Aerzte Zum Verlieben Band 59
Notfall war, versuchte er sich einzureden, doch so richtig überzeugt war er davon nicht. Riley wusste nicht, warum er so auf diese Frau abfuhr. Vielleicht war es ihr britischer Akzent, der ihn anzog, oder ihre roten Haare.
Wie gut es sich angefühlt hatte, sie in den Armen zu halten … So gut, dass er sie am liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte. Doch es war nicht nur ihr Äußeres, das ihn faszinierte, sondern vor allem ihre Art, mit Menschen umzugehen. Es war einfach rührend, wie sie sich um Amy gekümmert hatte, obwohl sie selbst in der Nacht zuvor fast ihr Leben verloren hätte.
Phillippa Penelope Fotheringham – der Name ließ auf Wohlstand schließen. Wie er darauf kam, wusste Riley selbst nicht, aber er war sicher, dass er sich nicht täuschte.
Vergiss sie! sagte er sich grimmig. Vor vielen Jahren hatte er sich schon einmal in eine reiche Engländerin verliebt, und die hatte ihm das Herz gebrochen. Nein, er liebte sein bequemes Single-Leben über alles und suchte nicht nach neuen Abenteuern. Ein großes stand ihm allerdings bevor, und zwar in Gestalt von Lucy.
Riley blickte aus dem Fenster und bewunderte den Sonnenaufgang, der das Meer rotgolden schimmern ließ. Er würde surfen gehen, damit bekam er den Kopf am besten frei. Sein Surfbrett und sein Job – was brauchte er mehr zum Leben?
Am frühen Abend ging Riley noch einmal zu Amy. Sie stand mit ihrem Baby im Arm auf dem Balkon und genoss die letzten Sonnenstrahlen.
„Hallo, Amy, wie geht es dir?“
„Super.“ Sie strahlte, und ihre weißen Zähne blitzten. „Sie sind heute schon mein zweiter Besucher.“
„Wer war denn sonst noch hier?“
„Pippa. Schauen Sie mal, was sie mir mitgebracht hat.“ Sie wies auf einen drolligen Stoffhasen auf ihrem Bett, der so lustig grinste, dass Riley lachen musste.
Wann mochte Pippa da gewesen sein? Hatte er sie vielleicht gerade verpasst?
„Sie ist erst vor ein paar Minuten gegangen“, erklärte Amy prompt, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Und Sie hat nach Ihnen gefragt.“
„Tatsächlich?“ Rileys Herz schlug etwas schneller. „Wohnt sie immer noch im Hotel?“
Amy nickte. „Sie hat gesagt, ihr Ex hätte das Zimmer bis Sonntag gebucht und schon im Voraus bezahlt, also würde sie es auch nutzen.“ Hoffnungsvoll sah sie Riley an. „Wann darf ich denn nach Hause?“
„Ich möchte, dass du eine ganze Woche hierbleibst.“
„Aber Sie fliegen doch nur jede zweite Woche nach Dry Gum. Wenn ich diesen Donnerstag nicht mitkann, heißt das, dass ich bis nächste Woche warten muss. Das ist mir viel zu lange.“
Riley zögerte. Amy schon drei Tage nach der Entbindung zu entlassen, erschien ihm eigentlich zu früh …
„Bitte, Doc, so lange halte ich es hier nicht aus.“
„Also gut, wenn bis Donnerstag mir dir und dem Baby alles in Ordnung ist, nehmen wir euch mit“, beschloss Riley. „Aber nur unter der Bedingung, dass du dich eine ganze Woche lang von Schwester Joyce betreuen lässt. Sie wird dir alles zeigen, was du wissen musst, um dein Baby richtig zu versorgen.“
„Ach, über kleine Kinder weiß ich doch schon längst Bescheid“, erklärte Amy stolz. „Schließlich zieh ich meine Geschwister groß.“
Das wusste Riley nur zu gut, denn er kannte Amy schon seit sechs Jahren. Sie hatte neun jüngere Geschwister, um die sie sich aufopferungsvoll kümmerte, weil die Mutter offensichtlich nicht dazu in der Lage war. Keine leichte Aufgabe, denn häufig gab es zu Hause weder Geld noch Essen, dann musste Amy stehlen, um die Familie zu ernähren.
Als Riley erfahren hatte, dass Amy schwanger war, hatte er darauf bestanden, dass sie in die Klinik ging. Auf keinen Fall hätte er es zugelassen, dass sie das Kind ohne jede Hilfe in diesem gottverlassenen Ort entband.
„Trotzdem gibt es da noch eine ganze Menge Dinge, die du lernen musst“, beharrte er. „Einen Säugling zu versorgen, heißt, viel Mühe und Verantwortung auf sich zu nehmen und Tag und Nacht für ihn da zu sein.“
Amy nickte ernst. „Das weiß ich auch, und Schwester Joyce wird mir dabei helfen.“
„Also, kann ich mich darauf verlassen, dass du eine Woche bei ihr bleibst?“
„Klar doch. Ich will sowieso nicht gleich zurück zu Mum.“
Das war ein großer Schritt für Amy, und Riley bewunderte sie dafür. „Was ist mit deinem Freund?“, erkundigte er sich. Soviel er wusste, hatte Amys Beziehung zum Vater ihres Kindes kaum zwei Monate gehalten. „Jason heißt er, glaub ich, oder?“
Wieder nickte
Weitere Kostenlose Bücher