Aetherhertz
Damen von seiner Harmlosigkeit zu überzeugen, während sein Bruder den Gang weiter sicherte.
“ Wir brauchen nur eine Auskunft.“ Er legte den Säbel auf einen Tisch und blieb stehen. “Ich suche meine Verlobte, Fräulein Rosenherz.“
Friedrich schoss, und jemand schrie auf dem Gang laut auf. Die Schwestern hielten sich die Ohren zu und jammerten laut. Paul ging in die Hocke.
“ Bitte, helfen Sie mir, dann ist bald alles vorbei. Wo ist Fräulein Rosenherz?“
“ Was ist Sie denn für eine?“, fragte eine der Schwestern zitternd.
“ Wie bitte?“
“ Na, was ist aus ihr geworden? Wir haben hier verschiedene Spezies.“
Paul verstand. Oh Gott!
“ Sie ist nicht verdorben. Sie hat nur eine grüne Hand.“
“ Ich weiß …“, begann eine andere Schwester und schlug sich die Hand vor den Mund.
“ Was ist?“ Paul wurde hektisch.
“ Sie ist gerade zur Behandlung gebracht worden.“
“ Wissen Sie wo?“
Die Schwester nickte.
Paul stand auf und griff nach ihr. Sie versuchte sich zu wehren, aber das war ihm egal.
“ Sie bringen mich sofort zu ihr, ist das klar?“
“ Paul, beeil dich!“, rief Friedrich von der Tür.
Paul nahm die Frau fest am Arm und zog sie hoch. Sie wehrte sich nur schwach und er schob sie zur Tür. Friedrich gab ihm das Zeichen, er betrat den Gang und sie liefen los.
Als sie endlich eine Tür öffneten, schien es, als ob die Zeit sich verlangsamte und alles außerhalb dieses Raumes und dieses Momentes unscharf und unwichtig wurde. Er hörte die Schreie und die Schüsse nicht mehr, merkte nicht, wie die Krankenschwester sich seinem Griff entwand und hinter der Wanne Schutz suchte. Er sah nur diese Glaskabine über den Kacheln und das grüne Leuchten. Hektisch untersuchte er den Mechanismus, der die Schläuche und Ventile regelte. Kurz entschlossen drückte er ein paar Knöpfe und zu seiner Erleichterung wurde der Æther aus der Kabine abgezogen. Vorsichtig öffnete er die Glaswand und sah Annabelle in der Wanne festgeschnallt liegen. Sie hatte die Augen geschlossen und schien bewusstlos.
Er erinnerte sich daran, wie sie ihm von dem ersten Mal erzählt hatte, wie sie sich vergewaltigt gefühlt hatte, hilflos und ausgeliefert. Von ihrem Kampf gegen den Æther und der Angst, von ihm überwältigt zu werden. Er hoffte, dass er nicht zu spät gekommen war.
* * *
Sie wurde herausgerissen, die Fesseln gelöst. Sie schrie, weil es wehtat, es war kalt und gleichzeitig heiß, als ob sie verbrannt würde. Aber die Hände, die sie berührten, sie kannte diese Hände, sie spürte ihre Absicht, nicht, sie zu quälen, sondern sie zu retten, zu erlösen, zu befreien: Es war Paul! Sie konnte kaum sehen, ihre Augen waren voller Tränen und alles war verschwommen. Ihr Kopf wummerte, sie hörte nur ein dumpfes pulsierendes Dröhnen, langsamer als ihr Herzschlag, der entsetzt galoppierte.
Paul hob sie hoch und trug sie weg. Ihr wurde übel, es ging so schnell, so viele Stimmen, waren das Schüsse?
„ Wir brauchen Kleidung“, hörte sie Paul sagen. Er versuchte sie anzuziehen, aber es war schwierig. Sie konnte ihm nicht helfen, es brannte doch alles so, sie wollte das nicht, es tobte immer noch ein Kampf in ihr, den sie verlieren konnte. Sie brauchte nur den rhythmischen Angriffen des Æthers gegen ihren Widerstand nachzugeben.
„ Wir müssen weg“, hörte sie eine andere Stimme. Friedrich?
Paul nahm sie wieder hoch und trug sie durch Gänge. Es knallte dumpf und eine Erschütterung schien das Gebäude zu bewegen. Sie kamen an eine große Gittertür, Friedrich klapperte mit vielen Schlüsseln und endlich schwang die Türe auf. Annabelle wurde fast bewusstlos, der innere Kampf drückte weiter auf ihre Sinnesorgane und drängte sie, endlich nachzugeben.
Sie öffnete die Augen und sah nach oben, nicht an die Decke der Gänge, sondern in ein helles Licht, weit oben. Sie blinzelte, es war eine riesige Glaskuppel über einem weitläufigen Raum, der wie ein Gewächshaus voller Pflanzen war. Paul lief mit ihr ein Stück in den Raum hinein und hielt dann an.
„ Irgendetwas stimmt nicht mit ihr“, sagte er. Er legte sie auf weichen Boden und endlich sah sie sein Gesicht, als er sich über sie beugte und besorgt ansah. In ihrem Bauch entstand eine Kugel aus glühender Wärme, die ihr Kraft gab. Sie versuchte zu lächeln, etwas zu sagen, aber es wurde zu viel: Sie wurde wieder bewusstlos.
* * *
Friedrich sah Paul und Annabelle an und lud dann seine Pistole nach. Er ging
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