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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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nur noch die Streicher. Dann verstummte das Orchester ganz und ein Stock klopfte dreimal auf Parkett. Die Gespräche vor dem Vorhang wurden leiser und eine laute Stimme kündigte an: “Die Gastgeberin Katharina Hartmann!“
    Ein vereinzeltes Klatschen begann, dem sich zögernd aber stetig immer mehr Hände anschlossen. Annabelle spürte Pauls Atem an ihrem Ohr und versuchte sich nicht auszumalen, was gleich geschehen könnte. Hoffentlich hatten sie noch genug Zeit, hier zu verschwinden. Als das Klatschen aufhörte, glaubte sie den Moment gekommen und wollte sich gerade durch den Vorhang wühlen, als ein Geräusch sie zögern ließ. Sie blickte zu der Quelle: Ihre Augen hatte sich an das halbdunkel gewöhnt und sie konnte eine Frau in einem Gänsemagdkostüm erkennen, die sich die Hände an den Hals hielt und würgte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und der Mund war offen. Annabelle konnte erkennen, dass die Frau eine oder mehrere Pralinen gegessen hatte. Ihre Lippen waren mit Schokolade und rotem Zucker verschmiert. Offensichtlich hatte sie sich verschluckt. Annabelle wollte ihr helfen und umfasste die schwankende Frau. Die versuchte sie wegzustoßen, verlor aber das Gleichgewicht und stürzte in den Metallbaum.
    Mit einem ohrenbetäubenden Krachen fiel der Baum um und brach mit metallischem Scheppern in seine Einzelteile. Die Frau fiel in die Trümmer und regte sich nicht mehr.
    Als der Vorhang aufgerissen wurde, starrte Annabelle immer noch auf die Frau, deren Gesicht sich im Todeskampf blau verfärbt hatte. Dann drehte sie sich langsam und blickte in die Menge der Ballgäste, die sie ihrerseits entsetzt ansahen. Sie fühlte, dass Paul sich neben sie stellte und ihre Hand nahm.
    Aus der Menge heraus schob sich eine Gruppe grotesker Gestalten: Inmitten von sieben Kleinwüchsigen mit bodenlangen Bärten und Spitzhacken stand ein fratzenhaft geschminktes Schneewittchen: kalkweiße Haut, blutrote Lippen, lange schwarze Perücke. Aus dem Mund der Gestalt kam ein Strom greller unflätiger Worte.
    Annabelle suchte nach bekannten Gesichtern und sah zu ihrer Erleichterung, dass Friedrich sich den Weg durch die Gäste zu ihnen bahnte. Bevor er aber bei ihnen angekommen war, schob sich der dicke Teufel vor ihn und zeigte auf Annabelle und Paul: “Bleiben sie stehen! Sie Mörder!“
     
    * * *
     
    Katharina Hartmann konnte es nicht fassen. Gerade eben noch auf dem Höhepunkt, wie eine Königin gefeiert, war sie nun vergessen. Die Menge zerstreute sich, nachdem die Missetäter abgeführt worden waren. Ihr Fest war zu Ende. Einige Frauen standen noch bei dem Trümmerhaufen, der der Pralinenbaum gewesen war, und stopften sich voll, nachdem die Polizei den Tatort freigegeben hatte. Sie schwankten und hatten glasige Augen. Einige weinten hemmungslos, andere kicherten hysterisch. Eine Frau hatte angefangen zu keuchen und sich ausgezogen, das war aber schnell unterbunden worden. Andere hatten sich heimlich von der Süßigkeit etwas eingepackt und waren verschwunden. Bedienstete räumten die Überreste weg.
    Nur noch ein paar Gaffer waren übrig, die beobachteten, wie die Tote abtransportiert wurde.
    Wo war Walter, wenn man ihn brauchte? Katharina hatten vor Wut Tränen in den Augen, ihre dramatische Schminke lief ihr die kalkweiße Wange herunter. Das war nicht fair, nein, ganz und gar nicht. Jemand musste hierfür büßen, und sie wusste auch schon wer.
    Sie lief durch den Raum und suchte ihren Bruder. Sie fand ihn schließlich beim Buffet, wo er sich in aller Seelenruhe bediente.
    „ Walter!“, kreischte sie.
    Der drehte sich um und kaute gelassen weiter. Seine goldene Maske stellte irgendein Reptil dar.
    „ Walter!“, sie stampfte mit dem Fuß auf.
    „ Ja, Katharina?“
    „ Ich will, dass dieses Pärchen bestraft wird. Ich will, dass sie die Sonne sehr lange nicht mehr sehen. Tu was!“
    „ Depuis weiß, was zu tun ist.“
    „ Ich will nicht, dass mein Ruf von diesem Franzosenaffen abhängt! Walter, die gehen alle! Das war mein Ball, es sollte mein Abend werden.“ Sie ereiferte sich so sehr, dass ihre Perücke ins Rutschen kam. Schnell rückte sie das Gebilde wieder zurecht.
    „ Dann veranstalten wir eben noch einen Ball“, sagte Walter mit vollem Mund.
    „ Das würdest du für mich tun?“ Nun weinte Katharina wirklich. Sie tupfte sich mit einer Serviette die Augen und schniefte.
    „ Reiß dich zusammen“, sagte er leise. „Die Leute wollen sehen, dass du dich im Griff hast. Wir können jetzt keine Schwäche

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