Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
schnell genug vergießen konnte.
Viktor nahm seine Hand zurück und streichelte Cerberus’ Kopf ein letztes Mal, während das Silbernitrat die Adern an seinem Hals schwärzte. Der Hund jaulte wieder auf.
»Nein, das darf nicht passieren.« Christian schüttelte den Kopf und biss die Zähne so fest zusammen, dass die Halsmuskeln hervorstachen wie straffe Seile. »Das lasse ich nicht zu.«
»Nicht mal du kannst es verhindern.« Viktor lächelte seinen Freund schwach an. »Pass auf Valerica auf. In letzter Zeit war ich ihr kein guter Bruder. Mir ist klar, dass sie etwas schwierig sein kann, aber … du weißt, dass ihr das hier sehr nahegehen wird.«
»Ich verspreche es«, sagte Christian gepresst.
Antoinette hob Viktors Hand an die Lippen. »Danke dafür, dass du dich um meinen Vater gekümmert hast.« Dicke Tränen tropften auf seine entblößte Brust; sie sollte sie wegwischen, aber sie konnte seine Hand nicht loslassen. »Und um mich.«
»Oh, ma chère , das war mir ein Vergnügen.« Viktor zwinkerte ihr schwach zu. »Wenn ihr ihn findet, dann sagt ihm, dass er der beste Mensch war, den ich je gekannt habe, und dass ich ihn geliebt habe.«
Antoinette nickte; die Schmerzen in ihrer Brust wurden beinahe unerträglich. Kurz begegneten sich ihre und Christians Blicke.
Trauer machte seine Augen matt, und eine Art verrückte Ruhe legte sich über ihn. Sie wollte ihn festhalten, ihn trösten, aber er war wie erstarrt.
In Viktors Körper zuckte es. Sein Rücken wurde steif, und der Kopf kippte nach hinten. Als das Gift sein Gehirn erreichte, schrie er auf. Silbriges Schwarz drang in seine sonst so hellen Bernsteinaugen und raubte ihm den Rest des Lebens.
Antoinette zersprang das Herz, und ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Er war tot. Cerberus stupste mit der Schnauze das Bein seines Herrn an, dann legte er den Kopf zurück und heulte lange und traurig. Christian stimmte mit einem Schrei voller Kummer und Wut ein.
Viktors Hand fiel aus der ihren, und sie trocknete die Tränen auf ihren Wangen. Das durfte nicht sein! Nicht Viktor!
Aber es war geschehen, und nun lebte er nicht mehr. Er war ermordet worden. Christian hockte noch einige Sekunden neben seinem Leichnam, dann war er plötzlich verschwunden.
Sie unterdrückte ihre Trauer, zog ihr Handy hervor und wählte die Notrufnummer der Polizei. »Ich will den Mord an einem männlichen Aeternus anzeigen.«
Sie gab ihnen die Einzelheiten sowie die Adresse durch und legte auf. Nun ließ sie ihrer Trauer freien Lauf. Zuckungen durchliefen ihren Bauch, und es gelang ihr gerade noch, die Schatten auf der anderen Seite von Viktors Auto zu erreichen, bevor sie sich übergab.
Ein Polizeifahrzeug hielt in geringer Entfernung von ihr, als sie sich gerade den Mund mit dem Handrücken abwischte. Zwei Cops stiegen aus und näherten sich Viktors Leiche.
Cerberus sah sie nicht einmal an, aber ein warnendes Knurren grollte in seiner Brust, und die Polizisten bliebenstehen. Sie wechselten einen raschen, besorgten Blick, und ihre Hände bewegten sich zu den Halftern an ihren Hüften.
»Bitte«, sagte Antoinette und stellte sich zwischen sie und den Hund.
Sie hielten inne und sahen sie an. Als sie die Lage erklärte, warteten sie mehr als bereitwillig auf Verstärkung. Einer der Cops stieg wieder in den Wagen und bat über Funk um Unterstützung, während der andere auf das überfüllte Clubgebäude zuging, aus dem nun immer mehr neugierige Gäste kamen.
Zwanzig Minuten später bog ein großer schwarzer Wagen des Sondereinsatzkommandos in den Parkplatz ein und fuhr so nahe wie möglich an den Tatort heran. Einige Personen stiegen aus und übernahmen die Ermittlungen.
Sanitäter hielten neben dem schwarzen Auto. Einer der Polizisten führte Antoinette hinter den Krankenwagen und legte ihr eine Decke um die Schultern.
»Danke«, sagte sie und schaute in die freundlichen braunen Augen.
»Gern geschehen. Bleiben Sie einfach hier sitzen und warten Sie, bis einer der Beamten Zeit hat, mit Ihnen zu sprechen«, sagte er und ging davon, um die Menge im Zaum zu halten.
Oberon kam auf seiner Harley Davidson angefahren. Was macht er denn hier?
Er schwang das Bein über die schlanke Maschine, eine Sonderanfertigung, und ging mit langen Schritten auf Viktors Leichnam zu. Abermals empfand Antoinette seine schiere Körpermasse als einschüchternd.
Cerberus bleckte die Zähne, aber Oberon ging vor ihm in die Hocke und sprach sanft mit ihm. Sie verstand kein Wort. Langsam entspannte
Weitere Kostenlose Bücher