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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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konnte nur ein Albtraum sein! Er kannte alle Schiffe der Reichsflotte und war zu vielen zivilen und militärischen Anlässen auch schon mit einigen geflogen. Aber so etwas hatte er noch nie gesehen. Es war nicht die Größe, die ihn entsetzte, sondern die absichtliche Bedrohlichkeit, die es ausstrahlte.
    Die Luftschiffe des Reiches zeigte den Hang Wilhelms II. zu Prunk und Bombast, waren liebevoll konstruierte detaillierte fliegende Kasernen in denen hingebungsvoll hierarchiebesessene Soldaten ihren streng ritualisierten Dienst schoben.
    Der regierende badische Großherzog Friedrich II. tat es seinem Kaiser nach, denn auch er war eher konservativ, was die neuen Technologien anging. Aber alte preußische Tugenden und revolutionäre Technologien vertrugen sich nicht gut, weshalb die Luftschiffflotte des Landes nicht den neuesten Möglichkeiten entsprach.
    Was Friedrich aber am meisten beunruhigte, war das Wissen um die Ausstattung, die sich hinter der gepanzerten Hülle verbarg. Paul hatte ihm berichtet, dass der russische Vater des vermeintlich toten Kindes bei einer weiteren Befragung zugegeben hatte, Hartmann Waffen verkauft zu haben. Die Russen hatten weit mehr Fantasie, was die Nutzung von Æther und Elektrizität im Großwaffenbereich anging. Friedrich kannte die Wirkung seiner tragbaren Blitzkanone und wollte sich nicht ausmalen, was so etwas als Bordgeschütz von einem Luftschiff aus anrichten könnte.
    Aber er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er verhindern sollte, dass dieses Monstrum nun bald aus dem Hangar gleiten würde.
     
    * * *
     
    Annabelle wehrte sich. Sie wollte nicht mehr festgehalten werden. Sie wollte aufstehen und weglaufen. All diese Geräusche, diese Lichter, dieses Geschrei! Es kam ihr so vor, als wäre sie wieder in dem Quellbach, mitgerissen vom rauschenden Strom, der um sie herum toste und an ihr zerrte. Als sie das Ungeheuer in der dunklen Höhle genauer erkennen konnte, bekam sie Angst. Sie würde hier sterben, Paul und Friedrich auch und sie konnte das nicht zulassen! Aus der Angst wurde Wut. Sie würde sich jetzt wehren!
    Sie kämpfte mit Paul, der überrascht von ihrem plötzlichen Widerstand war und das Gleichgewicht verlor. Sie drückte ihn zu Boden und stieß sich ab. Dann rannte sie auf das Monster zu. Sie fühlte das laute Pulsieren des Æthers, noch bevor er sichtbar wurde. Es war eine Anziehungskraft, ein Rufen, eine Versuchung: Er versprach ihr Macht, tobende, gleißende Macht. Sie bahnte sich einen Weg und kletterte ein Gerüst hoch. Niemand beachtete sie, wie sie mit flatterndem Nachthemd an dem Luftschiff klebte und ihre Finger in die Ritzen zwischen den Planken krallte. Sie kletterte und riss sich dabei die Wunden an den Fingerspitzen wieder auf, aber sie spürte es nicht. Der Æther griff nach ihr, beißend und heiß. Es war nicht der langsame Strom, wie sie es mit ihrem blauen Kristall erlebt hatte. Hier zuckte und peitschte der Æther in ihre Wunden und wanderte britzelnd an ihren Armen nach oben, hämmerte sich in ihre Haut und machte sich auf den Weg sie vollständig auszufüllen.
    Sie bemerkte nicht, wie das Luftschiff sich wieder in Bewegung setzte. Sie hatte aber ein Ziel: Hinter dem Adlerkopf in der gläsernen Kanzel hatte sie Hartmann gesehen. Sie musste zu ihm, und wenn sie ihn erreicht hatte, dann würde sie ihn töten.
     
    Paul sah entsetzt, wie Annabelle einfach in das Chaos hinein lief. Er wollte ihr nach, aber Friedrich ließ ihn nicht. Paul rangelte mit seinem Bruder, der aber sehr viel stärker und besser ausgebildet war.
    “ Ich muss hinterher!“, brüllte er.
    “ Das ist Selbstmord!“, brüllte Friedrich zurück.
    “ Das ist mir egal!“
    Friedrich sah Paul in die Augen und verstand. Er konnte seinen Bruder nicht aufhalten.
    Annabelle kletterte ein Gerüst hoch und erreichte die Außenhülle des Schiffes.
    „ Ich geb dir Feuerschutz“, schrie Friedrich. Paul nickte und rannte los, Annabelle hinterher. Als er das Gerüst erreichte, setzte sich das Luftschiff gerade wieder in Bewegung. Friedrich schoss auf einen Soldaten, der auf Paul gezielt hatte, und traf ihn an der Schulter. Paul war oben auf dem Gerüst angekommen und sprang in einem günstigen Moment: Er konnte sich etwa sechs Meter hinter Annabelle an einen der umlaufenden Stabilisierungsbalken klammern, dann begann er, nach oben zu klettern.
    Friedrich sah sich um. Er musste den beiden auch weiter Feuerschutz geben, und so lief er immer an der Wand entlang in Richtung Hangartor. Er

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