Aerzte Zum Verlieben Band 59
geweigert hat, haben sie sie einfach rausgeworfen.“
Pippas Ärger legte sich nun etwas, als sie daran dachte, wie sehr Riley damals unter Marguerites Abweisung gelitten haben musste. „Du warst noch sehr jung, als Lucy zur Welt kam, nicht wahr?“
„Ich war zwanzig und hatte keine Ahnung.“ Er lachte freudlos auf. „Eine richtige Familie hatte ich nie, und mein Zuhause entsprach nicht dem, was man sich unter einem normalen Zuhause vorstellt. Meine Mutter hatte ständig neue Freunde, einer schlimmer als der andere. Wir sind x-mal umgezogen, aber wenigstens wohnten wir immer nah am Meer, sodass ich surfen konnte.“
Düster fuhr er fort: „Einmal lief ich von zu Hause weg und lebte eine Weile sogar auf der Straße, bis mich ein Sozialarbeiter auflas und in einer Pflegefamilie unterbrachte. Zum Glück meinten es meine Pflegeeltern gut mit mir und unterstützten meinen Lerneifer. Ich galt als hochbegabt, fing sehr früh an zu studieren und bekam dann ein Stipendium für London. Seitdem führe ich mein Single-Leben, das zehnmal besser ist als das, was man Familie nennt.“
Grimmig blickte er in die Ferne. „Marguerite war wunderschön und vor allem reich. Ich fühlte mich geschmeichelt, weil ein so reiches, schönes Mädchen sich für mich interessierte – für einen einfachen Studenten aus Australien, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Ich war so verknallt in sie, dass ich anfangs gar nicht merkte, warum sie sich gerade mich herausgepickt hatte: weil sie gegen ihre Eltern rebellieren wollte. Sie wusste genau, dass die mich niemals akzeptieren würden.“
„Was ist passiert?“
„Vielleicht hat sie die Kondome präpariert oder die Pille abgesetzt, um schwanger zu werden – keine Ahnung, wie sie es gemacht hat. Auf jeden Fall hat sie mir am Ende jenes Sommers plötzlich mitgeteilt, dass es aus sei zwischen uns. Ich war wie vor den Kopf gestoßen und fragte sie, warum, aber sie nannte mir nie einen Grund. Sie sagte nur, sie wolle nichts mehr mit mir zu tun haben.“ Riley schloss die Augen und atmete tief durch. „Kannst du dir vorstellen, was in einem vorgeht, wenn man nach so vielen Jahren plötzlich erfährt, dass man eine Tochter hat?“
„Oh Riley, das tut mir alles so leid …“
„Das ist jetzt Vergangenheit“, sagte er hart und sah Pippa an. „Ich habe mich daran gewöhnt, allein zu sein, ich brauche keine Familie.“
Doch Pippa schüttelte den Kopf. „Ganz so ist es nicht, denn diese Entscheidung liegt nicht mehr bei dir. Du hast jetzt eine Familie, ob dir das passt oder nicht. Nämlich Lucy und bald auch noch ein Enkelkind.“
„Lucy ist nur auf dem Papier meine Tochter, sie hat sich nie für mich interessiert.“
„Woher willst du das denn wissen? Vielleicht hat sie Marguerite schon oft nach dir gefragt, aber nie eine richtige Antwort bekommen. Lucy kann nichts für das Verhalten ihrer Mutter. Und jetzt braucht sie deine Hilfe, Riley. Du bist ihr Vater, und sie zählt auf dich. Du musst ihr zeigen, dass du für sie da bist und …“
„Mir bleibt ja gar keine andere Wahl, oder?“, brauste Riley plötzlich auf. „Ich wurde überhaupt nicht gefragt, ob ich das alles will, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Und den ganzen Mist hast du mir eingebrockt, nur du allein!“
Seine Worte trafen Pippa wie ein Schlag ins Gesicht. Tränen traten ihr in die Augen. Wie konnte Riley nur so unfair sein? Sie wollte doch nur helfen – Amy mit dem Baby und Lucy und Adam, die ohne Unterstützung aufgeschmissen waren.
„Entschuldige, ich hab’s nicht so gemeint“, sagte Riley schnell, da sich nun wohl das schlechte Gewissen in ihm regte.
Doch Pippa hatte jetzt genug. „Natürlich hast du es so gemeint!“, warf sie ihm wütend vor. „Aber das ist mir egal, denn ich tue das, was ich für richtig halte. Nur, weil wir miteinander geschlafen haben, heißt das nicht, dass ich von nun an wie eine Klette an dir hänge. Am Montag fange ich offiziell bei Flight-Aid an, auch wenn dir das nicht passt. Ich bleibe nur so lange hier, wie Amy meine Hilfe braucht, danach suche ich mir eine eigene Wohnung.“
Ihre Augen blitzten. „Was Lucy und Adam betrifft – sobald ihr Kind geboren ist, werden sie sich bestimmt auch nach einer anderen Bleibe umsehen, und du bist sie wieder los. Das alles ist also nur vorübergehend, hast du das begriffen?“
„Pippa, jetzt reg dich nicht so auf, ich hab das wirklich nicht …“
„Ich rege mich auf, wann ich will, ich war schon viel zu lange
Weitere Kostenlose Bücher