Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
»Schon seit Jahrzehnten mache ich die Drecksarbeit für Sie.«
In Lucians Augen loderte die Wut. »Ich schulde dir gar nichts.«
Dante warf sich in die Brust. »Ich habe Sie den richtigen Leuten vorgestellt, und ich habe Ihnen alle Hindernisse aus dem Weg geräumt.«
»Du hättest an deinen Verbrennungen in diesem Lagerhaus sterben können. Nur aufgrund meiner Fähigkeiten hast du überlebt. Du schuldest mir dein Leben. Alles lief gut, bis du mit deinen perversen kleinen Gewohnheiten die Aufmerksamkeit auf dich gezogen hast.«
»Sie waren doch derjenige, der mir diese Gewohnheiten eingeimpft hat, als Sie mir den Auftrag gegeben haben, ihre Mutter zu töten.« Dante drehte den Kopf ruckartig in Antoinettes Richtung. »Obwohl ich den Grund dafür nie verstanden habe. Sie war doch keine Bedrohung oder so etwas. Aber sie war ein Sahnestückchen.«
»Was?« Antoinette konnte noch immer nicht begreifen, dass Lucian sie tot sehen wollte, ihre ganze Welt geriet aus den Fugen. Sie musste sich auf den Boden setzen. »Sie haben die Ermordung meiner Mutter befohlen?«
Lucian straffte die Schultern, und sein Blick glitt an ihr vorbei, bevor er sich wieder auf Dante richtete. Dann kniff Lucian die Augen zusammen, und ihm gelang ein tödliches Lächeln, obwohl er seine eiskalte Miene beibehielt.
Antoinette konnte den Mann, den sie zu kennen geglaubt hatte, nicht länger ansehen.
»Außerhalb dieses Labors habe ich keine Verwendung für Sie, aber ich bin sicher, dass Sie von unschätzbarem Wert für meine Forschungen sein werden.« Lucians Stimme war so kalt wie seine Miene, als er den Strom in den Gitterstäben abstellte.
Dantes Augen weiteten sich, und etwas, das Antoinette nie für möglich gehalten hätte, zeigte sich in seinem Gesicht: nackte und reine Angst.
»Das können Sie mir nicht antun«, sagte Dante mit zitternder Stimme. »Bitte, Lucian – das dürfen Sie nicht!«
Lucian gab keine Antwort. Er nickte Hector zu und zog eine echte Pistole hervor. »Sei ein guter Junge und wehre dich nicht, wenn Hector dir die Fesseln anlegt. Diese Pistole ist nicht zum Betäuben gedacht.«
Der große Mann musste sich bücken, als er die Zelle betrat, aber sobald er darin war, bewegte er sich viel schneller, als Antoinette es bei ihm vermutet hätte. Er legte die Handschellen zuerst um das eine Gelenk und wirbelte Dante dann herum, damit er sich das zweite vornehmen konnte.
Als sie die Panik in Dantes Gesicht sah, bekam Antoinette eine Gänsehaut. Er hatte ihr den Rücken zugewandt. Es hatte eine Zeit gegeben, da sie ihn mehr als alles andere gefürchtet hatte.
Und nun war er nichts mehr. Nur ein Werkzeug. Ein Mittel zu Lucians Zwecken. Sie war ein Narr gewesen, weil sie zugelassen hatte, dass er ihr Leben beherrschte. Nun war sie frei von ihm. Sie hatte gewonnen, aber es war ein hohler Sieg, der einen bitteren Nachgeschmack hinterließ.
Zwei weitere Männer betraten den Raum mit einer fahrbaren Bahre. Zuerst erkannte Antoinette sie nicht, doch der zweite blinzelte ihr zu, als er an ihr vorbeiging. Es war der schmierige junge Kerl aus der Schule. Lucian hatte auch das alles vorgetäuscht. Er hatte die ganze Zeit mit ihr gespielt.
Sie stand auf und reckte die Schultern. Oberon sah sie an; Besorgnis und Wut spiegelten sich in seinem Gesicht. Christians Blick hingegen war starr auf den ersten Mann gerichtet. Antoinette betrachtete ihn nun ebenfalls. Eine große, runzlige Narbe lief seitlich an seinem Gesicht entlang. Das musste der Mann sein, der Williams erschossen hatte.
Sie hoben Dante auf die Bahre und stopften ihm einen Knebel in den Mund. Dann fesselten sie ihm die Füße mit zwei weiteren Handschellen. Der schwache Geruch von verbranntem Fleisch deutete an, dass die Fesseln aus Silber bestanden.
Dann waren sie genauso schnell verschwunden, wie sie hergekommen waren.
31 WER IST HIER DIE MISSGEBURT?
Christian wusste, dass Dante dies alles und noch mehr verdient hatte, aber sein Ausdruck des reinsten Grauens war erschreckend. Welche Art Forschung mochte Lucian hier unten betreiben, die sogar ein solches Ungeheuer wie Dante entsetzte? Offenbar handelte es sich um nichts Gutes und sicherlich um etwas Ungesetzliches, wenn er dafür sogar zwei Agenten des Dezernats gefangen nahm.
Oberon lief wieder auf und ab. Immer wenn er sich umdrehte, gab er ein leises, grollendes Knurren von sich, und seine Blicke schossen umher. Dem Bären in Oberon gefiel es nicht, in einem Käfig eingesperrt zu sein.
»Wir müssen hier
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