Aerzte Zum Verlieben Band 59
gab er zu. „Ich schätze, jeder sucht sich einen Anwalt.“
„Wir brauchen keine Anwälte.“
„Sagt das nicht jeder? Lass uns einen Anwalt nehmen und bringen wir es hinter uns.“ Er wandte sich ab und ging ins Wohnzimmer. Zum Sofa.
„Nächstes Wochenende ist die Geburtstagsfeier deiner Mutter“, rief sie ihm nach. „Hinterher wäre doch besser, oder?“
Er nickte. „Morgen nehme ich mir ein Hotelzimmer. Ich sage es ihr nach der Feier, na ja, vielleicht nicht direkt danach …“
„Okay.“ Ava ertrug die Situation nicht länger, konnte ihn nicht einmal mehr ansehen, ihre große Liebe, die sie unwiederbringlich verloren hatte. Sie drehte sich um, schaltete die Nachttischlampe aus und rang sich noch zwei Worte ab: „Nacht, James.“
Die gnädige, alles verhüllende Dunkelheit währte nicht lange. Mit zwei langen Schritten war James am Bett und knipste die Lampe wieder an. „Du weinst uns keine Träne nach, was?“, fuhr er sie an.
„Sag das nicht.“ Wenn sie jetzt anfing zu weinen, würde sie nicht wieder aufhören können.
„Du bist einfach nur froh, dass es vorbei ist, oder?“ James war wütend. „Okay, soll ich dir etwas verraten? Ich auch! Es war die Hölle …“
„Es war nicht alles schlecht.“
„Nein, Ava, es war nicht alles schlecht.“ Er wurde lauter. „Aber es war auch nicht gut, also lass den Zuckerguss weg. Das letzte Jahr war schrecklich, und ich will nur, dass es endlich vorbei ist.“ Sie zuckte zusammen unter seinem Zorn, der Verletztheit, die sie spürte.
Da hielt er inne. „Entschuldige“, sagte er und senkte die Stimme. „Es tut mir leid, okay? Ich will nicht streiten.“ James setzte sich ans Bett und nahm Avas Hand. „Wir bringen es zivilisiert zu Ende. Ich möchte keine Auseinandersetzungen mehr … Und du hast recht, es war nicht alles schlecht.“ Er sah sie an. „Vieles war sehr gut.“
„Ja, bitte, lass uns nicht streiten“, bat sie. Sie hasste Zank und Streit, sie wurde ganz krank davon, und James wusste das.
„Versprochen. Wir …“ Er zuckte mit den breiten Schultern, und sie sah die Muskeln spielen. James war durchtrainiert, er war einfach atemberaubend, und es fühlte sich so gut an, seine warme Hand auf ihrer Haut zu spüren. „Wir erinnern uns an die guten Zeiten“, sagte er da. „Wir wollen ja nicht so enden wie Donna und Neil.“
Damit entlockte er ihr ein schwaches Lachen. Donna und Neil, das war eine Geschichte für sich. Sie kannten die beiden schon lange, erst als Paar, und dann, nachdem sie sich hatten scheiden lassen, als Singles. Immer, wenn sie zusammensaßen, lästerten sie ungehemmt über den anderen. Ava erinnerte sich, wie sie und James sich vielsagende Blicke zuwarfen, während sie Getränke nachfüllten oder mehr Dips und Kräcker auf den Tisch stellten.
„Und er hält sich für unkompliziert …“ Ava ahmte Donna nach.
„Keine Ahnung, wofür sie so viel Geld ausgibt“, sagte James mit Neils Stimme.
„Im Bett war er eine Niete …“
„Also, das kannst du nicht behaupten“, meinte James wieder als James.
„Nein. Aber du vielleicht …“
„Nein.“ Er lächelte. „Denn als zwischen uns noch alles gut war …“ James beugte sich vor, und sie wusste, was geschehen würde.
Ava wusste auch genau, was sie tat, als sie die Hand auf seine Brust legte. Nicht, um ihn wegzuschieben, nein, sie strich über die glatte warme Haut und erwiderte James’ Kuss. Dies war kein verzweifelter Versuch, die Beziehung zu kitten, dies war ein Abschiedskuss. Ein letztes Mal miteinander schlafen, weil beiden klar war, dass es nie wieder vorkommen würde.
Ihre Gedanken waren seltsam klar, sie dachte sogar an Finn und Evie und daran, was Evie ihr von der Nacht vor dem OP-Termin erzählt hatte. Diese wundervolle Nacht, in der Finn ihr nahe war wie nie zuvor, solange er es noch konnte, weil niemand voraussagen konnte, wie sein Leben nach der Operation aussah.
Eine Liebesnacht zum Abschied, die alles bewahrt, was nicht mehr sein wird.
Die klaren Gedanken verblassten, lösten sich auf, als Verlangen ihre Sinne eroberte. James küsste sie leidenschaftlich, und Ava ergab sich seinen warmen forschenden Lippen, spürte die kratzigen Bartstoppeln, die ein erregendes Prickeln auf ihrer Haut hinterließen.
Oh, sie hatte seinen Mund schon immer geliebt, von jenem magischen Moment an, als James sie damals an der Uni das erste Mal geküsst hatte. Seine Schultern sind breiter geworden, dachte sie, während sie mit den Händen darüber glitt.
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