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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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seiner Mutter zu wissen, alles, was andere Kinder ungefragt bekamen. Was er brennend wissen wollte, war die Tatsache, ob sie ihn geliebt hätte, wenn sie ihn kennengelernt hätte. Er hatte für sie gelitten, sich immer wieder bemüht, ihr zu gefallen, sein Blut für sie gegeben. Sein Vater war blind für ihn gewesen, aber Valentin hatte immer gehofft, dass seine Mutter ihn verstehen würde, dass sie ihm ein Zeichen geben würde, dass das Schicksal und ihre helfende Hand für sein Glück sorgen würde. Sein Glück, welches er in einer Zukunft mit Annabelle gesehen hatte.
    Jetzt war es nicht mehr wichtig. Annabelle war weg, aber seine Mutter stand hier neben ihm, an seiner Seite, und sie war alles, was er wollte. Die anderen, die ihn verraten hatten, die sollten jetzt sterben. Sie sollten sehen, wozu er fähig war und erkennen, dass es zu spät war. Er würde keine Entschuldigung mehr annehmen, nicht mehr werben und niemandem Geschenke machen. Er würde nur noch Furcht austeilen, und das großzügig.
    Er nahm ein Fernrohr und betrachtete zufrieden, wie seine Kolosse auf das Anwesen zustürmten. Wenn sie fertig waren, würde nichts und niemand mehr übrig sein.
    * * *
    Sie betrachteten die gigantische Konstruktion. Es schien, als ob die ganze Halle, in der gestern der Kampf stattgefunden hatte, sich von dem Hauptwerk gelöst hatte und nun auf dem Rhein schwamm. Das übrige Werk hatte an einigen Stellen angefangen zu brennen und die Flammen beleuchteten die schwarzen Rauchwolken von unten mit flackerndem rotem Schein. Es würde nur wenige Minuten dauern, dann wäre die drei Metallkolosse bei ihnen.
    Noch standen alle still, die Rußflocken tanzten um sie herum, die explodierte Dampfmaschine zischte nur noch schwach und niemand wagte, etwas zu sagen. Friedrich sah sich um und blickte in fassungslose Gesichter, die die Angst widerspiegelten, die auch er spürte, aber nicht zulassen konnte.
    „Alle, die können, verschwinden von hier”, herrschte er die ängstlichen Polizisten an. „Jeder nimmt einen Verletzten und hilft ihm die Straße herunter in Richtung Tor. Die Transportwagen müssten euch dann entgegenkommen. Fahrt nach Baden-Baden und alarmiert dort die Behörden.”
    Die verängstigten Männer gehorchten und er wandte sich Alexandra zu. Die schüttelte den Kopf.
    „Ich geh nicht weg.”
    Friedrich sah in die Gesichter von Schneider, Hartwig und Annabelle. Dann blickte er zu Rudolf Bader, der kreidebleich auf dem Boden an einen Stein gelehnt saß und die entsetzliche Maschine seines Sohnes betrachtete. Tränen liefen über seine Wangen.
    „Wir haben keine Chance.” Friedrich zeigte auf das Inferno und die Kolosse. „Was auch immer das ist, es ist noch größer als die Bulldoggen. Wir können das nicht bekämpfen.”
    „Wir müssen Paul suchen”, sagte Annabelle entschlossen.
    Friedrich drehte sich zu ihr um: „Was hat das für einen Sinn? Wir haben keine Ahnung, wo er ist, ob er noch lebt.” Er hielt inne und ging dann einen Schritt auf Annabelle zu. Sie wehrte ihn mit beiden Händen ab und Hartwig knurrte neben ihr.
    Friedrich blieb stehen und sagte dann leise: „Wir brauchen Waffen und Kämpfer, am besten mehrere Luftschiffe, die die Kolosse von allen Seiten beschießen. Aber bis die hier sind, haben uns diese Dinger schon zerquetscht.”
     
    Sie standen alle wie betäubt. Paul war tot. Annabelle wusste, dass Friedrich das dachte. Und die anderen auch. Niemand suchte nach ihm. Aber ohne Paul machte das alles keinen Sinn. Wenn er tot war, dann war alles egal, dann hatte ihr Kampf hier ein Ende. Um sie herum brachten sich alle hektisch in Sicherheit, aber was hieß das? Weglaufen? Das war keine Option. Nein, was sie brauchten, war Zeit. Zeit, um Paul zu suchen, Zeit, um … ja, was zu tun? Später zu sterben? Annabelle erzitterte. Sie konnte das nicht erfassen, es war zu viel. Sie dachte an Valentin und sah eigentlich nur eine Möglichkeit.
    „Er will doch nur mich”, sagte Annabelle langsam. „Dann soll er mich bekommen.”
     
    Friedrich sah sie an. Sie schien zu allem entschlossen. Hinter ihr stand der Mannwolf, Hartwig, den er bis jetzt fast als Freund betrachtet hatte. Annabelle war bleich und schmutzig, die Spuren ihrer Tränen leuchteten weiß in ihrem grauen Gesicht. Sie hob den Rock und raffte ihn vorne hoch, um besser laufen zu können. Dann wischte sie sich ihre Hände nachdenklich am Stoff ab und sah ihn wieder an. Sie war wie leblos, zerzaust und müde, und er wollte sich nicht

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