Aeternus - Sanfter Tod: Roman
einem Tablett voller Drinks in der einen Hand. Sie lächelte, stellte das Tablett auf dem Tisch ab, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich rittlings darauf und stützte die Arme auf der Rückenlehne ab. »Diese Runde geht aufs Haus.«
»Kitt, Tony – das ist Jenni«, sagte Antoinette.
Die Frau war eine wahre Amazone. Sie streckte einen muskulösen Arm aus und begrüßte alle. Über ihrer Kehle verlief eine schartige Narbe.
Antoinette erhaschte einen Blick auf eine Tätowierung auf der Brust der Kanierin, die halb von ihrem ärmellosen T-Shirt verborgen wurde. Sie sah Kitt an, deren Augen auf dieselbe Stelle gerichtet waren. Anhand des Wenigen, das sie sehen konnten, war es schwierig zu sagen, aber diese Zeichnung wirkte wie die bei Raven.
Antoinette lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Kümmerst du dich heute um die Bar?«
Jenni warf einen kurzen Blick über die Schulter. »Ja, aber wir arbeiten einen neuen Jungen ein, einen Kojoten aus dem Hinterwald. Er soll mal allein zurechtkommen, deshalb bediene ich jetzt.«
»Wie lautet Ihr Rudelname?«, fragte Kitt mit einemleichten Zittern in der Stimme. Ihre Blicke flogen zwischen dem Gesicht der Kanierin und ihrer Tätowierung hin und her.
»Gutblut.« Jenni runzelte die Stirn und schien misstrauisch zu werden.
»Buffys und Sherrys Kinder …«, warf Antoinette in der Hoffnung ein, die beiden ablenken zu können, bevor Kitt etwas sagte, das sie später bereuen würde. »Warum haben sie eine größere Chance als fünfzig Prozent?«
»Hm.« Nun richtete Jenni den Blick argwöhnisch auf Antoinette. »Sherrys Mutter war eine Kanierin.«
Kitt beugte sich vor. »Das ist doch gar nicht schlecht.«
»Was bedeutet das?«, fragte Tony.
»Sie hat möglicherweise eine längere Lebensspanne vor sich, weil sie eine verborgene Bestiabeo ist. Sie wird nicht so lange leben wie eine Erweckte, aber einige Hundert Jahre wird sie schon haben.«
Jenni entspannte sich ein wenig. »Und sie ist wieder schwanger. Deshalb haben wir zusätzliches Personal eingestellt. Beim letzten Mal wäre sie fast gestorben, und Buddy macht sich deshalb große Sorgen.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Kitt. »Bestiabeo-Schwangerschaften sind schwierig, besonders wenn die Frau ein Mensch ist. Und das letzte Drittel ist das gefährlichste.«
»Ja, aber sie freut sich so sehr auf die Kleinen.« Jenni schüttelte den Kopf.
An der Bar wurden Stimmen laut, und Jenni warf wieder einen Blick über die Schulter. »Mist. Das war mein Stichwort. Dieser Kojote hat ein hitziges Gemüt.« Sie grinste. »Das werde ich wohl aus ihm herausprügeln müssen.« Sie machte sich auf den Weg zum Tresen.
Antoinette hegte keinen Zweifel daran, dass sie dazu in der Lage war. Kitt beugte sich zu Antoinette vor. »DieseTätowierung – ich glaube, sie hat zu den Dracones Nocti gehört.«
Antoinette sah Jenni nach. »Das sollten wir Oberon mitteilen. Vielleicht kennt Raven sie.«
»Ich glaube schon.« Tony deutete mit dem Kopf Richtung Tür. Dort stand Raven und sah Jenni an.
Die Amazone grinste breit, als sie ihn sah, und auch Raven lächelte. Sein Blick glitt durch den Raum, blieb für den Bruchteil einer Sekunde am Tisch seiner Freunde hängen und richtete sich auf Kitt. Dann drehte er sich um und ging auf Jenni zu. Antoinette fragte sich, ob die beiden vielleicht einmal ein Liebespaar gewesen waren. Sie schien nicht die Einzige zu sein, die auf diesen Gedanken gekommen war, denn Kitt runzelte die Stirn und beobachtete sehr genau, wie er auf Sherrys Schwägerin zuging.
Jenni umrundete den Tresen und packte seinen rechten Unterarm mit der rechten Hand. Bei ihr machte er es genauso. Es war der Handschlag von Kriegern. Sie tauschten leise einige Worte – so leise, dass Antoinette sie wegen des Hintergrundlärms nicht verstehen konnte, nicht einmal mit ihrem scharfen Gehör.
Er sagte noch etwas zu Jenni, und sie schaute in die Richtung von Antoinette und ihrer Begleitung. Jenni nickte und kehrte hinter den Tresen zurück, während Raven zu ihnen herüberkam.
»Ich hatte keine Ahnung, dass ihr hierher gehen wolltet«, sagte er, wobei er Kitt nicht aus den Augen ließ.
»Das war Antoinettes Idee«, sagte Kitt und hob das Kinn ein wenig. »Ich wusste nicht, dass du hier jemanden kennst.«
»Wen? Jenn? « Raven warf einen Blick zurück zur Bar. »Die Gutbluts und ich kennen uns schon sehr lange – noch aus der Zeit vor uns beiden«, sagte er und sah Kitt eindringlich an.
»Die Dracones Nocti?«, fragte
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