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Aerzte Zum Verlieben Band 59

Aerzte Zum Verlieben Band 59

Titel: Aerzte Zum Verlieben Band 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fraser , Carol Marinelli , Marion Lennox
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geschleudert.
    Schweigend gingen sie den Flur entlang, James hielt Behälter und Formular für die Pathologie in der Hand. Man wies ihm einen Raum zu, und Ava blieb davor stehen. Sie hatte nicht vor, ihm einen Kuss zu geben, bevor sie ging. Wahrscheinlich wollte er es auch nicht, so hart und abweisend, wie er sie anblickte.
    „Ich bin dann morgen früh hier, bevor es losgeht.“
    „Das brauchst du nicht“, wehrte er ab. „Es ist kein besonders schwerer Eingriff.“
    „Deine Mutter kommt, wie sieht das aus, wenn ich mich nicht blicken lasse?“ Sie wollte für ihn da sein, hätte ihn lieber heute Abend noch zu Hause gehabt. Aber er war der Erste auf der Liste und zog es vor, die Nacht davor im Krankenhaus zu verbringen – mit einer Schlaftablette, um ruhig schlafen zu können.
    „Bitte, James, können wir miteinander reden?“
    „Reden?“ Er lachte ungläubig auf. „Das können wir doch gar nicht, schon vergessen? Neben so vielem anderen.“
    Damit betrat er den Raum, bei sich den Behälter, der seine Zukunft bergen würde. Sie bekam Magenschmerzen bei dem Gedanken, dass er eine haben könnte. Natürlich wollte sie, dass er eine Zukunft hatte, aber er sollte sie mit ihr haben, nicht mit einer anderen Frau.
    Ava wandte sich ab, um nach Hause zu gehen. In ihrem Kopf setzte ein leises Pochen ein, wurde zu einem dumpfen Schmerz. Sie war schon so lange mit James zusammen, dass jeder Schritt Erinnerungen weckte. Hier, auf den Krankenhausstufen hatten die Krämpfe eingesetzt, die den Anfang vom Ende ihrer letzten Schwangerschaft ankündigten. Anfangs versuchte sie, nicht weiter darauf zu achten, aber schon an der nächsten Straßenecke krümmte sie sich vor Schmerzen.
    Die Sonne brannte heiß, und ihre Bluse klebte ihr auf der Haut. Zuhause, das schien unendlich weit weg zu sein. Ava mochte nicht denselben Weg wie damals gehen, scheute die Gedanken, die sie in einen Strudel von Kummer und Hoffnungslosigkeit zerrten.
    Spontan ging sie rüber zu Pete, nur um bald zu bemerken, dass auch das ein Fehler war. Früher waren James und sie oft zusammen in die gemütliche Bar gegangen, aber jetzt schien es ihr eine Ewigkeit her zu sein. Sie setzte sich an einen der Tische, bestellte ein Mineralwasser und suchte in ihrer Handtasche nach Kopfschmerztabletten. Natürlich hatte sie keine.
    „Ava!“ Jemand rief ihren Namen, doch sie reagierte nicht. Vielleicht verriet auch ihr Gesicht, dass sie keine Lust auf Gesellschaft hatte, denn es kam niemand zu ihr herüber. Bei Pete trafen sich viele ihrer Kollegen, und ihr graute davor, an den Tresen zu gehen und jemandem aus dem Harbour zu begegnen. Lieber blieb sie an ihrem Tisch sitzen und sah aus dem Fenster. Leute eilten vorbei, zur Arbeit, nach Hause, wie immer an einem gewöhnlichen Tag.
    Aber dieser Tag war nicht wie jeder andere. Nicht für Ava. Ihre Ehe existierte nur noch auf dem Papier, James hatte Krebs, und Ava sehnte sich so sehr danach, bei ihm zu sein, dass sie beim Klingeln ihres Telefons heftig zusammenfuhr.
    „Es geht ihm gut, Veronica“, versicherte sie, nachdem sie gehört hatte, wer dran war. „Aber heute Abend möchte er keinen Besuch mehr.“ Geduldig versuchte sie, die endlosen Fragen ihrer Schwiegermutter zu beantworten.
    Aber Veronica Carmichael war nicht nur eine neugierige, sondern auch eine scharfsinnige alte Schreckschraube.
    „Das liegt daran, dass er Arzt ist“, sagte Ava, als James’ Mutter wissen wollte, warum er schon am Abend vorher ins Krankenhaus ging. Er hätte ihr erklärt, dass es ein Routineeingriff sei und sie sich keine Sorgen machen müsse. „Sie geben ihm etwas, damit er gut schlafen kann und sich um nichts mehr zu kümmern braucht. Das ist besser, als wenn er zu Hause die halbe Nacht wach liegt, weil er so viel grübelt.“
    Das war glatt gelogen.
    James ließ sich selten aus der Ruhe bringen, etwas, das sie immer an ihm geliebt hatte. Stress war für ihn ein Fremdwort. Manche hielten ihn deshalb für arrogant, einige sogar für einen Chauvi, aber er war weder das eine noch das andere. James war ein Bulle von Mann, einer, der sich wegen Kleidung oder Blumen nicht den Kopf zerbrach … Kleinkram in seinen Augen. Und wenn er den Abwasch stehen ließ, dann nicht, weil er erwartete, dass sie ihn erledigte, sondern weil es ihn nicht störte, dass sich in der Küche das schmutzige Geschirr stapelte.
    „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“
    Aus ihren Gedanken gerissen sah Ava auf. Vor ihr stand die Kellnerin, das Glas in der Hand. Ava

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