Aeternum
die Waffe locker in der Hand.
»Du könntest mir etwas dafür anbieten. Nicht die Brotkrumen, die du mir sonst so hinwirfst, sondern etwas, das dir richtig weh tut. Immerhin hast du meine Seele für dieses Ding verlangt, dann solltest du auch einen entsprechend hohen Preis dafür zahlen.«
Wieder ein leiser Schritt in der Dunkelheit. Der Schmerz in ihrem Arm klang zu einem leichten Prickeln ab. Sie zwang sich, gleichmäßig weiterzuatmen, ließ zu, dass er noch ein Stück näher kam, bevor sie ihn kraft ihrer Gedanken stoppte.
»Woran hast du da gedacht?« Täuschte sie sich, oder klang er amüsiert?
»Du gibst dein Blut nur sehr ungern ab, nicht wahr? Du hast von dem Magier erzählt, der dich gefangen gehalten und ausgeblutet hat.« Das war die einzige Schwachstelle, von der sie wusste. Würde die Erinnerung reichen, um ihn unaufmerksam zu machen? Besser, sie setzte zur Sicherheit noch einen drauf. Sie holte Luft, um weiterzusprechen, da schnitt Balthasars Stimme durch die Dunkelheit.
»Du willst Blut? Dann komm und hol es dir.« Eine schnelle Bewegung, dann erklang leises Platschen. Flüssigkeit, die auf Beton tropfte.
In Amanda krampfte sich alles zusammen. Mit einem Mal fühlte sie den Schmerz in ihrem Bein deutlicher, ihre Erschöpfung schien sie niederzudrücken. Nur ein wenig Dämonenblut, und alles würde wieder gut werden. Niemand würde ihr etwas anhaben können. Balthasars Schritte kamen näher, und das leise Tröpfeln begleitete seine Bewegungen. Noch ein Stück, dann konnte sie ihn erreichen, und …
Was dachte sie da? Wie verzweifelt süchtig musste sie sein? Sie schüttelte sich, ekelte sich vor sich selbst. Obwohl es keinen Unterschied machte, schloss sie die Augen. Sie musste … Heißes Blut auf ihrer Zunge, sie glaubte es fast zu schmecken. Verdammt, sie musste sich konzentrieren! Sie hatte geplant, ihn abzulenken, nicht umgekehrt.
»Amanda?« Der Ruf klang verhalten, doch er genügte, um sie aus ihrer Erstarrung zu reißen.
»Jul!« Das Ende ihrer Antwort ging in einen Schrei über. Ihr Tattoo schien in Schmerz zu explodieren. Sie krümmte sich, umklammerte den Arm, ohne den Schmerz lindern zu können. Nur am Rande nahm sie schnelle Schritte wahr. Das Messer wurde ihr aus der Hand gerissen, und im selben Augenblick durchbrach das ferne Flackern blauer Flammen die Dunkelheit.
Balthasars Gesicht schwebte direkt vor ihr, nur ein Schatten im schwachen Licht. Er hielt die schwarze Steinklinge in der Hand.
»Wenn ich die hier habe, brauche ich dich nicht mehr.« Mit diesen Worten stieß er zu.
Sie reagierte, ohne nachzudenken. Die Magie floss heiß durch Amanda, traf Balthasar und schleuderte ihn nach hinten. Schmerz loderte noch heftiger in ihrem Arm auf, und bunte Flecken tanzten in ihrem Blickfeld. Undeutlich sah sie, wie Balthasar sich aufrappelte. Er entkam! Sie versuchte, ihre Benommenheit abzuschütteln, tastete erneut nach ihrer Magie. Aber noch immer drifteten Schlieren durch alles, was sie sah. Ihr Arm schien kein Körperteil mehr zu sein, sondern reiner personifizierter Schmerz. Sie brachte nur einen heiseren Fluch zustande, während der Dämon in einen Durchgang verschwand.
Erst als seine Schritte langsam verklangen, verebbte das Brennen in ihrem Tattoo. Ließ nichts als Leere zurück.
Sie hatte versagt. Zwar würde die Welt nicht untergehen, dafür würde er sorgen. Doch was dann?
*
Blaue Flammen erhellten den Raum, in dem Amanda hockte. Kahle Betonwände, Pfützen auf dem Boden. Sie sah nicht auf. »Er hat die Waffe.«
Die Worte kamen tonlos über ihre Lippen, doch Jul reagierte sofort. Staub knirschte unter seinen Sohlen, als er herumwirbelte. Seine Schritte verklangen schnell. Würde er den Dämon noch einholen können? Aber was dann? Balthasar musste ihn nur einmal mit der Steinklinge ritzen, und der Kampf wäre entschieden. O verdammt, vielleicht hätte sie besser nichts gesagt. Amanda biss sich auf die Unterlippe. Dann wäre zumindest Jul in Sicherheit. Alles andere war wahrscheinlich ohnehin verloren.
Sie hatte erwartet, in der Dunkelheit zurückzubleiben, aber stattdessen fiel warmes, gelbes Licht auf sie. Sie hob den Kopf, blinzelte in den Strahl einer Taschenlampe.
»Bist du verletzt?« Karin trat auf sie zu, senkte die Lampe so, dass ihr Licht Amanda nicht mehr blendete.
Was für eine Frage! Hätte sie sonst in diesem verdammten Raum gesessen? Amanda kniff die Augen zusammen, musterte die rothaarige Frau misstrauisch. Jul schien ihr noch zu vertrauen, aber
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