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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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bald nicht mehr mit den Angelegenheiten des Hauses Rosenherz herumschlagen.“
    Peter Falkenberg sah ihn kühl an.
    Paul drehte sich um und verließ den Raum.

Kapitel 9
     
    Annabelle wachte auf. Für einen klitzekleinen Moment hatte sie vergessen, wo sie war, aber dann spürte sie ihre Hand. Die linke, die grüne, die Verdorbene. Sie hatten ihre Hand gestern noch gründlich untersucht und sie dazu ausgefragt.
    Zunächst hatte sie nichts sagen wollen. Sie hatte versucht, zu lügen, es wäre nur eine Verfärbung. Aber dann war jemand mit einer Maske gekommen. Er hatte nur kurz auf die Hand geschaut, und dann in ihr Gesicht. Sie hatte in diese Augen gesehen, und höllische Angst bekommen. All die Geschichten über die Berichtiger schienen grässliche Gestalt angenommen zu haben, und sie war nicht in der Lage, klar zu denken. Sie hatte ihm alle Fragen beantwortet.
    Man hatte sie schwer bewacht in eine Kutsche gesetzt und nun war sie hier.
    Hier, das war wohl ein riesiger Gebäudekomplex. Sie wusste nicht genau wo, die Fenster der Kutsche waren verdunkelt gewesen. Auf irgendeinem Berg. Mehrere Häuser mit wenig Licht. Man hatte sie endlose dunkle Gänge entlang geschoben, schließlich in ein Zimmer gebracht, wo eine Frau sie entkleidete und in eine Art Nachthemd steckte.
    Man gab ihr nichts, auch ihren Handschuh nicht, denn danach wurde sie endlos untersucht. Und befragt. Und untersucht. Und befragt. Noch ein Test. Sie wurde müde, hungrig, hatte Angst und fror.
    Als sie sie endlich schlafen ließen, dämmerte sie zunächst nur vor sich hin. Dann weinte sie. Schließlich war sie tatsächlich eingeschlafen. Sie hatte wilde Träume gehabt, in denen sie mit Oberon weit weggeritten war, immer weiter, und sie wusste genau, wenn sie ankäme, wenn sie es schaffte, endlich, dann würde sie ihre Hand kühlen können in dem fließenden Wasser, den Schmerz einfach weg spülen. Aber sie war nicht angekommen.
    Jetzt schaute sie sich in dem Raum um. Sie war allein. Das Zimmer war klein und schmucklos. Es gab ein Fenster, der Vorhang war zugezogen, aber sie konnte sehen, dass es draußen hell war, und dass vor dem Fenster Gitterstäbe waren.
    Sie stand auf und öffnete den Vorhang. Vor ihrem Fenster war ein kleines Stück Wiese, ein mächtiger Zaun mit Stacheldraht und dann Wald. Riesige schwarze Tannen. Sie war irgendwo mitten im Schwarzwald.
    Sie ging zu ihrer Zimmertür, die verschlossen war. In der Tür befand sich ein Glasfenster, sie konnte aber auf dem Gang niemanden sehen. Sie setzte sich wieder auf ihr Bett. Nach ein paar Minuten bekam sie kalte Füße, legte sich hin und deckte sich zu.
    Sie wollte nicht denken. Aber es gab nichts anderes zu tun. Wie spät es wohl war? Sie hatte immer noch Hunger. Man würde sie doch nicht verhungern lassen? Nein, es würde jemand kommen, es musste jemand kommen. Paul wusste, wo sie war, oder nicht?
    Paul oder Frau Barbara oder Onkel Karl, oder Papa? Jetzt weinte sie doch wieder. Sie fühlte sich total hilflos. Sie war noch nie in ihrem Leben so behandelt worden. Sie war noch nie so allein gewesen. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte.
     
    * * *
     
    Paul war ganz früh zu Frau Barbara gegangen, die wie erwartet völlig aufgelöst war. Paul hatte versucht, sie zu trösten, fühlte sich aber nicht wirklich fähig dazu.
    „ Ich habe Fräulein Annabelle immer wieder gesagt, das sie ihre Hand verbergen soll“, schluchzte Frau Barbara und sank am Küchentisch zusammen.
    Paul wurde aufmerksam. Er hatte sich schon fast gedacht, dass etwas mit Annabelles linker Hand war. Aber was? Als er vorsichtig nachfragte, erzählte Frau Barbara es ihm, die ganze Geschichte, von der Quelle und wie die Hand grün wurde, und das Annabelle damit merkwürdige Dinge empfinden konnte.
    Paul war sprachlos. Seine Empfindungen gingen durcheinander. Er hatte an eine Verkrüppelung gedacht, oder Warzen, ein Muttermal, irgendetwas Natürliches. Nun war es aber doch etwas das man so trüglich einfach mit dem Wort „Verdorben“ benannte. Aber was er dabei empfand, war nicht Abscheu, sondern Neugier. An Annabelle konnte nichts „Verdorbenes“ sein – das widersprach seinen Gefühlen. Neben der Neugier gab es allerdings noch einen Hauch Enttäuschung, dass sie ihm bis jetzt nichts davon erzählt hatte.
    „ Wir holen Annabelle dort raus“, versicherte er Frau Barbara. „Ich brauche aber Hilfe.“
    Frau Barbara sah ihn verheult an: “Wenn doch nur der Professor hier wäre.“
    Ja, dachte Paul. Wenn er doch nur

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