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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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den Mund. Katharina fixierte sie: »Und Sie? Weshalb sind Sie hier?«
    Der Engel wurde plötzlich rot. Darissa von Heuth klopfte ihr aufmunternd auf die Hand. »Erzähl es Ihnen ruhig, Manu. Vielleicht können die das Rätsel lösen.«
    Das klang interessant. Der Engel setzte sich auf die Bettkante. »Na ja. Das war so«, fing sie stockend an. »Ich hab’ mit der Post das Ticket bekommen. Ohne Kommentar. Da habe ich bei dieser Agentur angerufen. 1219 Romans. Ja, das ginge in Ordnung, haben sie gesagt. Die Reise sei wirklich für mich gebucht. Machten aber ein Geheimnis draus, von wem. Und da ich gerade ohne Engagement bin und mir keinen Urlaub leisten kann –«
    »Eine Schande«, warf Darissa von Heuth entrüstet ein.
    »Da bin ich halt geflogen. Und hier habe ich dann diesen Umschlag bekommen. Da waren ganz viele getrocknete Rosenblätter drin. Und ein Zettel. Darauf stand nur: ›Erkennst du mich? Ein Verehrer‹.«
    »Und? Haben Sie ihn erkannt?«
    »Nein, bisher nicht.«
    »Ach, das ist bestimmt dieser Versicherungsvertreter-Typ. Doktor Thorsten irgendwas«, schlug Darissa von Heuth vor. Der Engel rümpfte angewidert die Nase. Die Regisseurin fuhr fort: »Oder dieser Großvatertyp mit den weißen Haaren, der immer so selig lächelt. Der hat dich bestimmt auf der Bühne gesehen und hofft auf seinen fünften Frühling.«
    »Na ja, der ist wenigstens irgendwie süß.«
    Süß, gut, das Wort hätte Katharina nicht gewählt. Aber es passte auf Norrisch.
    Plötzlich wandte sich der Engel an Andreas Amendt: »Sie sind es wohl auch nicht, oder?«
    Amendt sah so aus, als wünschte er sich eine Ritze zum Verkriechen. Er schüttelte beherzt den Kopf.
    »Schade. Ich mag Männer, die Gitarre spielen können.«
    Katharina versuchte die Situation richtig einzuordnen. Der Engel hier, nur im T-Shirt auf links und jetzt … Das Mädchen musste Katharinas verwirrte Blicke bemerkt haben. Sie sah an sich herab, dann auf Darissa, dann wieder auf Katharina.
    »Oh, nein, nein, das ist nicht so, wie Sie denken. Ich habe das T-Shirt nur ausgezogen wegen des Haarefärbens. Wir sind nicht …«
    Katharina wollte abwinken, doch der Engel ließ sich nicht bremsen: »Wir stehen beide nur auf Männer. Ehrlich. Richtige Männer.«
    »Wenn man denn mal welche trifft«, ergänzte Darissa von Heuth. »Aber die Insel ist da enttäuschend. Außer diesem Freiherrn vielleicht. Der hat wenigstens Comment.«
    Katharina ertappte sich dabei, dass sie einen Funken Eifersucht verspürte. Der Freiherr war ihr Tanzpartner.
    »Ich glaube, wir sind hier fertig«, sagte sie zu Harry und Andreas Amendt.
    Der Engel öffnete ihnen die Tür: »Gute Nacht«, verabschiedete sie sich. Dann war ihr das eindeutig zu zweideutig. »Und wir sind wirklich nicht lesbisch«, fügte sie rasch hinzu, bevor sie die Tür hinter ihnen schloss.
    »Allmählich verstehe ich die Breughers«, sagte Harry, nachdem sie sich ein paar Schritte vom Darissa von Heuths Bungalow entfernt hatten: »Den einen Job durch Pleite verloren. Der zweite Job existiert überhaupt nicht. Eine Regisseurin, die ihnen das Talent abspricht … Was ist denn?«
    Katharina war zurück zur Tür des Bungalows gegangen. Sie ärgerte sich, dass ihr die Frage nicht eben schon eingefallen war. Energisch klopfte sie. Diesmal öffnete Darissa von Heuth selbst: »Ja?«
    »Ich habe im Bungalow der Breughers ein Schreiben der Produktionsgesellschaft von ›Reif für die Insel‹ gefunden, das die Hauptrolle bestätigt. Und ein Drehbuch. Können Sie sich das erklären?«
    Darissa von Heuth kratzte sich am Hinterkopf. »Das kann nur eine Fälschung sein. Vielleicht wollte sie jemand aus Deutschland weghaben. Werden gerade eine Menge Serien besetzt. Vielleicht sollten die nicht bei den Castings auftauchen.«
    »Aber wenn die so untalentiert waren …«
    »Na ja, beide waren C-Promis und hatten ganz gute Kamera-Visagen. Da ist Talent nicht so wichtig.«
    »Aber, so eine Reise, das ist doch sehr aufwendig, oder?«
    Darissa von Heuth zuckte ärgerlich mit den Schultern: »Nee, so eine Hauptrolle ist viel Geld wert. Gagen, Werbung, Galaauftritte und so weiter. Da fällt das nicht ins Gewicht.«
    Da war es. Ein Mordmotiv. Habgier.
    »Danke.« Katharina wandte sich zum Gehen. Die Regisseurin schloss die Tür.
    »Doktor Amendt?«, fragte Katharina. »Können Sie bei den Breughers eine Autopsie machen?«
    »Klar. Ich werde nur nicht viel finden. Ich hab’ hier kein Labor.«
    »Dann nehmen Sie bitte Proben. Mit etwas Glück

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