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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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was ihr sagte, dass er lebte, dass er nicht unter diesen Steinen lag, zerschmettert, blutend, tot.
    Aber sie wurde aufgehalten, jemand hielt sie fest, es war schwierig zu atmen, zu denken, was konnte sie tun? Sie musste etwas tun, sie musste ihn finden, und wenn er verletzt war, dann konnte sie ihn doch heilen, aber sie musste ihn suchen, die Steine wegschaffen …
    Was war geschehen, wo war er, warum war die Dampfmaschine explodiert? Valentin! Er hatte auch das Werk explodieren lassen, er war schuld, er hatte Paul auf dem Gewissen, warum? Sie blickte von den Trümmern und den Staubwolken zu Friedrich, der unentschlossen schien, worauf warteten alle? Sie riss sich los, in ihrem Kopf summte es und spürte ihre Hände heiss werden, spreizte die Finger und sammelte Æther, wob ihn in Fäden und hatte nur ein Ziel: Irgendjemand musste dafür bezahlen, und es gab hier nur einen, den sie erreichen konnte. Rudolf Bader musste büßen, was er seinem Sohn angetan hatte. Er hatte die Schuld, er musste sie endlich annehmen; statt ihn zu heilen, würde sie ihn bestrafen. Sie würde ihn für all das Leid bestrafen, welches er Valentin zugefügt hatte, welches aus seinem Sohn ein Monster gemacht hatte, und was letztlich dazu geführt hatte, dass sie wieder hier stand und sich dem Æther hingab, um den Tod ihres geliebten Mannes zu rächen. All dieses Leid war unerträglich, sie konnte sich dem nicht stellen, und öffnete ihren Geist für den Wahnsinn, der alles wegbrennen würde, für den Æther, der ihr Werkzeug war, den sie nutzte, und von dem sie sich benutzen ließ.
    Etwas sprang in ihren Weg und drängte sie zur Seite. Sie wehrte sich und krallte ihre Finger in struppiges Fell, der Æther brannte sich stinkend durch die Zotteln, sie spürte das Fleisch aufplatzen und die warme Feuchtigkeit des Blutes darunter. Sie fielen zu Boden und die starken Arme drückten sie in die feuchte Erde. Sie hörte Knurren und sah in leuchtend goldene Augen, ihre Arme wurden zur Seite gedrückt und sie war hilflos.
    Sie schrie, brüllte wütend, verzweifelt und wehrte sich, aber er hielt sie fest. Sie sah seine glänzenden Zähne und roch seinen Atem, sein Blut tropfte auf sie herunter. Sie hatte keine Chance, seine pure Kraft hielt sie hilflos fest und für einen kurzen Moment war sie blind vor Wut. Dann brach etwas in ihr und sie schluchzte. Es war, als ob es sie zerriss und sie ließ alles gehen, bis sie nicht mehr konnte. Ihre linke Hand war immer noch in sein Fell gekrallt und übermittelte ihr grünbraune Grenzen, die nach nassem Hund rochen, nach Dunkelheit, die beschützt, nach Weichheit, die sie elastisch und empfangend aufnahm.
    Er ließ sie vorsichtig los und sah ihr dabei unverwandt in die Augen.
    „Er ist nicht tot.” Es war Hartwig, der Mannwolf. Sie realisierte es erst jetzt wirklich, während des Kampfes war er ihr wie ein Monster aus ihrer Imagination erschienen.
    „Woher wissen Sie das?”, fragte sie erschöpft. Sie traute sich nicht, der Hoffnung nachzugeben, aber die Versuchung war groß.
    „Er ist kein Dummkopf, er wird sich in die Tunnel gerettet haben.”
    „Warum ist er überhaupt zurück?” Annabelle konnte es immer noch nicht fassen, dass er sie hier gelassen hatte.
    „Das werden wir später erfahren.” Er half ihr auf, sie sah seine Wunde und schämte sich.
    „Soll ich …”, begann sie, aber er schüttelte den Kopf.
    „Ich heile schnell.” Ja, sie erinnerte sich daran. Vor langer Zeit (war es wirklich noch nicht einmal eine Woche her?) hatte sie einmal in einem Labor gestanden, und darüber gesprochen, dass die Zellen der Mannwölfe sich schnell regenerierten. Trotzdem tat es ihr leid, noch schlimmer war, dass sie immer noch Reste der Wut in sich spürte, dass die Tür des Wahns noch nicht ganz geschlossen war, und die Kälte dahinter wie eine Warnung durch ihre Gedanken zog. Sie hatte kaum noch Kraft, als ob sie ganz winzig und schwach geworden war, und diese tobenden Emotionen machten ihr furchtbare Angst.
    „Was tun wir?”, fragte sie kläglich. „Wir müssen ihn doch suchen.”
    Hartwig schüttelte den Kopf: „Das Haus ist einsturzgefährdet. Es nutzt ihm nichts, wenn wir uns auch in Gefahr begeben.”
    Er drängte sie sanft von den Trümmern weg und sie gingen auf Friedrich zu, der Annabelle forschend ansah. Als sie in seine blauen Augen sah, wurde es unausweichlich, drängte das Ungeheuerliche wie ein riesiger See auf einen Staudamm in ihrem Schädel: Paul lebte vielleicht noch, schwer verletzt,

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