Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
Sie nahm Antoinettes Hand in beide Hände und drückte sie, dann folgte sie ihren Studenten.
Antoinette atmete tief ein und stieß die Luft zitternd wieder aus. »Mit diesem Jungen stimmt etwas ganz und gar nicht. Er wird nie die Disziplin haben, die ein Venator braucht.«
»Ich weiß. Das ist uns schon seit einiger Zeit klar, aber wir brauchten noch einen weiteren Minuspunkt, um ihn loszuwerden.« Lucian klang ein wenig traurig, doch dann hellte sich seine Stimmung wieder auf. »Ich möchte es wiedergutmachen. Wohnen Sie in der Nähe?«
Sie nickte.
»Gut, dann lade ich Sie hiermit zum Abendessen ein.«
Darauf lief es am Ende immer hinaus. Männer! Siemachte eine abwehrende Handbewegung. »Das müssen Sie nicht. Ich habe schon Schlimmeres erlebt.«
»Bitte! Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann. Außerdem kenne ich ein wirklich wundervolles kleines italienisches Restaurant.«
»Ich glaube, das ist keine gute Idee.« Dabei hatte sie gerade angefangen, seine Gegenwart zu genießen.
Lucian richtete sich auf. »O nein, ich meine kein solches Abendessen. Es wird ganz unschuldig, das verspreche ich Ihnen. Ich habe nun mal nicht oft Gelegenheit, mit einer Berühmtheit zu speisen. Bitte. Ich verspreche Ihnen, dass ich ein vollkommener Gentleman sein werde.«
Ihre Hände entkrampften sich, und sie schenkte ihm etwas, von dem sie hoffte, dass es wie ein Lächeln aussah. »Also gut, das wäre schön.«
◀ ▶
Nach einigen Gläsern Rotwein und einer geradezu unglaublichen Pasta ging Lucian mit Antoinette durch die fast menschenleeren Straßen zurück zu ihrem Hotel. Zum ersten Mal seit vielen Tagen fühlte sie sich entspannt. Das hatte sie Lucian zu verdanken. Er hatte Wort gehalten und keinerlei Annäherungsversuche gemacht, ja, nicht einmal mit ihr geflirtet.
Er war klug, witzig und hatte eine Art, die sie als sehr wohltuend empfand. In seiner Nähe fühlte sie sich wie ein Fisch im Wasser, und er schien ihre Gesellschaft zu genießen, ohne dass er nach einem Weg in ihr Höschen suchte.
»Hat es Ihnen bei Gino gefallen?«, fragte er.
»Ja, sehr …« Eine grobe Hand legte sich von hinten über ihren Mund, und etwas Scharfes und Kaltes wurde ihr gegen die Kehle gepresst.
»Nicht schreien, sonst bekommt dein Freund eine Kugelzwischen die Rippen«, knurrte ihr eine barsche Stimme ins Ohr.
Antoinette wagte einen Blick zur Seite. Lucian wurde von zwei Gestalten mit Kapuzen und Sonnebrillen flankiert. Einer hielt eine Pistole gegen Lucians Seite. Sie spürte weitere Personen hinter sich und fluchte still. Sie war so vom Abendessen und ihrem Begleiter eingelullt gewesen, dass sie nicht mehr aufgepasst hatte. Sie musste sich orientieren, bevor sie etwas unternahm, denn sonst würde Lucian verletzt werden … oder etwas noch Schlimmeres.
»Zurück«, sagte derjenige, der ihr das Messer an den Hals hielt. Seine Stimme klang irgendwie vertraut, aber sie wusste nicht, wo sie sie schon einmal gehört hatte.
Sie wurden zurück in eine dunkle Gasse geführt. Offensichtlich hatten die Männer hier auf Opfer gewartet.
Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, waren Panik oder Wut. Diese Situation rief nach einem kühlen Kopf.
Die Gasse machte eine Biegung nach rechts und war daher von der Hauptstraße nicht einsehbar. Laternen hingen an den Wänden der Häuser, aber die meisten waren entweder zerbrochen oder flackerten gefährlich. Unrat lag auf dem Boden, und es stank nach Alkohol und Urin – die zweite Heimat eines jeden Venators.
Die Männer unterhielten sich im Flüsterton, und Antoinette konnte nicht verstehen, was sie sagten.
»Meine Börse ist in der Innentasche meines Mantels«, sagte Lucian. »Ihr könnt alles haben, aber lasst uns gehen.«
Antoinette sah ihn kurz an. Seine Stimme zitterte leicht, aber ansonsten zeigte er keinerlei Anzeichen von Furcht. Die Kapuzengestalt rechts neben ihm lachte und drückte die Pistole fester gegen Lucians Rippen. Allerdings hieltder Räuber sie nachlässig, und Antoinette hätte ihn leicht entwaffnen können, wenn sie an Lucians Stelle gewesen wäre.
Sie waren zu fünft, und ihre Gesichter waren entweder durch Skimasken oder Sonnenbrillen unter den Kapuzen unkenntlich gemacht.
»Komm, Alter, zeig uns, was sie hat. Zeig uns ihre Titten«, sagte einer der anderen Angreifer.
Der maskierte Räuber drückte sie gegen eine schmutzige Wand und riss ihr mit der einen Hand die Jacke auf. Darunter trug sie eine Seidenbluse und einen locker fallenden Rock. Mit der
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