Aetherhertz
zeigen.“
„ Du hast recht.“ Katharina zog noch einmal lautstark die Nase hoch und befahl dann ihren sieben Zwergen ihr zu folgen. Hoch erhobenen Hauptes zog sie durch den Saal und verabschiedete die letzten Gäste mit Versprechungen auf einen nächsten, viel bombastischeren Ball, zu dem sie alle rechtzeitig einladen würde.
Walter atmete tief durch und wendete dann seine Aufmerksamkeit wieder den Häppchen zu. Hmm, dachte er: Wie wäre es mit „Schneewittchen am Spieß“ oder „Schneewittchen in sieben Variationen“ … Er musste mit Depuis sprechen. Er hatte langsam die Nase voll von den dramatischen Auftritten seiner Schwester.
* * *
Paul war wütend. Er wusste nicht, ob er jemals in seinem ganzen Leben schon einmal so wütend gewesen war, aber es war ihm letztlich auch egal. Sie hatten ihn von Annabelle getrennt, und er konnte nichts tun.
Es war absolut lächerlich! Niemand der bei klarem Verstand war, konnte behaupten, dass Annabelle und er diese Frau umgebracht hätten. Schon allein die Annahme, sie könnten so dumm und dilettantisch vorgegangen sein, empörte ihn. Weiterhin kannte er die Frau nicht einmal. Warum sollte er so etwas tun? Warum sollte Annabelle so etwas tun? Aber dafür interessierte sich hier niemand.
Er schüttelte den Kopf. Schon seit Stunden hielten sie ihn hier auf der Wache fest. Ab und zu kam jemand und befragte ihn. Immer wieder das Gleiche.
Wo war Friedrich, wo war sein Vater? Verdammt, wenn er ihn einmal brauchte! Und wo war Annabelle und was machten sie mit ihr? Wie viel Zeit war vergangen? Sie hatten ihm alles abgenommen, was ihnen verdächtig vorkam, sogar die Schmetterlinge.
Er war müde, aber sein Kopf summte. Immer wieder spielte er den Moment durch. Der Vorhang war aufgegangen. Die entsetzten Gesichter, das Gekreische dieser Dame mit Perücke, die Paul erst später als die Gastgeberin verstand. Sein Bruder, der sich geistesgegenwärtig zwischen ihn und diesen Depuis gestellt hatte, dessen Teufelsfratze ihn zu verhöhnen schien.
Sie waren zunächst in einen Nebenraum geführt worden, bis die Polizei kam. Friedrich hatte sich mit Depuis gestritten. Es war noch ein Mann da gewesen, ein Kahlköpfiger mit einer goldenen Schlangenmaske. Später hatte die Polizei ihn als Walter Hartmann, den Bruder der Gastgeberin vorgestellt. Die Tote, ein Fräulein Emma Albrecht war mit ihrer Cousine da gewesen. Die Cousine war aber schon früher gegangen. Paul kannte die Damen nicht. Es machte alles keinen Sinn.
Endlich kam sein Vater in Begleitung von Friedrich. Er begrüßte Paul unterkühlt und erkundigte sich dann nach dem Stand der Dinge. Paul beobachtete, wie sein Vater mit einem Polizeibeamten sprach. Er konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber ihm fiel auf, dass sein Vater plötzlich ein überraschtes Gesicht machte. Er sah zu Friedrich, der auch mit den Achseln zuckte. Dann zeigte Peter Falkenberg auf Paul und der Polizist nickte nur müde und ging dann weg.
„ Du kannst mitkommen“, sagte sein Vater brüsk.
„ Was ist mit Annabelle?“
Sein Vater schüttelte den Kopf: “Sie bleibt noch in Haft.”
„ Warum? Sie können doch nicht ernsthaft annehmen, dass Annabelle die Frau getötet hat! Sie hat nichts damit zu tun.“ Peter Falkenberg sah Paul lange forschend an.
„ Was?“, fragte Paul schließlich, der nicht verstand, was sein Vater ihm sagen wollte.
Friedrich stellte sich neben ihn und fasste Paul am Arm. „Paul, sie sagen Annabelle ist eine Verdorbene.“
Paul sah Friedrich fassungslos an, dann seinen Vater. Der zog fragend eine Augenbraue hoch.
„ Du hast es also auch nicht gewusst?“, fragte er kalt.
„ Das ist doch nicht wahr!“ Paul begriff es nicht.
„ Sie untersuchen sie noch. Aber da können wir jetzt nicht mehr tun.“ Friedrich wollte Paul am Arm wegziehen.
„ Das ist nicht wahr!“, schrie Paul. „Wo ist sie?“
Er lief den Gang entlang und riss Türen auf, doch er sah nur in überraschte Gesichter. Schließlich stellten sich ihm zwei Polizisten in den Weg. Friedrich hatte ihn eingeholt und sagte: “Sie ist nicht mehr hier. Sie haben sie zum Adlerhorst gebracht.“
Paul war entsetzt: „Zu den Berichtigern? Friedrich! Annabelle ist unschuldig.“
„ Paul, lass uns nach Hause fahren und das dort besprechen. Hier können wir jetzt nicht mehr viel tun.“
Friedrich beförderte seinen Bruder in die wartende Familienkutsche, in der der Vater schon wartete.
Zuhause angekommen ging Paul stumm mit ins Haus seiner
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