzte Zum Verlieben Band 59
dem Nachttisch stand.
Charlie sah mit einem schwachen Lächeln in die Kamera. Das Bild war aufgenommen worden, bevor sie die Kontrolle über ihre Nackenmuskeln verlor.
Elizabeth stellte das Bild zurück und begann, ihre Sachen auszupacken. Im Koffer obenauf lag Charlies Lieblingskuscheltier. Ein Auge fehlte, und ein Ohr war ausgefranst, weil Charlie immer darauf herumgekaut hatte. Kaum erträglicher Schmerz packte Elizabeth, als sie sich erinnerte, wie flehentlich ihre Tochter sie angeschaut hatte, voller Unverständnis, warum Mummy ihr nicht helfen konnte.
Noch immer fühlte sie das Gewicht ihrer Tochter in den Armen, das von Tag zu Tag weniger wurde. Und dann das letzte Mal, als sie wusste, dass all ihre Liebe nicht verhindern würde, dass Charlie von ihr ging. Als der kleine weiße Sarg in die Grube herabgelassen wurde, konnte sie einfach nicht fassen, dass sie den Rest des Lebens ohne ihre Tochter leben musste.
Elizabeth hob das Kuscheltier an die Nase und sog tief den schwachen Duft ein, der sie immer an ihre Tochter erinnerte.
In den Wochen nach der Beerdigung war sie wie betäubt gewesen. Sie war in ihrem Cottage herumgewandert, einsam und allein, und hatte sich danach gesehnt, ihre Tochter wieder berühren zu können. Nur ein einziges Mal.
Die Nächte waren am schlimmsten. Manchmal wachte sie im Bett ihrer Tochter auf, das Gesicht tränenüberströmt. Aber irgendwann war ihr klar geworden, sie musste etwas tun. Als sie die Anzeige für diesen Job las, wusste sie, er war perfekt für sie. Hier würde sie nicht mit Kindern in Kontakt kommen, die Arbeit war zeitlich begrenzt, sodass sie ihr Leben weiter planen konnte, und sie würde mit Menschen zu tun haben, die sie nicht kannten und die wohl auch nicht an ihr interessiert waren.
Sobald sie den Vertrag in der Tasche hatte, beauftragte sie einen Makler mit dem Verkauf ihres Hauses. Mit etwas Glück würde es verkauft sein, wenn ihr Vertrag auslief. Ohne Charlie konnte sie dort nicht mehr wohnen, an dem Ort, an dem sie so glücklich gewesen waren. Alles dort erinnerte sie an Charlie. Noch einmal küsste sie das Foto, bevor sie es wieder auf den Nachttisch stellte.
Was würde sie nicht dafür geben, ihre Tochter zurückzubekommen! Aber das war unmöglich. Irgendwie musste sie es schaffen, wieder etwas aus ihrem Leben zu machen. Nur wusste sie im Moment nicht, wie.
2. KAPITEL
Die nächsten Tage blieb es heiß. Nachts war es zwar kühler, aber Elizabeth fand nur schwer in den Schlaf. Und dann träumte sie von Charlie.
Nach und nach lernte sie die Schauspieler und das gesamte Filmteam näher kennen. Alle waren freundlich und nett zu ihr. Die Stunts übernahmen, neben Kendrick, noch Josh, ein älterer Mann, und Imogen, die das Double für Tara, den bekannten Filmstar, spielte.
Eines Morgens kam Sunny noch vor den Dreharbeiten zu ihr. „Seit ein paar Tagen geht es mir nicht so gut“, klagte sie. „Ob es an der Hitze liegt, weiß ich nicht, aber ich glaube, ich habe leichtes Fieber.“
„Sonst noch irgendwelche Beschwerden?“, fragte Elizabeth.
„Nein, eigentlich nicht, nur so das Gefühl, als würde ich eine Grippe bekommen. Und ich kann es mir nicht leisten, krank zu werden. Wir sind sowieso schon hinter der Zeit zurück. Wenn wir sie nicht aufholen, wird Philip am Wochenende drehen, und dann kann ich meine Kinder nicht sehen.“
Sunny und Kinder? Sie wirkte noch so jung.
„Wenn Sie die Bluse ausziehen, horche ich Sie einmal ab.“ Elizabeth griff nach dem Stethoskop. „Wie viele Kinder haben Sie denn?“
„Zwei.“ Sunny lächelte wehmütig. „Sam ist acht und Trixie sechs. Und bevor Sie fragen – Sam habe ich mit siebzehn bekommen.“
Also war sie fünfundzwanzig.
„Bestimmt fehlen sie Ihnen.“
„Bevor sie eingeschult wurden, habe ich sie immer zu den Drehorten mitgenommen, das geht nun leider nicht mehr. Ich könnte natürlich jemanden bezahlen, der sie privat unterrichtet, aber das wäre doch unfair, oder? Kinder brauchen ihre Freunde und einen geregelten Alltag. Ich möchte, dass sie einen besseren Start ins Leben haben als ich.“
Ungewollt sah Elizabeth Charlies Gesicht vor sich, und ihr zog sich das Herz zusammen. Ihre Tochter hatte nie erfahren, was es bedeutete, Freunde zu haben.
„Ich habe Philip viel zu verdanken“, fuhr Sunny fort. „Zuerst hat er mich als Mädchen für alles eingestellt, und nun bin ich seine persönliche Assistentin.“
Elizabeth legte ihr die Manschette um und maß den Blutdruck. Keine
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