Aeternum
wirkten als zuvor.
Jul regte sich unruhig. »Also …?«
Der Höllenfürst nickte. Noch einmal ließ er den Blick durch die Höhle schweifen. Dann fuhr er fort. »Ihr müsst die Waffe finden, mit der ich Jehovah verletzt habe. Nur damit werdet ihr ihn töten können. Ich kann euch einen Namen nennen, einen Dämon, der wusste, dass ich sie besessen habe, und der vielleicht weiß, wo sie jetzt ist. Sobald ihr die Waffe gefunden habt, kehrt mit ihr hierher zurück. Ich versuche, einen Weg offen zu halten.«
»Du kennst seinen wahren Namen?« Zumindest würde es dann kein Problem darstellen, den entsprechenden Dämon zu finden. Sie würde ihn einfach beschwören. Endlich einmal ein Problem, das sie lösen konnte!
»Natürlich.« Luzifer lächelte. »Er heißt Baal Hadad.«
»Baal?« Jul wirkte noch immer blass, erschüttert auf jeden Fall. Doch langsam schien er sich mit dem abzufinden, was sie gehört hatten. »Wahrscheinlich sollte es mich nicht verwundern, dass es ausgerechnet einer der mächtigeren Dämonen ist«, stellte er trocken fest. »Doch das alles wird uns nichts nützen, wenn wir nicht an die Oberfläche zurückkehren können. Der Weg, den wir gekommen sind, ist verschüttet.«
Ein konzentrierter Ausdruck trat auf Luzifers Gesicht, sein Blick schien in die Ferne zu reichen. Für eine Weile war nur der leise Flügelschlag eines Seraphs zu hören. Amanda sah sich ängstlich um, konnte den sechsflügeligen Engel aber nirgends entdecken.
»Die unterirdische Festung, durch die ihr gekommen seid, ist mit einem der vielen Tunnel verbunden, die die Menschen gegraben haben. Ich kann euch den Weg bis dorthin und zur Oberfläche freihalten.«
»Wir werden Probleme bekommen, sobald wir oben sind.« Wie von selbst wanderten Amandas Gedanken zu Roman. Sie war fast sicher, dass Michael ihn nicht befreit hatte. Und selbst wenn, bedeutete das nur, dass ihr Bruder nun in den Händen eines mitleidlosen Wahnsinnigen war. Ihr Magen zog sich zu einem festen Klumpen zusammen. Wenn ihr Bruder überhaupt noch eine Chance haben sollte, brauchte sie genug Macht, um ihn selbst zu beschützen.
»Ich …« Es machte süchtig, hatte Balthasar gesagt, doch sie hatte wahrlich wichtigere Probleme. »Es wäre verdammt hilfreich, wenn ich etwas von deinem Blut bekommen könnte.«
»Es wäre sehr viel besser, du wüsstest davon überhaupt nichts.« Luzifers Stirn legte sich in tiefe Falten. »Säße ich nicht hier unten gefangen, hätte dein Meister nicht mehr lange zu leben. Wir haben uns nicht umsonst bemüht, dieses Geheimnis zu hüten.«
Amanda sah wieder die Liste vor sich, die in Balthasars Villa in die Tür ihres Zimmers eingebrannt war. Die Liste der Dinge, für die Roman sterben würde. Auch für ihn werde ich sorgen, hörte sie Michael sagen. Dieser verdammte, scheinheilige Mistkerl! Es wurde Zeit, dass mal irgendetwas so funktionierte, wie sie es wollte. »Es geht mir am Arsch vorbei, was ich wissen sollte und was nicht. Du hast uns gerade einen Haufen Zeug erzählt, das ich besser nicht wüsste. Willst du nun, dass wir da oben eine Chance haben oder nicht?«
Ein amüsiertes Funkeln trat in Luzifers Augen. »Gut. Für den Weg hier heraus sollst du etwas bekommen. Die Wirkung meines Blutes wird länger anhalten, als du es wahrscheinlich gewohnt bist, also …«
»Das reicht nicht. Ich …«
»Es muss genügen!« Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. »Denkst du, ich könnte nicht ahnen, dass du mein Blut nicht nur für die Suche nach der Waffe brauchst? Wenn du Macht willst, dann beeil dich damit, ihn zu töten.« Sein Kopf ruckte in Richtung der leuchtenden Gestalt. »Jehovahs Kräfte werden dir gehören.«
Für einen Moment starrte Amanda den gefallenen Engel wortlos an. Hatte sie das gerade richtig verstanden? »Wie … ich dachte … heißt das, diese Übertragung der Macht, die geschieht, wenn man jemanden mit dieser Waffe tötet, funktioniert nicht nur für Götter, sondern auch für …?« Die Möglichkeit allein nahm ihr den Atem. Sie mit der Macht eines Gottes? Ein erschreckender Gedanke, gleichzeitig aber auch ein Hoffnungsschimmer. Dann wären Roman und sie endlich sicher.
Luzifer schnaubte abfällig. »Ja, es funktioniert auch für Leute, deren Vorfahren sich gegenseitig Läuse aus dem Fell gesucht haben.«
Dann verzerrte sich seine Miene. Er krümmte sich vor Schmerz, die Dunkelheit wogte um ihn herum. Doch kurz darauf richtete er sich schwer atmend wieder auf. Er streckte die Finger, und seine
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