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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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geschrien hatte, weinte sie nur noch. Er hatte sich ihr vorsichtig genähert.
    „ Warum?“, hatte sie geschluchzt.
    „ Weil ich dich liebe.“
    „ Was wird mit mir geschehen?“
    Er schüttelte mitleidig den Kopf. „Das wissen wir erst in einigen Wochen.“
    Er betrachtete sie noch lange, wie sie da am Boden lag und sich immer weniger bewegte. Wie ihre Haut sich zu verdicken schien, ihre Augen milchig weiß wurden. Als die Augen sich schlossen und sie ganz still da lag, küsste er sie ein letztes Mal vorsichtig.
    Er holte den Arzt, der sie untersuchte, hörte sich mit falscher Trauer das Urteil an und ließ sie wegbringen.
    Aber er sollte die Ruhe nicht lange genießen. Das Telefon hatte geklingelt und die schlechten Nachrichten verdarben ihm die Feierlaune. Hartmanns Freund der Polizeichef hatte angerufen und ihm erzählt, das er „von ganz oben“ angewiesen worden war, den Tod der Dame auf dem Maskenball weiter zu untersuchen.
    Da hatte er doch gedacht, er wäre das verflixte Fräulein Rosenherz los! Ein ausgiebiges Bad in rheinischem Æther brachte normalerweise die gewünschten unschönen Ergebnisse. Es hätten der Dame doch ein paar Tentakel oder eine zweite und dritte Nase wachsen können, die sie dann aber leider nicht mehr in seine Angelegenheiten hätte stecken können!
    Aber sie war zu schnell abgeholt worden. Er hätte ihr auch gerne eine persönliche Behandlung zuteilwerden lassen. Nun mischte sich ein Dr. Burger an ihrer Stelle ein. Der war gefährlich, das hatte ihm der Polizeichef versichert. Scheinbar hatte dieser Burger Freunde in allen möglichen Ämtern, er war wohl selbst irgendwie für die Regierung tätig gewesen.
    Hartmann beschloss, am nächsten Tag bei Depuis vorbei zu fahren. Es musste doch ein Druckmittel geben, um der Dame und ihrem Kettenhund klar zu machen, dass sie sich nicht in seine Angelegenheiten einmischen sollten. Seine Pläne brauchten noch eine Weile, um in die Tat umgesetzt werden zu können. Aber es würde nicht mehr lange dauern, das spürte er.
    Schon seit er ein kleiner Junge gewesen war, wusste er, dass es ihm bestimmt war, über andere Menschen zu herrschen. Es hatte ihn verzweifelt, das niemand auf ihn hören wollte, das man ihn nach seinem Aussehen beurteilte. Als sein Bruder sich dann verwandelt hatte, war ihm klar geworden, das es doch Gerechtigkeit gab. Und so, wie sein Bruder leiden musste, so würde er triumphieren. Bald würde er den Platz einnehmen, der ihm bestimmt war. Es brauchte nur noch ein paar Vorbereitungen, und niemand könnte ihm dann mehr im Weg stehen.

Kapitel 11
     
    Am nächsten Morgen öffnete Paul die Schlagläden an seinem Fenster und war begeistert. Der Himmel war zwar noch immer grau und bewölkt, aber die Aussicht war grandios. Er sah aus dem Fenster auf einen tiefschwarzen See, der von allen Seiten vollständig von hohen Bäumen umschlossen war. Der Wind ließ die Oberfläche kabbeln. Ein paar Enten trieben nahe am Ufer entlang. Zwischen dem Haus und dem See lag eine abschüssige Wiese, die an einem Steg endete, an dem ein Boot festgemacht war.
    Es war ein Ort der Einsamkeit, aber auch der absoluten Ruhe in der Natur. Er wünschte sich hier im Frühjahr zu sein, wenn die Wiese voller Schlüsselblumen war, oder im Sommer, wenn man im See baden konnte. Er zog sich schnell an und ging nach unten. Dort war es inzwischen mollig warm. Das Haus war über Nacht knackend und knirschend zum Leben erwacht. Der Kachelofen strömte eine wunderbare gleichmäßige Wärme aus. Auf einem riesigen Sessel in der Nähe der Terrassentür saß Annabelle. Er konnte sie nur von hinten sehen, umso bestürzter war er, als er entdeckte, dass sie weinte. Als sie ihn kommen sah, schniefte sie und versuchte die Tränen zu verbergen. Er stellte sich neben sie und sah aus dem großen Fenster. Die Leichtigkeit, die er beim Aufwachen verspürt hatte, war verflogen. Er betrachtete die grauen Wolken und versuchte die richtigen Worte zu finden. Schließlich drehte er sich um und sah sie an. Sie hatte die Haare offen wie ein Kind, nur mit einem Band zurückgehalten. Über dem Nachtgewand trug sie einen rosa Morgenmantel, der ihr aber zu klein war. Auf den Mantel waren über und über Gänseblümchen aufgestickt. Er zog sich einen zweiten Sessel neben sie und gemeinsam betrachteten sie eine Weile den Wind auf dem Wasser. Sissi stöberte im Schilf.
    „ Ich bin anders“, sagte sie plötzlich.
    Paul sah sie an und nickte. Sie verkrampfte ihre Hand im Schoss.
    „ Nein,

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