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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Mann.
    Hartmann nickte.
    „ Sonst noch was?“
    „ Ja, und das Zimmer ist frei.“
    „ Gut. Danke.“ Er gab dem Mann ein kleines Trinkgeld, obwohl er wusste, dass Depuis ihn schon bezahlt haben würde.
    Als er wieder allein war, stand er auf und zog sich seinen Schal und Mantel an. Nachdem er in seine Handschuhe geschlüpft war, setzte er sorgfältig seinen neuesten Hut auf – eine feine englische Melone.
    Es wurde Zeit sich um Katharina zu kümmern.
     
    * * *
     
    Dr. Karl Burger versiegelte eine Depesche. Länger als nötig drückte er seinen Siegelring in den Lack, dann streifte er ihn wieder über den Finger.
    „ Lassen Sie das zur amerikanischen Botschaft bringen, Otto“, befahl er seinem Diener. „Und lassen Sie mir ein Pferd satteln.“
    „ Sehr wohl, Herr Doktor.“ Otto war zwar erst seit Kurzem in seinen Diensten, aber er hatte schon eine Menge gelernt. Karl hatte ihn von seiner letzten Expedition mitgebracht. Er war im Auftrag der National Geographic Society in Südamerika gewesen, und hatte den jungen Mann dort kennengelernt. Bei einer abenteuerlichen Reise durch den Dschungel war er von einer Schlange gebissen worden. Otto hatte ihn drei Tage lang am Leben erhalten, während er fieberte. Dr. Burger wusste nicht mehr viel, aber Otto hatte ihm das Leben gerettet. Nach dieser Erfahrung hatte der als Koch eingestellte Bursche keine Lust mehr auf das tropische Klima und war mit Dr. Burger nach Deutschland zurückgereist, um dort festzustellen, dass seine Braut sich einen anderen gesucht hatte. Sie waren aber inzwischen ein eingespieltes Team geworden, und Dr. Burger wollte Ottos Gegenwart nicht mehr missen.
    Karl wusste, dass er damit seinen Lebensgefährten und treuen Freund Richard Naumann wahnsinnig machte. Richard reiste seit einigen Jahren nicht mehr mit ihm, wie er das früher getan hatte, sondern pflegte das Haus in Baden-Baden. Karl brachte ihm immer etwas mit, von seinen Reisen, und wenn es nur ein verwirrter junger Mann war. Er hatte Richard aber schnell davon überzeugen können, dass Otto nicht sein Typ, zu jung und nicht an Männern interessiert war.
    Er bedauerte es nur kurz, dass er den weiteren Auftrag der Society ablehnen musste. Ursprünglich hatte er sich in der nächsten Woche wieder auf eine Reise begeben wollen: Ägypten. Aber er war sich sicher, dass sich jemand anders finden würde, der mit Begeisterung nachschauen würde, was Howard Carter dort so trieb.
    Nachdem er gestern noch lange mit verschiedenen Leuten gesprochen hatte, war ihm klar geworden, dass er hier bleiben musste. Was blieb ihm übrig? Annabelle war ihm viel zu sehr ans Herz gewachsen, und nun war sie in Gefahr, denn er vermutete, dass die „Behandlung“ die ihr zuteil geworden war, weit über das Normale hinausging. Da steckte etwas dahinter – oder jemand. Derjenige, dem Annabelle auf der Spur gewesen war. All diese toten und leidenden Frauen, da gab es einen Zusammenhang.
    Karl Burger hatte vor, einige Leute zu besuchen. Eine Menge Leute. Er kannte sehr viele Menschen in Baden-Baden, einflussreiche Menschen. Er würde herausbekommen, was für ein Spiel dieser Konditor mit seinen Pralinen trieb, und wie diese Made Depuis dort hineingehörte. Aber er musste vorsichtig sein. Wenn dieser Hartmann so viel Einfluss hatte, wie er, Karl, befürchtete, dann wollte er die Hornissen nicht zu früh aufschrecken.
     
    * * *
     
    Walter Hartmann hätte eigentlich zufrieden sein können. Er saß in seinem Wohnzimmer vor dem Kamin und betrachtete die Flammen, die ab und zu aus den Holzstücken züngelten. Hinter ihm standen die Reste des Abendessens.
    Sein Plan hatte geklappt. Seine Schwester war auf sicher im Adlerhorst angekommen. Es war ganz einfach gewesen, ihr genügend von der Substanz einzuverleiben – sie konnte ja keiner Spezialität widerstehen, und sie hatte ihm tatsächlich blind vertraut.
    Er hatte ihr ein exzellentes Mahl zubereiten lassen. Depuis kannte die besten Köche. Während er ihr zusah, wie sie es verschlang, war ihm noch einmal aufgefallen, wie sehr er sie liebte. Sie war die einzige Person auf dieser Welt, die ihn wirklich verstand. Aber sie würde ihm bald untreu werden, und das durfte nicht passieren.
    Er hatte gespannt beobachtet, wie sie reagierte, als sie bemerkte, was er getan hatte. Ihr Augen waren groß geworden, sie hatte sich die Perücke vom Kopf gerissen und geschrien. Dann war sie wie eine Furie durchs Zimmer gerannt und hatte sich ihrer Kleidung entledigt. Als sie sich heiser

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