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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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getanzt hatten, machten sich Paul und Friedrich auf, ihren Damen etwas zu essen zu besorgen. Johanna war euphorisch und fächerte sich Luft zu.
    „ Friedrich ist wunderbar! Ich verstehe es immer weniger, das du ihn nicht wolltest. Ach Annabelle, ich glaube fast, er könnte der Eine sein. Wir könnten eine Doppelhochzeit haben!“
    „ Woran du wieder denkst“, lachte Annabelle, und tat entrüstet. In Wirklichkeit hatte sie aber sofort eine Vorstellung in ihrem Kopf und hätte Paul sie jetzt gefragt, dann wäre die Antwort wie aus der Pistole geschossen gekommen.
    Aber Paul fragte nicht, sondern brachte ihr allerlei Leckereien, die sehr verlockend aussahen und auch so schmeckten. Während sie aß, fielen ihr allerdings einige Frauen auf, die weder tanzten noch tranken noch aßen. Sie saßen bleich und unruhig in Ecken und schüttelten ungeduldig den Kopf, wenn ein Kavalier sie auffordern wollte. Ihre Kostüme waren lieblos, wahrscheinlich geliehen, ihre Gesichter hinter den Masken stark geschminkt.
    Das erinnerte Annabelle wieder an den Grund ihres Hierseins. Sie schaute auf Pauls Taschenuhr und stellte fest, dass es schon halb neun war.
    „ Nur noch eine halbe Stunde“, sagte sie zu Paul. Der nickte und zeigte auf einen mit einem Vorhang verdeckten Alkoven.
    „ Ich glaube, dort richten sie die Praline an.“
    Annabelle war ganz aufgeregt. „Wo ist eigentlich die Gastgeberin?“
    Johanna schluckte und tupfte sich den Mund: “Die wird kurz vor der Verkostung erst auftauchen. Sie ist eine unerträgliche Selbstdarstellerin. Ich habe sie einmal auf einem Empfang der von Schulenburg erlebt. Sie hält sich für eine Filmschauspielerin, aber sie taugt schon auf der Bühne nichts. Und sie ist abgrundtief hässlich.“
    „ Johanna!“ Annabelle war schockiert.
    „ Das ist wahr“, mischte sich Friedrich ein. Johanna lächelte ihn dankbar an.
    „ Ich will das nicht hören.“
    „ Du bist eine Spielverderberin. Wart`s ab, du wirst es ja sehen.“
    Aus dem Alkoven, den Annabelle nicht mehr aus den Augen ließ, trat ein kleiner dicker Mann heraus. Er hatte winzige Füße, kurze Beine und einen unfassbar ausladenden Bauch. Er trug einen ihm absolut auf den Leib geschneiderten Frack und als einzige „Verkleidung“ eine Maske mit einer grinsenden Teufelsfratze. Sein roter Mund war wie eine glänzende Kirsche zusammengepresst.
    „ Das ist Depuis“, sagte Friedrich verächtlich.
    „ Wer ist das?“, fragte Annabelle.
    „ Ein Gauner“, erklärte Paul.
    „ Nicht irgendein Gauner: Das ist der schlimmste Gauner in ganz Baden-Baden.“ Friedrich sah ungewohnt ernst aus.
    „ Er sieht nicht aus wie ein Gauner. Eher wie eine Kegelkugel“, lästerte Johanna.
    „ Im Ernst, ihr Lieben: Der Mann ist gefährlich“, sagte Friedrich streng.
    „ Was macht er hier?“, wunderte sich Annabelle.
    „ Das frage ich mich auch.“
    „ Komm, wir tanzen noch einmal“, forderte Paul Annabelle auf.
    Diesmal konnte Annabelle sich nicht auf den Zauber des Tanzes einlassen.
    „ Ich möchte hinter den Vorhang schauen“, flüsterte sie Paul zu.
    „ Warte doch.“
    Aber Annabelle war unruhig. Sie versuchte Paul immer näher an den Alkoven zu manövrieren. Der schaffte zwar, die Führung zu behalten, wollte aber auch kein Missgeschick herauf beschwören und ließ sich darauf ein. Sie näherten sich dem grünen Vorhang und mit einer schwungvollen Drehung verschwanden sie in seinen Falten.
    Auf der anderen Seite sahen sie sich verwirrt um. Es war dunkel und durch den Vorhang drang nur wenig Licht. Annabelle hielt sich an Paul fest, während sich ihre Augen langsam an die Düsternis gewöhnten. Sie erkannte vor sich einen großen Tisch, auf dem in einem fantastischen Arrangement ein ausladender Baum aus Metall befestigt war, dessen Blätter wie kleine Servierplatten die Pralinen darboten. Annabelle streckte die Hand aus, um eine Praline zu nehmen. Kurz bevor sie sie greifen konnte, wurde sie von Paul unsanft zur Seite geschoben. Sie drehte sich empört zu ihm um und wollte etwas sagen, da legte er ihr einen Finger auf die Lippen. Er schüttelte den Kopf und drängte sie tiefer in die Falten des Vorhangs.
    Noch jemand arbeitete sich durch den schweren Stoff. Man hörte hektisches Keuchen und das Rascheln von Seide. Annabelle versuchte so flach wie möglich zu atmen und lehnte sich an Paul, der sie schützend umarmte.
    Die Präsenz stand auch eine Weile reglos, dann hörte man wieder Rascheln. Die Musik brauste gerade auf, und Annabelle hörte

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