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Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Titel: Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracey O´Hara
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raus«, knurrte er und schlug gegen die hintere Wand der Zelle. Seine Knochen brachen bei dem heftigen Aufprall. Er fluchte und hielt sich die Hand vor das Gesicht. »Sie heilt nicht mehr so schnell, wie sie sollte. Wir müssen einen Weg hinaus finden.«
    »Niemand entkommt meinem Bruder.«
    Alle drehten sich um und bemerkten, dass vor Hector ein seltsames, etwa sieben oder acht Jahre altes Mädchen stand. Ihr Kleid war im frühen neunzehnten Jahrhundert in Mode gewesen, und die langen hellblonden Haare fielen ihr in Locken über den Rücken, während sie auf dem Kopf mit einem rosafarbenen Band zusammengehalten wurden.
    Die Bewegungen des Mädchens strahlten die Selbstsicherheit einer viel älteren Person aus. Er spürte ihre Macht.
    »Geh und halte nach Lucian Ausschau«, sagte sie zu dem Diener.
    Er nickte und verneigte sich leicht. Christian bemerkte die Zärtlichkeit im Blick des Butlers, als er das kleine Mädchen ansah. Es war das erste Mal, dass Christian bei dem großen Mann so etwas wie Menschlichkeit feststellte.
    Das Mädchen ging zu einem Podest, auf dem eine Steintafel mit eingeritzten Runen und Symbolen stand. »Mit diesem Talisman dämpft Lucian die Kräfte all derer, die hier unten festgehalten werden.« Sie berührte eines der Symbole. Oberon hielt seine verletzte Hand hoch. Unter der Haut kräuselte es sich wie von Dutzenden tanzender Käfer, und schließlich vermochte er die Hand wieder zu öffnen und zu schließen.
    »Deshalb konnte Dante seine telekinetischen Fähigkeiten nicht einsetzen«, sagte Antoinette.
    Das kleine Mädchen berührte das Symbol noch einmal und ging hinüber zu Antoinettes Zelle. »Du musst das Petrescu-Mädchen sein, von dem Lucian gesprochen hat.«
    Antoinette hielt den Kopf schräg und starrte das Kind an.
    Missgeburt.
    »Wer bist du?«, fragte Christian.
    Sie richtete die großen, traurigen, aber sehr klugen grünen Augen auf ihn. »Ich heiße Elisabetha, aber mein Bruder Lucian nennt mich Lisbet.« Sie klang seltsam förmlich, als hätte sie die englische Sprache mühsam erlernen müssen. Jede Silbe war betont.
    »Wenn Lucian dein Bruder ist, warum hält er dich dann hier unten zusammen mit den anderen Tieren gefangen?«, fragte Oberon.
    »Weil sie eine von uns ist«, sagte Christian.
    »So ungefähr.« Lisbet zeigte ihr seltsam alt wirkendes Kleines-Mädchen-Lächeln. »Ich bin ein besonderer Fall – ein weiteres Tier, das im Käfig gehalten werden muss.« Sie ging zu Oberons Zelle und schaute an ihm hoch. »Meine Mutter wurde umschlungen, als ich noch in ihrem Leib war. Ich bin das, was die Aeternus eine Missgeburt nennen.«
    Christian ließ sich schwer auf die Bank sinken. »Deiner Größe und äußeren Erscheinung nach müsstest du über hundert Jahre alt sein.«
    Lisbet lächelte traurig. »Ja. In wenigen Monaten werde ich hundertundzwanzig.«
    »Wie kann dann Lucian dein Bruder sein? Er ist ein Mensch«, sagte Antoinette.
    »Ja, er ist ein Mensch, und er ist mein natürlicher älterer Bruder.«
    Nun traf Christian die Erkenntnis mitten ins Herz – es war phantastisch, alles passte zusammen. Lucians seltsamer Geruch. Er und nicht Dante war der Alte, von dem Williams gesprochen hatte. Nun ergab alles einen Sinn.
    »Antoinette, das hier ist eine entfernte Verwandte von dir: die Tochter von Emil und Elisabetha Petrescu«, sagte Christian.
    Antoinette hielt den Kopf schräg und runzelte verwirrt die Stirn.
    »Mein Bruder hat gesagt, dass du schlau bist. Er hasst dich fast so sehr, wie er sie hasst.« Lisbet deutete mit dem Kopf auf Antoinette.
    »Warum sollte er mich hassen?«, fragte Antoinette.
    »Weil du ein Abkömmling des Verräters Nicolae bist. Lucian kann nicht begreifen, wie unser Onkel seinen eigenen Bruder dem Roten Henker übergeben konnte.« Ihr Blick bohrte sich in Christian. »Ja, ich weiß, wer du bist, und ob du es glaubst oder nicht, mein Bruder verstehtdein Verlangen nach Rache. Er respektiert es sogar. Aber er kann nicht verstehen, warum du für den Geheimdienst arbeitest und dafür sorgst, dass das Abkommen eingehalten wird. Er arbeitet schon seit Jahrzehnten daran, dieses Abkommen und all jene zu vernichten, die es unterstützen.«
    »Wenn Lucian wirklich ein Mensch und Emils Sohn ist, wie konnte er dann so lange überleben?«, fragte Oberon.
    »Durch mein Blut«, antwortete Lisbet. »Meine Mutter wurde spät in ihrer Schwangerschaft angegriffen; es war ein Vergeltungsschlag gegen meinen Vater. Sie hat sich durch die Verwandlung gekämpft und

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