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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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oder er war tot. Niemand wusste es, aber sie musste es wissen, sie musste es fühlen; wie konnte sie Atem holen ohne Sicherheiten? Sie hatte keine Möglichkeit, die Wahrheit zu erkennen, und es zerriss sie. Sie rannte zu Friedrich und warf sich in seine Arme, und als er sie aufnahm, ließ sie erneut alle Dämme brechen. Ihr Kopf rettete sich irgendwann ins Auge des Wirbelsturms und alles wurde still.
    Sie hörte ihren Atem und seinen, sie spürte seine Arme um sich, und es war, als ob ihr Körper nur eine Hülle war, die ihrem Geist als Gefäß diente, sie spürte alles und fühlte nichts. Ihr Kopf war ein dunkler Raum, in dem sie blind stand und den kalten Hauch der Schwelle zum Wahn spürte, dem Versprechen nach Vergessen, nach tobender, nichts hinterfragender und nichts mehr wollender Verrücktheit. Aber ein winziger Fetzen Hoffnung leuchtete zerrissen blau: der Ring an ihrem Finger. Er strahlte und der Otter sah sie aus braunen Augen an. Nein, sie konnte nicht durch die Tür gehen. Es war noch etwas da, es war nicht alles verloren, es gab doch die Möglichkeit …
    Sie schauderte, als sie den Fetzen an sich nahm, und holte tief Luft, um sich der Realität zu stellen. Annabelle war sich plötzlich bewusst, dass sie sicher total wüst aussah, sie hatte sich mit einem Wolf im Dreck gewälzt, war verheult und schmutzig. Sie wischte sich mit ihrem Ärmel durchs Gesicht und wollte sich gerade von Friedrich lösen, als sie einen erschreckten Ausruf hörte.
    Sie folgte den Blicken der anderen und traute ihren Augen nicht: Ein Teil der Bader-Werke bewegte sich unerklärlicherweise vom Rest der Fabrik weg! Man konnte von hier aus nicht erkennen, wie, aber Annabelle vermutete, dass es die Halle war, von der aus sie in den Rhein gesprungen war. Langsam aber unaufhaltsam senkte sich die Konstruktion zum Wasser hin.
    Vor der Halle wuchsen dunkle Schemen scheinbar aus dem Boden. Sie bewegten sich auf das Anwesen zu und schienen immer größer zu werden. Es waren gigantische Monster, die sich aus Metallschrott zusammenbauten und das Metall ihrer Verbindungen krachte und knirschte unter dem Stress wie das Kreischen einer Massenkarambolage. Dampf und Æther entwich ihren Gelenken und sie wurden immer schneller und schneller.
    * * *
    Valentin war begeistert. Er blickte in die schwarzen Rauchwolken und sah die verwirrten Arbeiter wie Ameisen durcheinanderlaufen, schreiend und blutend, sie versuchten sich und die Verletzten zu retten, und starrten ungläubig zu ihm hoch, zu seinem Sitz im vorderen Teil seiner wundervollen Konstruktion.
    „Aber Herr Bader, es sind zu viele Streben, es wird zu teuer, was hat sich Ihr Vater nur dabei gedacht, diese Teile sind unnötig, entschuldigen Sie, was sollen diese Verbindungen ….” Er hatte sie alle weggelächelt, die Ingenieure und Konstrukteure. Er hatte die Pläne gezeichnet und sie sollten nicht mit ihm diskutieren, sondern es bauen, so wie er es wollte, denn es hätte keinen Sinn gemacht, es ihnen zu erklären, sie hätten ihm sowieso nicht geglaubt, und er bezahlte sie schließlich gut dafür.
    Aber jetzt bewies es sich, es funktionierte! Seine Halle hatte sich allem unnötigen Ballast entledigt, vom Rest des Werkes entkoppelt und bewegte sich nun unaufhaltsam in den Fluss. Valentin saß in seiner Steuerkanzel, die vorher nur ein Metallkäfig im oberen Bereich der Halle gewesen war, unbeachtet und scheinbar unnötig. Aber von hier aus steuerte er alles, hier hatte er einen Ableger der »Obersten Ordnung« gebaut, eine kleine, aber eigenständige Version. Es würde noch ein paar Umbauten geben, und dann wäre dieser Teil des Bader-Werkes ein Schiff, mit dem er einem neuen Leben entgegensteuern konnte.
    Er blickte neben sich zu seiner Mutter. Er bedauerte, dass sie nicht so schön sein konnte, wie er es sich gewünscht hatte, aber was eigentlich zählte, war doch, dass sie sich für ihn entschieden hatte, nachdem alle anderen ihn verraten hatten. Von seinem Vater hatte er nichts anderes erwartet, aber Annabelle? Er begriff immer noch nicht, warum sie es nicht verstand, es nicht sehen konnte, seine Vision nicht teilte. Er hatte sich wohl in ihr getäuscht und nun war es für ihn umso klarer, dass nur seine Mutter ihn wirklich verstand. Aber das war eigentlich nicht überraschend, oder?
    Er hatte sein ganzes Leben lang um ihre Anerkennung gebuhlt, hatte eifersüchtig seinen Vater um die Erinnerungen beneidet, die der so selten mit ihm geteilt hatte, obwohl es doch sein Recht war, alles von

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