Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
Vom Netzwerk:
bekommen, die …«
    Ein heftiger Fluch unterbrach sie. Eine Hand stieß vor, packte sie. Sie unterdrückte einen Schrei, stemmte sich gegen den Griff. Spitze Fingernägel gruben sich in ihren Oberarm. Seine Haut glühte förmlich, selbst durch den Stoff ihrer Bluse. »Du trägst die Feder eines Erzengels bei dir?«
    »Lass sie los.« Juls Stimme war leise, aber bestimmt. Er hielt die Pistole in den Händen, zielte genau auf Luzifers Kopf. Er bedrohte den Teufel mit einer Pistole! Gegen ihren Willen musste Amanda lachen. Es war einfach zu viel. Die Krönung dieses Tages.
    Luzifer schüttelte den Kopf, unbeeindruckt angesichts der Drohung. »Ich wünschte, eine Kugel aus dieser Waffe könnte mich erlösen.« Doch er lockerte seinen Griff. Amanda rieb sich den Arm und wich einen Schritt zurück.
    Luzifer streckte die Hand in ihre Richtung, Handfläche nach oben. »Gib mir die Feder!« Sein Tonfall klang befehlsgewohnt, Ungeduld schwang darin mit, wie sie es von Balthasar kannte. Es war dieser Tonfall, der sie schlagartig wieder in der Realität verankerte. Und ihren Trotz weckte.
    »Was hast du vor?«
    Gelbe Augen funkelten. »Hat er dir verraten, dass diese Feder eine Verbindung zu ihm darstellt? Beinahe wie die Tätowierungen an deinen Schläfen eine Verbindung zu deinem Meister sind, nur umfassender.«
    Hieß das, Michael belauschte in diesem Moment ihr Gespräch, hatte sie womöglich die ganze Zeit belauscht? Amanda wechselte einen Blick mit Jul, sah, dass er blass geworden war.
    Aber wenn sie die Feder abgab, würde Balthasar wieder verfolgen können, was sie tat. War das besser?
    Luzifer hielt die Hand noch immer ausgestreckt. »Ich weiß, dass du dich von deinem Meister lossagen willst. So viel habe ich gehört. Ich kann die Verbindung stören, ohne die Feder ganz zu vernichten. Sie wird dich weiter schützen.«
    Amanda zögerte. Konnte sie diesem Versprechen glauben?
    »Ganz gleich, was Michael dir versprochen hat, er kann dich nicht am Leben lassen nach dem, was du hier unten gesehen hast.« Er blickte Jul an. »Sag es ihr! Was werden die Engel tun, nun, da sie hiervon wissen?«
    Es war Jul deutlich anzusehen, dass ihm Luzifers Tonfall ebenso wenig gefiel wie Amanda. Doch nur für einen Moment, dann wurde seine Miene zu einer undurchdringlichen Maske. »Deine Worte über den Herrn als Lüge abtun und sich den Seraphim anschließen. Sie werden den Herrn um jeden Preis beschützen wollen.« Die Antwort war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. »Kein Dämon darf je hiervon erfahren, also auch nicht deren Diener.«
    Amanda fröstelte, und sie war sich sicher, dass auch die heiße Sommersonne über der Erde sie nicht hätte wärmen können. Sie löste den obersten Knopf ihrer Bluse, tastete nach der Feder. Wie es aussah, war egal, wer ihr über die Schulter schaute, beides würde ähnlich beschissen enden. Also konnte sie das Risiko ruhig eingehen. Langsam zog sie das filigrane Gebilde hervor. Es war ein heller Fleck inmitten der Schatten. Und es wiegte sich leicht im Wogen von Helligkeit und Dunkelheit, wie in einer sanften Strömung.
    Als Luzifer den Kiel berührte, verzog er das Gesicht, musste sich offensichtlich zwingen, die Finger darum zu schließen. Amanda wandte den Blick ab, bevor sie losließ, starrte zu Boden. Nun konnte Balthasar wieder durch ihre Augen sehen, und auch wenn es vielleicht keinen Unterschied mehr machte, sollte er nichts von der Feder wissen. Sie musste zumindest so tun, als könnte sie diesen Wahnsinn überleben, als hätte sie eine Chance, Balthasar und Michael zu entkommen.
    Am Rand ihres Blickfeldes strömten Schatten vorüber. Luzifer zischte einen Fluch. Sie hörte seinen keuchenden Atem, schloss die Augen, um der Versuchung zu widerstehen aufzuschauen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Jul, hörte, wie er sein Gewicht neben ihr verlagerte.
    »Hier.«
    Sie tastete blind, berührte zuerst erschreckend heiße Hände, dann trafen ihre Finger auf federleichten Widerstand. Während sie zugriff, schaute sie auf.
    Was vorher ein Gebilde aus Licht gewesen war, war nun mit Schatten durchsetzt, fleckig. Doch sie konnte kein Bedauern angesichts der zerstörten Schönheit aufbringen, konnte nur hoffen, dass es funktioniert hatte, dass sie zumindest halbwegs sicher war, sowohl vor Balthasar als auch vor Michael.
    Sie schob die Feder in ihren Ausschnitt zurück, klemmte sie hinter ihren BH. Ein Grinsen huschte über Luzifers Gesicht, obwohl die Ringe unter seinen Augen noch tiefer

Weitere Kostenlose Bücher