Aerzte Zum Verlieben Band 59
edlem Leder und der Fernsehbildschirm fast so groß wie eine Kinoleinwand. Zur Suite gehörte ein schöner Balkon mit atemberaubendem Blick aufs Meer, und im hoteleigenen Garten gab es einen großen Swimmingpool mit bequemen Sonnenliegen.
Für die meisten Menschen bestimmt ein Traum, aber nicht für Pippa. Pomp und Luxus waren ihr verhasst und lösten schon seit Kindertagen größtes Unbehagen in ihr aus. Und vor allem die Erinnerung an tiefe Einsamkeit.
Pippa war ein Einzelkind. Mit sechs Jahren war sie auf ein Internat gekommen und hatte ihre Eltern von da an nur noch in den Ferien gesehen. Und selbst da hatten sie kaum Zeit für sie gehabt. Den Urlaub hatten sie stets in Luxusresorts an exotischen Orten verbracht, und während ihre Eltern sich amüsierten, war für Pippa ein Babysitter engagiert worden, der sich die meiste Zeit um sie gekümmert hatte.
Als Teenager hatte sie sich schließlich geweigert, mitzufahren, denn zu Hause war sie nicht so einsam, dort kannte sie wenigstens das Personal. Und natürlich Roger, ihren besten Freund. Zumindest war er das gewesen, bis vor ein paar Tagen.
Pippa gähnte, sie fühlte sich auf einmal schrecklich müde. Der junge Arzt, der sie entlassen hatte, hatte ihr geraten, sich noch viel zu schonen und gründlich auszuschlafen. Immerhin hätte sie einen Schock erlitten und es dauere eine Weile, den zu überwinden.
Sie trat auf den Balkon und blickte aufs türkisfarbene Meer hinaus, das in der Sonne glitzerte. In der Ferne konnte sie einen einsamen Surfer erkennen, der die Wellen mühelos zu nehmen schien. Es musste toll sein, wenn man so gut surfen konnte. Vielleicht würde sie es auch irgendwann mal lernen …
Ganz in der Nähe lag das Personalwohnheim, das zum Krankenhaus gehörte, davon hatte Jancey ihr erzählt. Jancey, die völlig überlastet war und doch immer guter Laune. Sicher würde sie sich freuen, wenn sie mehr Unterstützung hätte …
Genau das ist es! schoss es Pippa plötzlich durch den Kopf, und ihr Herz schlug wild vor lauter Aufregung. Ich könnte diese Unterstützung sein! Auch Doc Riley hatte sich beklagt, wie unterbesetzt sie momentan seien, eine qualifizierte Fachkraft würde man also ganz bestimmt nicht ablehnen.
Pippa stellte es sich toll vor, in einem kleinen Krankenhaus wie dem Whale Cove zu arbeiten, wo jeder jeden kannte und wo man dringend Unterstützung brauchte. Dort könnte sie ein wichtiger Teil eines kleinen Teams sein, anstatt ein austauschbares Glied einer langen Kette.
Aber warum wollte sie sich überhaupt verändern? Weil sie vor irgendetwas davonlief so wie damals, als sie den Wünschen und Erwartungen ihrer Eltern hatte entkommen wollen und gegen deren Willen Krankenschwester geworden war? Nein, damit hat das nichts zu tun, sagte Pippa sich. Sie wollte einfach ihren Platz im Leben finden – einen Ort, an dem sie sich geborgen und zu Hause fühlte.
Zurück in ihrem Zimmer, legte sie sich sofort hin. Sie musste unbedingt ein bisschen schlafen, denn sie war zu müde, um noch länger über ihre Zukunft nachzudenken. Morgen, wenn sie wieder fit war, würde sie entscheiden, wie es weitergehen sollte.
Pippa ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Phillippa Penelope Fotheringham – die bemerkenswerte Frau mit dem langen roten Haar, den ausdrucksvollen grünen Augen und dem unbändigen Lebenswillen, die Amy geholfen hatte, ihr Baby zu entbinden.
Und dann gab es auch noch Lucy. Seine Tochter, die am Freitag kommen würde. Wenn Riley nicht gerade an Pippa dachte, grübelte er über Lucy nach. Allein das reichte aus, um ihm den Schlaf zu rauben.
Es war Dienstag, und er hatte mit Harry nur einen kurzen Einsatz am Nachmittag zu fliegen. Sie mussten im Outback zwei Patienten abholen, die morgen operiert werden sollten.
Und für Donnerstag stand Dry Gum Creek auf dem Plan, Amys Heimatort. Wenn sie bis dahin fit genug war und es dem Baby gut ging, würden Harry und er sie bei der Gelegenheit gleich nach Hause bringen. Am Freitag und am Wochenende standen bisher keine Flüge an, das konnte sich jedoch schnell ändern.
Die ganze Zeit schon zerbrach Riley sich den Kopf darüber, was er mit Lucy am Wochenende unternehmen sollte. Er hatte keine Ahnung, was man mit einer Tochter anfing, die man gar nicht kannte.
Wieder dachte er an Pippa. Was musste sie bloß von ihm halten, nachdem er sie zurück zu ihrem Bett getragen hatte? Ein derart unprofessionelles Verhalten legte er sonst nie an den Tag, warum dann ausgerechnet bei ihr?
Weil es ein
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