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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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wissen doch bei manchem Neureichen nicht, welche Krankheiten in den Familien stecken. Vielleicht sind sogar Verdorbene darunter. Manche Verdorbenen sehen ja ganz normal aus! Sie sind es aber nicht. Würdest du so jemanden heiraten wollen?“
    Während Johanna sie befreite, dachte Annabelle an das Kind bei den Berichtigern. Was machten die mit dem Säugling? Und was würde Johanna denken, wenn sie von Annabelles Hand wüsste?
    „ Jetzt schau nicht so unglücklich“, beschwichtigte Johanna, die Annabelles Gesichtsausdruck falsch deutete. „Ich sorge mich doch nur um dich. Aber ich habe bis jetzt über die Falkenbergs nur Gutes erfahren. Sie leben in einem soliden Wohlstand.“
    Annabelle Augenbrauen schnellten in die Höhe. Dann schluckte sie schnell herunter, was ihr durch den Kopf ging.
     
    * * *
     
    Annabelles Herz pochte laut, als sie am Ballabend endlich die Klingel vernahm. Das musste Paul sein! Sie war so gespannt, wie er aussah und wie er ihr Kostüm finden würde. Sie ging langsam die Treppe herunter und hörte einen kleinen Schrei. Frau Barbara hatte die Tür geöffnet und stand nun mit vor den Mund geschlagenen Händen im Flur. Als Annabelle Paul sah, war sie auch für einen Moment sprachlos. Paul sah aus, wie Professor Rosenherz auf dem Dschungelfoto. Er hatte Khaki Reisekleidung an, komplett mit Knickerbockern, einem Tropenhelm und einem Schmetterlingsnetz. Nachdem sie sich erholt hatte, bemerkte sie die Schmetterlinge, die überall auf ihm saßen. Er blinzelte ihr zu und die Schmetterlinge flogen auf, flatterten durch den Raum, und ließen sich dann wieder auf ihm nieder. Frau Barbara war entzückt und Annabelle lächelte stolz. Sie wäre mit diesem tollen Mann am liebsten sofort auf eine Safari aufgebrochen, anstatt auf einen Ball der feinen Gesellschaft gehen zu müssen.
    Paul ging zu ihr und befestigte einen kleinen metallenen Knopf an ihrer Schulter. Dann nahm er einen prächtigen blauen Schmetterling und setzte ihn auf den Knopf.
    „ Er wird immer wieder zu dir zurückkommen“, sagte er.
    „ Danke!“ Sie schluckte. Sie hatte einen Moment lang gedacht, er würde von ihrem Vater sprechen.
    „ Du siehst bezaubernd aus“, sagte er und sah ihr in die Augen. Sie wünschte sich, ihn jetzt küssen zu können, aber Frau Barbara ließ sie nicht aus den Augen.
    „ Du siehst aus wie ein Papa.“
    „ Schlimm?“
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf und nickte zu Frau Barbara hin, die immer wieder murmelte „Wie der Professor, ganz der Professor ...“
    „ Du hast Frau Barbara ganz durcheinandergebracht.“
    „ Nur sie?“, fragte er.
    „ Du Schalk“, neckte sie ihn, und ließ sich von ihm in den Mantel helfen.
     
    Die Kutsche klapperte die enge Schlossstraße hoch und sie fuhren durch das Tor in den Innenhof. Annabelle hatte ein flaues Gefühl im Bauch. Sie drückte Pauls Hand, der sie kritisch ansah.
    „ Sollen wir umkehren?“, fragte er.
    „ Auf keinen Fall!“
    „ Na dann. Du wirst heute die Schönste sein.“ Annabelle freute sich über das Kompliment mehr, als es das verdiente.
    Sie stiegen aus und folgten dem mit Fackeln gekennzeichneten Weg zum Eingang, vor dem einige livrierte Bedienstete standen. Durch die großen Bogenfenster konnte man ins Innere des Ballsaales sehen. Sie waren nicht die Ersten.
    Ein Orchester spielte schon leise und im Licht von tausend Kerzen und Gaslampen tummelten sich allerhand sagenhafte Gestalten. Annabelle hatte kurz vor dem Aussteigen noch ihre Maske aufgesetzt und fühlte sich nun merkwürdig distanziert. Paul hatte zu seinem Kostüm eine schlichte schwarze Augenmaske gewählt, aber das machte aus dem kühnen Forscher einen geheimnisvollen Fremden.
    “ Ich kann kaum glauben, dass ich hier bin“, flüsterte Paul ihr zu. Sie nickte, ihr ging es genauso.
    “ Mit der schönsten Frau, die ich je kennengelernt habe.“ Sie drückte glücklich seinen Arm und fühlte sich besser.
    Sie wanderten ein wenig scheu durch den Raum, der mit echten Bäumen in großen Kübeln und vielen Blumen, Vogelkäfigen und ausgestopften Tieren geschmückt war. Alles in allem fand Annabelle es zu künstlich, um einen echten Wald zu imitieren. Sie betrachteten die anderen Gäste: Es gab viele farbenprächtige Roben, ausladende Reifröcke, enorme Frisuren und abenteuerliche Masken. Da war der ein oder andere Mann mit Tiermaske: Wolf, Fuchs und Bär. Es gab Schmuck, der glitzernd und blinkend das Licht der Kerzen vervielfachte. Aber es gab auch viele Augen, die sie forschend

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