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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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sich in dem Raum befand. Jul spannte sich. Dann sah er das Licht, das durch die Öffnung fiel, schwach, aber ausreichend, um Karins Züge zu beleuchten. Er trat neben sie.
    Das war er. Der Raum, den sie gesucht hatten. Der Lichtschein drang durch ein unregelmäßiges Loch, das in der Rückwand klaffte. Rechts und links an den Wänden waren Betonbrocken aufgeschichtet, die Reste des Einsturzes vom vergangenen Tag. Offensichtlich hatte der Morgenstern nicht dafür sorgen müssen, dass der Weg frei blieb, das hatten die Engel für ihn erledigt.
    Einige Steine lagen noch in der Pfütze nahe des Durchgangs. Nein, das waren keine Steine. Jul hielt den Atem an, trat einen Schritt näher.
    Das Licht aus der Höhle spiegelte sich in den weit aufgerissenen Augen der Gestalt im Wasser. Reglos lag sie dort, für jeden, der es nicht besser wusste, nichts weiter als ein toter Mensch. Eine der vielen Leichen in diesem Krater.
    Jul wusste es besser. Der Eingang zur Höhle war ohne Zweifel bewacht gewesen. Von einem Engel. Ein Engel, in dessen Brust nun eine tiefe Stichwunde klaffte wie von einem Messer. Baal hatte sich also schon davon überzeugt, dass die Waffe funktionierte.
    Auf Juls Rücken fluchte Amanda leise. »Kommen wir zu spät?«
    Alles in Jul krampfte sich bei dieser Vorstellung zusammen. Doch dann schüttelte er den Kopf. »Der Herr lebt noch, ansonsten wäre es dort drinnen dunkel.« Er trat einige Schritte vor, watete durch das knöchelhohe Wasser auf den Durchgang zu.
    Das Licht aus der Höhle badete ihn in warmem Schein, weckte eine tiefe Sehnsucht in ihm. Wie lang war es her, dass dieses Licht Sicherheit verheißen hatte? Dass er nur hatte hineinsehen müssen, um zu wissen, dass er das Richtige tat?
    Nun weckte es neue Zweifel. War es tatsächlich richtig, was sie vorhatten? Durfte er zulassen, dass dieser Schein für immer erlosch? Jul schüttelte den Kopf. Er durfte sich nicht ablenken lassen, nicht jetzt. Fest stand, dass sie Baal aufhalten mussten. Alles andere war zweitrangig.
    Dann stand er im Durchgang. Sein Blick fiel auf den Boden der Höhle. Es war, als würde er auf die Oberfläche eines dunklen Sees blicken. Wie eine sanfte Brandung rollte der Welleneffekt bis an die Schwelle des Durchgangs.
    Wieder fluchte Amanda, und Jul verzog das Gesicht angesichts ihrer Worte, auch wenn er ganz genau wusste, wie sie sich fühlte. Die ganze Zeit hatten sie den Welleneffekt gemieden. Aber nun gab es keinen Weg mehr daran vorbei.
    Er ließ Amanda vorsichtig von seinem Rücken gleiten. Sie stützte sich schwer auf ihn, sah immer wieder zu den rollenden Wellen im Stein, während er ihr das Schwert aus der Hand nahm.
    »Was denkst du? Zeit oder Schwerkraft oder beides?«
    Eine gute Frage. Jul hob die Schultern. »Was auch immer es ist, es hat Baal nicht umgebracht, als er hier durchgekommen ist.« Und sie mussten das Risiko entweder eingehen oder umkehren. Die Entscheidung war eigentlich keine. »Ich gehe vor. Folgt mir, sobald ich euch das Zeichen gebe, dass die Luft rein ist.«
    Er wartete, bis Karin neben sie getreten war, um Amanda zu stützen, dann duckte er sich durch die Öffnung.
    Alle Schwere fiel mit einem Schlag von ihm ab. Jul spürte, wie er den Kontakt zum Boden verlor, und griff hastig nach einer der unregelmäßigen Kanten des Durchgangs, um sich festzuhalten. Sein Blick allerdings klebte längst an dem Kampf, der in der Luft tobte.
    Wie ein Wolfsrudel hatten die Seraphim ihr Opfer eingekreist. Es musste eine lange Jagd gewesen sein, doch nun hatten sie es gefangen. In dieser schwerelosen Welt ohne Oben und Unten schwebten sie um es herum. Nur ab und zu schlug einer von ihnen mit seinen drei Flügelpaaren, um an Ort und Stelle zu bleiben.
    Der Dämon tauchte nach unten ab, viel zu langsam, weil es keine Schwerkraft gab, deren Sog er für einen Sturzflug nutzen konnte. Ein Flammenschwert beschrieb einen blau glühenden Kreis, und Baals Brüllen hallte von den Felswänden wieder.
    Beinahe synchron stießen die Seraphim auf Baal herab. Sie setzten ihr Licht nicht ein, so sicher waren sie sich ihrer Beute. Oder fürchteten sie, damit auch einander zu vernichten?
    Ehe sie ihn erreichten, fiel der Dämon, als hätte die Schwerkraft sich plötzlich daran erinnert, wie sie funktionieren sollte. Er trudelte unkontrolliert nach unten, und am Rande nahm Jul wahr, wie sich das Wellenmuster am Boden veränderte. Der See schien auszutrocknen, ließ unregelmäßig verteilte Pfützen zurück.
    Baal schlug mit den

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