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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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wie sie sich versteifte. »Ich habe eine ruhige Hand, mach dir keine Sorgen«, fügte er eilig hinzu.
    »Traue nie jemandem, der dir sagt, du sollst dir keine Sorgen machen.«
    Er lachte leise. Warme Finger strichen über das Tattoo an ihrer rechten Schläfe. »Bereit?«
    »Nein, aber fang an.« Amanda grub die Zähne in den Schal, wappnete sich gegen den Schmerz, so gut sie konnte. Zuerst war es nur ein kühler Druck gegen ihre Schläfe, dann ein Stechen. Amandas gesamter Körper verkrampfte sich, als Jul schnitt. Sie wollte sich aufbäumen, doch er hielt sie mit der freien Hand fest. Tränen stiegen ihr in die Augen, und der Schal dämpfte ihren Schrei. Die Klinge des Messers zog einen glühenden Kreis um das Tattoo. Sie konnte nur erahnen, was er dann tat, versuchte sich nicht vorzustellen, wie er das Messer unter die Haut schob, um sie von ihrem Fleisch, vielleicht sogar vom Schädelknochen zu trennen. Amanda merkte kaum, wie sie schrie, Sterne tanzten hinter ihren geschlossenen Lidern.
    Ihre nächste bewusste Empfindung war der Druck von Juls Fingern an ihrer Schläfe. Sie musste kurz ohnmächtig geworden sein. Wohltuende Kühle ging von der Berührung aus, und der Schmerz schwand. Wie gut, dass er heilen konnte, denn sie brachte kaum die Konzentration auf, um die Kräfte des Dämonenblutes zu nutzen. Dann nahm er die Finger fort, Stoff raschelte, und er tupfte ihr mit einem Zipfel von irgendetwas das Blut von Schläfe und Wange. Amanda spuckte den Schal aus.
    »Hat es funktioniert?« Sie erschrak, wie schwach ihre Stimme klang.
    »Man sieht es nicht mehr. Nun nur noch das andere, dann hast du es geschafft.«
    Amanda schüttelte seine Hand ab und setzte sich auf. Fast wären ihre Arme unter ihr eingeknickt. Sie weigerten sich, ihr eigenes Gewicht zu stemmen. Doch schließlich kniete sie, die Augen noch immer geschlossen. Ihr Atem ging schnell, als wäre sie gelaufen. »Gib mir einen Moment.« Mit dem Ärmel der Jeansjacke wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Je länger du wartest, desto mehr Zeit hat deine Angst, um zu wachsen.« Seine Stimme klang ruhig, als spräche er mit einem verwundeten Tier.
    »Ich weiß«, zischte sie. Musste er sie nun auch noch belehren? Sie wusste, dass sie dies so schnell wie möglich hinter sich bringen musste, aber alles in ihr sträubte sich dagegen, noch einmal zu erleben, was sie soeben durchgemacht hatte.
    Eine Berührung an ihrem Arm verriet ihr, dass der Engel die Hand nach ihr ausgestreckt hatte. Sacht zog er sie wieder hinunter, und sie atmete tief durch, ließ es zu. Es führte kein Weg daran vorbei, wenn sie nicht wollte, dass Balthasar ihr bei jedem Schritt über die Schulter sah. Wenn er erfuhr, was sie plante, hatte sie so gut wie verloren.
    Amanda wimmerte, als sie die Klinge wieder an der Schläfe spürte. Diesmal kam die Ohnmacht nicht. Sie spürte, wie sich die Haut von ihrer Schläfe löste, hatte das Gefühl, ihr würde an dieser Stelle ein glühender Nagel in den Kopf getrieben. Und sie hörte sich selbst schreien, wie von fern.
    Schließlich fand sie sich zitternd und mit tränennassem Gesicht in Juls Armen wieder. Es musste sein T-Shirt gewesen sein, mit dem er ihr das Blut abgewischt hatte, denn ihr Kopf lehnte an seiner nackten Schulter. Sie war ihm dankbar, dass er ihr weder übers Haar strich noch beruhigende Worte murmelte. Damit hätte sie sich nur noch schwächer gefühlt.
    »Das war scheußlicher, als ich erwartet habe.«
    »Ich weiß.« Für eine Weile schwieg er. »Wir könnten dasselbe auch mit der Tätowierung an deinem Arm machen.«
    Sofort verkrampfte sich Amanda wieder. »Die reicht bis zur Schulter!«
    »Du kannst die Wunde doch sofort wieder heilen. Und wenn du es nicht schaffst, mache ich es.«
    »Nein!« Die Antwort kam vielleicht ein wenig zu heftig. Aber dieses Tattoo behinderte sie für den Moment nicht. Und allein bei dem Gedanken, die Haut von ihrem Arm zu ziehen, wurde ihr erneut übel.
    Amanda richtete sich ein wenig auf, und ihr Blick fiel über Juls Schulter, wanderte seinen Rücken hinunter und blieb an dem Narbengewebe hängen, das ganz schwach golden schimmerte. Sie haben mir meine Flügel genommen, hatte er gesagt, und Amanda versuchte, lieber nicht allzu genau darüber nachzudenken, wie das vonstatten gegangen war. Mit einem Mal erschien es ihr lächerlich, wie sie sich anstellte wegen ein bisschen Haut. Dennoch blieb sie bei ihrer Entscheidung. Wenn ihr gelang, was sie vorhatte, konnte sie Balthasar einfach töten.

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