Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
Vom Netzwerk:
auf, sah sie an. Ein Ausdruck, den sie nicht deuten konnte, stand in seinen blauen Augen, als er sie langsam in die Arme schloss. Seine Bewegungen waren vorsichtig, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob er das Richtige tat. Ihre Hand strich seinen Rücken hinauf, und Jul zuckte zusammen, als sie Narbengewebe ertastete. Er drückte ihren Arm ein Stück nach unten, löste sich jedoch nicht von ihr, sondern zog sie stattdessen noch näher an sich. Vielleicht ging es ihm ähnlich wie ihr. Sicher gab es genug Dinge, die er nur allzu gern für eine Weile vergaß.
    »Amanda …« Sein Atem strich über ihre Wange. »Bist du dir sicher, dass …?«
    »Ja.« Sie knabberte an seinem Hals und hörte ihn nach Luft schnappen.
    Doch dann schob er sie ein Stück von sich weg. Mit unergründlicher Miene musterte er sie. »Dass du nicht vergisst, dass ich kein Mensch bin.«
    »Es ist mir egal, was du bist.« Was zählte, war, dass seine Nähe Vergessen versprach, zumindest für eine Weile. Aber dann traf Amanda die Erkenntnis, was er meinte. »Du darfst nicht, oder?« Gab es da nicht die Geschichte von den Engeln, die etwas mit Menschen angefangen hatten und dafür gefallen waren? Irgendetwas in der Art kam doch in einem der Teile von God’s Army vor.
    Jul lächelte, legte eine Hand an ihre Wange. Langsam glitten seine Finger nach unten, zogen eine kribbelnde Spur ihren Hals hinab und fanden den obersten Knopf der Jeansjacke. »Nach allem, was ich getan habe, spielt das kaum mehr eine Rolle. Aber …« Er zuckte etwas verlegen mit den Schultern. »Ich weiß nur sehr ungefähr, wie es geht.«
    Amanda lachte. »Dafür machst du deine Sache ziemlich gut. Den Rest zeige ich dir.«

23
    W armes Wasser prasselte auf Jul herab, fast so warm wie Amandas Haut an seiner. Sie hatte ihn ins Bad gezogen, unter die Dusche. Er hielt sie, drängte sie gegen die kalte Fliesenwand. Ein Stöhnen kam über ihre halb geöffneten Lippen, und er spürte, wie sein Körper darauf reagierte, wie dieser einfache Laut seine Erregung steigerte. Es war erstaunlich, atemberaubend, eine Art der Verbundenheit, wie er sie noch nie erlebt hatte. Beinahe ließ sie ihn seine Einsamkeit vergessen. Es war rein körperlich, doch für den Moment gehörten sie zusammen. Für den Moment klammerten sie sich aneinander, auf der Suche nach Nähe in einer Welt, die aus den Fugen geriet.
    Dann spülte Ekstase jeden bewussten Gedanken davon. Amanda krallte die Finger in seine Schultern und legte den Kopf zurück. Ein Stöhnen kam tief aus ihrer Kehle, und Jul hörte sich selbst keuchen. Wellen ungekannter Gefühle brandeten durch seinen Körper und schlugen über ihm zusammen.
    Schließlich schmiegte Amanda den Kopf schwer atmend an seine Schulter. Er hielt sie, versuchte gleichzeitig, diesen Augenblick festzuhalten, in dem seine Gedanken so klar waren wie die Luft nach einem Gewitter. Sicher würden die Sorgen bald zurückkehren, die die Ekstase davongeschwemmt hatte, aber noch hatte er eine kleine Galgenfrist.
    »Nun habe ich einen Engel verführt.« Sie schob sich ein Stück von ihm fort, grinste ihn durch einen Vorhang aus fallenden Tropfen an.
    Jul lachte. »Du bist nicht die erste Menschenfrau, die einen Engel verführt.« Außerdem war er nicht mal mehr ein richtiger Engel. Michaels Worte drängten sich wieder in sein Bewusstsein, zerschlugen den Augenblick der Ruhe. Wurde er tatsächlich nach und nach zum Dämon? Seine Flügel hatte er endgültig verloren, und der Gedanke daran ließ die Narben auf seinem Rücken schmerzen. Und nun ließ er sich auch noch mit einer Sterblichen ein …
    Nein, er war noch immer ein Engel! Juls Finger fuhren über seinen linken Unterarm, dort, wo Michaels Flammenschwert ihn erst vor wenigen Stunden getroffen hatte. Nur eine dünne Narbe war zurückgeblieben. Wäre er endgültig gefallen und ein Dämon geworden, hätte er diese durch blaues Feuer zugefügte Wunde nicht heilen können.
    Amanda drehte das Wasser ab. Während sie aus der Dusche stieg, strichen ihre Finger leicht über seine Brust, verscheuchten seine düsteren Gedanken. »Also habe ich mich richtig erinnert, dass es eine Geschichte über Engel gibt, die was mit Menschen hatten.«
    Jul nickte und folgte ihr hinaus. Es gab keine Teppiche, überhaupt keine Möbel in diesem Bad, und sie hinterließen kleine Pfützen auf den hässlichen braunen Fliesen. Er hob sein T-Shirt auf und reichte es Amanda. Trotz der Blutflecken war es das Beste, was sie zum Abtrocknen hatten.
    »Es war

Weitere Kostenlose Bücher