Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
Vom Netzwerk:
vorstellen, worauf sie sich einließ. Er wollte sagen, geh nicht, denk an Paul, er ist nicht tot, er darf nicht tot sein, nicht Paul, – aber er konnte es nicht. Sie hatte recht. Es war vielleicht die einzige Möglichkeit, Zeit zu gewinnen.
    Alexandra trat an Annabelles Seite und fasste sie am Arm: „Du musst nicht gehen”, sagte sie leise. „Bleib hier, Paul ist bestimmt nicht tot.”
    Annabelle zögerte und wischte sich mit ihrem Ärmel die Augen ab: „Aber was soll ich sonst tun?”, fragte sie laut. Sie hob die Hände und zeigte auf die Trümmer: „Ich kann ihn nicht ausgraben, und ich kann auch nicht mehr zusehen, wie Valentin immer mehr Menschen tötet. Ich muss etwas tun, und das ist das Einzige, was ich kann.”
    „Paul würde das nicht wollen”, gab Alexandra vorsichtig zu bedenken.
    „Warum ist er da überhaupt reingelaufen?”, schrie Annabelle plötzlich.
    „Niemand konnte ahnen, dass die Dampfmaschine im Haus auch explodieren würde”, sagte Friedrich, der sich das aber auch schon die ganze Zeit gefragt hatte.
    „Ich habe doch keine Wahl”, sagte Annabelle bitter. „Ich kann hier bleiben, und wir sterben alle, oder ich gehe jetzt dort hin, und mache Valentin ein Ende. Er will doch nur mit mir in den Sonnenuntergang segeln, auf seinem tollen Schiff.” Sie sah wieder zu dem Koloss auf dem Wasser und machte einen Schritt dort hin.
    „Ich gehe mit”, sagte Rudolf Bader und erhob sich mühsam. Annabelle nickte müde, wartete auf ihn, er legte ihr die Hand auf die Schulter und sie gingen gemeinsam in Richtung der nahenden Metallungeheuer.
    „Ich suche nach Paul”, sagte Hartwig und bewegte sich vorsichtig zu den Trümmern.
    „Das ist doch Wahnsinn”, sagte Friedrich zornig und sah Annabelle hinterher. Er hasste es, nicht zu wissen, was das Richtige war. Schneider stand neben ihm und seufzte. Dann folgte er Hartwig. Alexandra fasste Friedrich an der neuen Hand und drückte sie: „Wir geben jetzt die Hoffnung nicht auf. Paul lebt, Annabelle wird den jungen Bader besänftigen und uns so Zeit verschaffen und die Verstärkung aus Baden-Baden wird rechtzeitig eintreffen.”
    Er sah ihr in die dunklen Augen, dann nahm er sie fest in den Arm und küsste sie kurz und leidenschaftlich. „Wenn wir das hier überleben, dann …”, sagte er, und wurde von ihrem Finger unterbrochen.
    „Keine falschen Versprechungen”, warnte sie ihn und lächelte tapfer. Sie folgten Hartwig und Schneider.
    * * *
    Annabelle stützte Rudolf Bader, während sie durch den Garten gingen. Der Mann zitterte und hustete, aber er raffte sich immer wieder auf und sah zu den gewaltigen Konstruktionen, die ihnen entgegenkamen. Sie sahen aus wie urzeitliche Dinosaurier und sie stampften, knirschten, fauchten und klapperten. Sie waren furchtbar und undenkbar, trotzdem Realität.
    Sie half Bader durch die zerstörte Mauer und nach etwa 50 Schritten blieben sie auf einem brachen Feld stehen. Rechts von ihnen floss der Rhein, seit Jahrhunderten eine Lebensader des Landes, jetzt ein verseuchter Lindwurm an dessen Ufern sich die Verdorbenen und Verzweifelten in den Æthernebeln versteckten. Sie hörten immer wieder kleinere Explosionen aus dem brennenden Werk, und die Luft stank nach Qualm.
    Annabelle versuchte so flach wie möglich zu atmen, aber es gelang ihr nicht. Sie schmeckte den Æther in ihrem wunden Rachen, das Schlucken tat weh und sie fühlte sich am ganzen Körper wund. Das schmerzende Entsetzen über den möglichen Tod ihrer Liebe hatte einer stumpfen Resignation Platz gemacht, aber sie spürte tief in ihrem Inneren einen Ball aus glühendem Hass, der immer größer wurde.
    Sie hatte genug von diesen selbstgerechten Menschen, die glaubten, ihr Leid rechtfertige all diese Gemeinheiten, diese Übergriffe in andere Leben, in ihr Leben. Sie wollte in Ruhe gelassen werden und sie wollte hier weg, zuhause sein, und vor allem: Paul wieder haben. Oh Gott … Bitte … sie wollte umdrehen und sich auf die Trümmer werfen, graben, suchen, weinen …
    Aber sie brachte es nicht fertig, all dem hier den Rücken zu kehren und zu fliehen. Wenn Paul tatsächlich tot war, Oh Gott …, dann war ihr Opfer trotzdem nicht sinnlos, und wenn er noch lebte, bitte! , konnte sie den anderen Zeit erkaufen, ihn zu suchen. Also stellte sie sich hier und jetzt, aber das musste ja nicht bedeuten, das sie das kampflos tat.
    Die Konstruktionen waren jetzt so nahe, dass sie Einzelheiten erkennen konnte. Die Metallstreben trugen riesige Ætherfässer als

Weitere Kostenlose Bücher