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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Jelinek
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warmherzig und begeisterungsfähig, wenn auch nicht sehr prinzipientreu gewesen sein. Seine buschigen Augenbrauen trugen ihm bei den Dorfbuben einen Spottvers ein, der auf makabre Weise sein tragisches Ende vorwegnahm: „Wer Augenbrauen hat wie der Ritter Katt, kommt an den Galgen oder aufs Rad“.
    Der junge Mann war wohl körperlich nicht besonders attraktiv, und doch muss sich der Kronprinz auf besondere Weise zu ihm hingezogen gefühlt haben. Der Kronprinz und der Leutnant teilen musische und literarische Interessen. Künste, für die der Soldatenkönig nichts übrig hat. Es entwickelt sich eine enge Freundschaft. Der Kammerdiener des Prinzen wird später aussagen: Katte wäre gekommen, „wann er gewollt, und wenn er beim Kronprinzen gewesen, hätte niemand dabei sein dürfen“.
    Hatten der Kronprinz und der Leutnant eine homosexuelle Beziehung? Aus der historischen Überlieferung scheint einiges dafür zu sprechen. Prinzessin Wilhelmine zitiert Katte in ihren Memoiren mit folgender Aussage: „Wenn ich den Kopf verliere, so geschieht es um einer schönen Sache willen. Aber der Prinz wird mich nicht im Stich lassen.“ Ist mit „einer schönen Sache“ eine sexuelle Beziehung zwischen ihm und Friedrich gemeint? A. L. Rowse behauptet in seinem Buch „Homosexuals in History“, Katte wäre der aktive Partner in einer homosexuellen Beziehung mit dem Kronprinzen gewesen. Vor allem die Hinrichtung des Freundes wird von Historikern als drakonische Maßnahme des Vaters gedeutet, um dem missratenen Sohn ein für alle Mal die verhasste Veranlagung auszutreiben.
    Unstrittig ist jedenfalls, dass Friedrich II. zeit seines Lebens ein distanziertes Verhältnis zu Frauen hatte. Seine Ehe mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, eine weitschichtige Verwandte des Hauses Habsburg, war auf Druck des Vaters zustande gekommen. Die erzwungene Hochzeit rehabilitierte Friedrich, der seinen Status verloren hatte, als Kronprinz. Die Ehe blieb allerdings kinderlos. Eine Obduktion „des alten Fritz“ ergab keine Hinweise auf Geschlechtskrankheiten oder Deformationen, die eine Erklärung dafür bieten würden. Seinem Leibarzt Zimmermann zufolge hatte sich Friedrich jedoch kurz vor der Hochzeit eine Geschlechtskrankheit zugezogen.
    Am Totenbett musste der Kronprinz seinem Vater versprechen, Elisabeth Christine nicht zu verstoßen. Zuneigung lässt sich nicht erzwingen: Nach dem Tod Friedrich Wilhelms I. lebten die Eheleute getrennt und zeigten sich auf Galafesten gemeinsam.
    Wie der Mann, der in späteren Jahren „der Große“ genannt werden wird, die Tragödie um seine Jugendliebe verarbeitet hat, ist nicht überliefert. Das Grab des Hans Hermann von Katte hat Friedrich II. nie besucht.
    *
    A. L. Rowse, Homosexuals in History: A Study of Ambivalence in Society, Literature and the Arts, York 1977.
    Detlef Merten, Der Katte-Prozeß, Berlin 1980.
    Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Große Brandenburger Ausgabe, Bd. 2, Berlin 1997 (erstmals erschienen 1863).
    Johannes Kunisch, Friedrich der Große. Der König und seine Zeit, München 2004.
     
    http://www.preussen-chronik.de/schauplatz_jsp/key=schauplatz_steinsfurth.html
    http://www.preussen.de/de/geschichte/1740_friedrich_ii./hans_hermann_von_katte.htm
    http://www.weblexikon.de/Friedrich_II._(Preußen).html
    http://www.juristische-gesellschaft.de/schriften/62.pdf
    http://articles.gourt.com/de/Friedrich%20II.%20(Preußen)
    http://www.textlog.de/40504.html
    www.oliver-rost.homepage.t-online.de/Kronprinzenprozess.rtf
    http://www.textlog.de/40499.html

Katharina II. und Grigori Alexandrowitsch Potemkin
Die Zarin und der einäugige General
    Schön war Grigori Alexandrowitsch Potemkin nicht mehr. Der breitschultrige Gardeoffizier am Hofe der Zarin Katharina II. hatte beim Putsch gegen Zar Peter III. mit den Brüdern Orlow Regie geführt und so seine spätere Geliebte Katharina auf den Zarenthron gehievt.
    Es ist ein warmer Oktobertag im Jahr 1791. Kosaken heben einen fettleibigen schwitzenden Mann aus einer von acht Pferden gezogenen Kutsche. Zuerst kommen nackte Füße, dann angeschwollene Beine und schließlich ein halb geöffneter Morgenrock zum Vorschein. Die Soldaten schleppen den massigen Körper zu einem Hügel. Seine Durchlaucht Fürst des Heiligen Römischen Reiches, Grigori Alexandrowitsch Potemkin, wahrscheinlich geheimer Ehemann Katharinas der Großen, die Liebe ihres Lebens. Er war Fürst von Taurien, Feldmarschall, Oberbefehlshaber

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