Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
Augenblick, in dem es ihm kam, schüttelte sich Antoinette aus dem traumgleichen Zustand, in dem sie sich die ganze Zeit befunden hatte. Der Bann war gebrochen und erfüllt. Während des ganzen Akts hatte sie an nichts anderes als an Sex gedacht. Nichts anderes war von Bedeutung gewesen – auch nicht die Frage nach dem Warum. Die Leidenschaft hatte ihrem Spiegelbild eine feurige Röte auf Wangen und Brust gemalt, während ihr Haar genauso durcheinander war wie ihre Gedanken.
Christian zog seine Jeans hoch. Der animalische Glanz in seinen Augen wurde nun wieder durch das übliche Blau ersetzt. Als er den Hosenschlitz schloss, ließ sie den Blick über seinen haarlosen muskulösen Bauch und das natürliche V seiner Hüfte wandern, das bis hinunter zum …
Antoinette schüttelte den letzten Rest des Banns ab,schob Christian aus dem Badezimmer, warf die Tür zu und verschloss sie zu seiner großen Verwunderung. Dann stellte sie sich vor den Spiegel, obwohl sie ihren Anblick kaum ertragen konnte.
Wie hatte sie mit … mit dem Feind schlafen können? Nein, sie hatte nicht mit ihm geschlafen, sie hatte sich von ihm ficken lassen. Er hatte dieses Gift in ihr Blut geträufelt. Es war seine Schuld.
Sex war eine Art von Befreiung, mehr nicht. Antoinette achtete immer darauf, sich Partner auszusuchen, die danach nichts mehr von ihr wollten. Ihre gesichtslosen Körper waren bloß Mittel zum Zweck. Sie hatte kein Verlangen nach der Art von Kopfschmerzen, die für gewöhnlich mit festen Beziehungen einhergingen. Manchmal war es nötig, nach der Jagd die aufgestaute Spannung abzubauen, aber sie behielt immer die völlige Kontrolle – sowohl über ihren eigenen Orgasmus als auch über den ihres Partners.
Doch diesmal war es anders gewesen. Sie hatte mehr als nur die gewöhnliche oberflächliche Anziehung gespürt. Obwohl der Blutbann ihr Verlangen angestachelt hatte, wusste sie, dass sie auch dann Christian genommen hätte, wenn sich andere Männer – sogar menschliche – im Raum befunden hätten.
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Alarmglocken läuteten in Christians Kopf. Was soeben geschehen war, war einfach zu intensiv gewesen. Für gewöhnlich hatte er sogar mitten in einem Blutbann mehr Kontrolle über sich. Und eigentlich ließ er sich nie mit Menschen ein, denn das brachte nur Schmerzen. Die letzte Frau, mit der er eine mehr als beiläufige Beziehung eingegangen war, hatte ihn betrogen und für Jahrzehnte als leere, hohle Hülle zurückgelassen.
Er schüttelte sich die schlechten Erinnerungen aus dem Kopf und klopfte leise an die Badezimmertür.
»Ja?«, antwortete Antoinette von der anderen Seite.
»Ich wollte nur nachprüfen, ob es dir gut geht«, sagte er.
»Es geht mir sehr gut.« Ihre Stimme klang fest und scharf.
»Bist du sicher? Ich wollte bloß …«
»Ich sagte, es geht mir sehr gut«, sagte sie gereizt.
»Prima«, zischte er; eine bessere Antwort fiel ihm nicht ein.
Dann ging er zur anderen Tür und hätte sie beinahe aus dem Rahmen gerissen, als er sie aufzerrte und hinter sich wieder zuwarf.
Er spürte Viktors und Sergeis Blicke auf sich ruhen, als er zur Bar ging. Wie gut, dass die Kabinen schallgedämpft waren. Er goss sich einen großen Scotch ein und kippte ihn in einem Zug hinunter. Alkohol war das Einzige aus den Tagen vor seiner Erweckung, das er noch genießen konnte, auch wenn er sehr viel davon brauchte, um eine Wirkung zu spüren.
»Ihre Nichte ist eine der schwierigsten Frauen, die mir je begegnet sind«, sagte er zu Sergei, während er sich nachschenkte.
»Sie kann ganz schön problematisch sein.« Sergei schüttelte den Kopf und kicherte, doch dann wurde sein Gesicht steinern. »Aber sie ist auch die Beste, die ich je ausgebildet habe, besser sogar als ihr Vater. Sie hat einen starken Willen, doch in vielerlei Hinsicht ist sie ziemlich unschuldig.«
Das würdest du nicht sagen, wenn du gesehen hättest, was sich gerade im Nachbarraum abgespielt hat.
Wussten sie es? Es war schwierig, Sergeis Miene zu deuten, und deshalb wandte Christian seine Aufmerksamkeit Viktor zu, der fragend eine Braue hob. Plötzlich zerbrach das Scotch-Glas in seiner Hand.
»Mist!«, sagte er, als sich ihm ein großer Splitter in die Handfläche bohrte. Der heftige Schmerz war beinahe eine Erleichterung.
Er zog das Glas heraus, dunkles Blut sprudelte aus der Wunde hervor. Mary eilte mit einigen Handtüchern aus der Bordküche herbei. Er ergriff eines und wischte sich die Hand ab. Sofort schloss sich der Schnitt wieder.
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