Aetherhertz
Sissi ...“
„ Schön, dass ich noch vor deinem Pferd rangiere“, bemerkte Karl trocken.
“ Ist das immer so kompliziert?”
“ Die Liebe ist eines der schönsten und schwierigsten Dinge, die einem im Leben geschehen können.”
“ Dann muss es Liebe sein: Es ist schön und schwierig.”
“ Ich hätte mir gewünscht, dass es nur schön ist.” Was redete er da? Er konnte mit dieser Situation überhaupt nicht umgehen.
“ Es ist wunderschön, Onkel Karl. Er ist so liebevoll und …” Jetzt wurde sie dunkelrot und Karl wollte darüber nicht weiter sprechen.
“ Warum seid ihr wieder da?”, wollte er wissen, aber sie sagte gleichzeitig: „Wo ist Frau Barbara eigentlich?“
Karl erzählte ihr von dem Überfall. Dann war es an der Zeit, dass Annabelle von ihren Erlebnissen im Schwarzwald berichtete.
„ Ist das noch Zufall?“, fragte sie nachdenklich.
Sie waren inzwischen in der Bibliothek. Karl hatte ihr die neue Terrassentür gezeigt.
„ Niemand wusste, dass ihr in der Hütte seid.“
Annabelle sah zum Fenster in den Garten hinaus. „Da ist jemand“, sagte sie und zeigte auf eine ferne Gestalt, die einen Obstbaum beschnitt.
„ Das ist Richard. Er wird sich um den Garten kümmern. Außerdem soll er dich und Frau Barbara beschützen.“
Er legte einen Arm um Annabelles Schultern. Sie lehnte sich an ihn. Karl war es irgendwie unbehaglich: Vor einer Woche war sie für ihn noch ein Kind gewesen, die wonnige kleine Annabelle, die von allen geliebt wurde, und die er so oft auf seinen Schultern getragen hatte, der er Geschichten zum Einschlafen erzählt hatte, wenn sie gemeinsam auf Reisen gewesen waren. Sie war wie sein eigenes Kind.
Und nun war sie eine Frau. Sie hatte mit einem Mann geschlafen und dadurch veränderte sich für ihn vieles. Er könnte nun einen Teil der Verantwortung abgeben, weitergeben, an den neuen Mann in ihrem Leben, aber das fiel ihm sehr schwer. Er mochte Paul, aber er kannte ihn einfach nicht gut genug. Es ging ihm alles zu schnell.
„ Onkel Karl“, fragte Annabelle leise. „Glaubst du, dass Papa Paul auch gemocht hätte?“
Karl lachte kurz: “Christian Sebastian hätte ihn gehasst und ständig auf die Probe gestellt. Er hätte ihn im besten Falle ignoriert. Du weißt, wie er sein konnte. Er hat dich geliebt. Er hätte dich nicht einfach so hergegeben.“
„ Aber er ist nicht da!“, schniefte Annabelle.
„ Ja“, stimmte Karl ihr zu. „Umso wichtiger ist deine Wahl, und das du dir ganz sicher bist. Mir wäre es lieber gewesen, du hättest dir noch ein wenig Zeit gelassen.“
Geräusche an der Vordertür kündigten nun tatsächlich die Ankunft der Hausdame an. Annabelle flog in ihre Arme und in einem Wirbel an Geplapper kehrte wieder Leben ins Haus ein.
Karl blieb noch einen Moment am Fenster stehen. Musste er nun auch noch eine Hochzeit planen?
* * *
„ Eine Hochzeit?! Wie wundervoll!“, rief Pauls Mutter aus. Sie fing wie erwartet an zu weinen und umarmte ihren Ältesten schwungvoll. Der war etwas verlegen und fing seine Mutter auf, bevor sie das Gleichgewicht verloren. Pauls Vater setzte sich erst mal und zündete sich eine Zigarre an. Friedrich grinste und schenkte allen etwas zu trinken ein.
„ Darauf müssen wir anstoßen“, sagte er und hob sein Glas. „Auf Paul, der es doch noch vor mir geschafft hat!“
Margarethe Falkenberg wurde dunkelrot und zischte: “Friedrich!“ Doch der lachte nur und kippte sein Glas in einem Zug.
„ Lass uns bitte einen Moment allein“, befahl Peter Falkenberg seiner Frau.
Als sie aus dem Zimmer war, wies er Paul an, sich zu setzen.
„ Ich hatte gehofft, dass es damals im Adlerhorst nur ein Mittel zum Zweck war“, sagte er mit leiser Stimme. „Aber jetzt soll es also wahr werden. Hast du das Fräulein während eurem Aufenthalt kompromittiert?“
Paul starrte seinen Vater an.
„ Vater“, begann Friedrich, doch er wurde von einer Handbewegung Pauls unterbrochen.
„ Ich kann für mich selbst sprechen, danke. Nein Vater, damals im Adlerhorst, das war nicht nur Mittel zum Zweck, wie du es so schön nennst. Es war nur der falsche Zeitpunkt. Was wir in der Schurmhütte erlebt haben, geht dich nur zum Teil was an. Ich ahne aber, was dir nicht gefällt: Es wird so vielleicht nichts aus deiner Stiftung.“
„ Es ist nicht meine Stiftung.“ Peter Falkenberg wurde wütend. Paul hatte wohl den Nagel auf den Kopf getroffen.
„ Hör zu: Annabelle und ich haben beschlossen, dass wir weiterhin einer
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