Aerzte Zum Verlieben Band 59
fremden Kontinent zu bereisen?
Die automatischen Türen in der Ankunftshalle öffneten und schlossen sich, Passagiere strömten massenhaft heraus. Angestrengt hielt Riley nach Lucy Ausschau. Und dann entdeckte er sie endlich. Sie war genauso hübsch wie auf dem Foto, das sie ihm gemailt hatte. Marguerite sah sie nicht ähnlich, eher ihm.
Lucy schob den voll beladenen Gepäckwagen vor sich her und blickte sich suchend um. An ihrer Seite war ein junger Mann, der mit ihr diskutierte, weil er offenbar den Wagen schieben wollte. Er mochte um die Zwanzig sein, hatte schwarzes Haar und schien aus Asien zu stammen. Schließlich stellte er sich vor den Wagen, und Lucy trat zur Seite, sodass Riley sie in ihrer vollen Größe sehen konnte.
Sie war schwanger, mindestens im achten Monat!
Jetzt schaute sie in seine Richtung und erkannte ihn offenbar sofort. Er trug die Flight-Aid-Uniform, sah genauso aus wie auf dem Foto, das sie im Internet von ihm gesehen hatte.
Der junge Mann schob nun den Trolley, und die beiden kamen direkt auf Riley zu.
„Dad?“
„Lucy?“
Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, ganz ruhig und souverän zu bleiben, schwankte seine Stimme leicht, als er ihren Namen aussprach. Dann geschah etwas, womit Riley nicht gerechnet hatte. Lucy fiel ihm schluchzend um den Hals und weinte herzzerreißend, während ihr Freund danebenstand und wohl nicht wusste, wie er sich verhalten sollte.
Riley schloss sie in die Arme, wartete darauf, dass sie sich beruhigte. Als er über Lucys Schulter blickte, bemerkte er plötzlich Pippa. Sie stand etwa zwanzig Meter von ihm entfernt und gab ihm durch Gestik zu verstehen, dass sie da war, wenn er ihre Hilfe brauchte. Das wirkte Wunder, denn es gab Riley das Gefühl, nicht allein zu sein. Pippa würde ihn unterstützen, falls ihm die Sache über den Kopf wuchs.
Endlich hörte Lucy auf zu weinen und löste sich von ihm. Der junge Mann an ihrer Seite reichte ihr ein Taschentuch, und sie schnäuzte sich die Nase.
„Ich freue mich, dass du gekommen bist“, sagte Riley steif. Mühsam rang er sich ein Lächeln ab. „Sehr sogar.“
„Wirklich?“
„Klar.“
„Aber ich … bin schwanger.“
Nun lächelte Riley wirklich. „Das ist nicht zu übersehen. Wie weit bist du denn?“
„Im … neunten Monat.“
„Im neunten Monat!“, wiederholte er entsetzt. „In diesem Zustand hättest du gar nicht fliegen dürfen!“
„Ich weiß, aber Mum hat das geregelt. Sie hat den Arzt dafür bezahlt, dass er mir bescheinigt, dass ich erst im achten Monat bin.“
„Deine Mutter hat den Arzt bestochen?“ Riley konnte es kaum fassen. Wie hatte Marguerite so etwas tun können?
„Ja, weil sie mich nicht mehr sehen wollte.“ Lucys Lippen zitterten. Wieder kamen ihr die Tränen. „Es ist wegen Adam … meinem Freund.“ Sie griff nach der Hand des jungen Mannes und zog ihn zu sich. „Das ist Adam.“
„Hi“, sagte der und lächelte verlegen.
„Hallo Adam.“ Riley schüttelte dem jungen Mann freundlich die Hand.
Plötzlich wurde Riley alles klar. Der Junge war Asiate und passte somit nicht in das perfekte Bild, das Marguerite sich selbst von ihrer Familie machte. Riley konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie schäbig sie den armen Jungen behandelt haben mussten.
„Sie haben alles versucht, um uns auseinanderzubringen“, beklagte sich Lucy. „Mum hat ein hohes Tier an Adams Uni bestochen, damit der dafür sorgt, dass Adam rausfliegt. Damit nicht genug, hat sie auch noch bei der Einwanderungsbehörde angerufen und behauptet, Adam hielte sich illegal im Land auf.“
Wieder schluchzte sie. „Und dann hat sie gesagt – und das war das Schlimmste – wenn ich das Kind behalte, bin ich für sie gestorben. Grandpa hat dazu gemeint, er hätte schon einmal einen ungewollten Balg großgezogen, nämlich mich, und noch mal würde er das nicht machen. Da hab ich es einfach nicht mehr ausgehalten und bin von zu Hause weggelaufen. Wir haben uns überlegt, ob wir … ob wir vielleicht hier neu anfangen könnten. Und wir hoffen, dass du … uns vielleicht dabei hilfst.“ Lucy biss sich auf die Lippe. „Du hast es mir in deiner E-Mail quasi ja schon angeboten.“
Nun war Riley vollends sprachlos. Lucy war hierhergekommen, weil sie seine Hilfe brauchte – was sollte er jetzt machen? Er blickte kurz an ihr vorbei, in der Hoffnung, Pippa zu entdecken, doch sie war nirgends zu sehen. Was bedeutete, dass er das jetzt ganz allein entscheiden musste.
„Natürlich werde ich euch
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