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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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sie auf einer Bühne nix verloren haben.«
    »Bühne?«, fragte Harry.
    »Na, seit wir hier sind, belagern mich die beiden. Wollten mich unbedingt davon überzeugen, dass ich sie engagiere für eine meiner Produktionen.«
    »Sie sind –?«, hakte Harry nach. Darissa von Heuth fiel ihm ungeduldig ins Wort. »Theaterregisseurin, ja.«
    »Und wie war das genau? Das Gespräch, meine ich.«
    »Die haben mich schon am Vorabend belatschert. Und da hab’ ich ihnen gesagt, die sollen bei diesem … Wie war das Wort?«
    »JeKaMi«, antwortete der Engel.
    »Genau, bei diesem JeKaMi sollten sie was zeigen. Das Ergebnis haben sie ja gesehen. Und danach kommen die stolz zu mir an den Tisch und fragen mich ernsthaft, wie ich sie fand.«
    »Die waren ziemlich von sich selbst überzuckert«, warf der Engel ein.
    »Sie haben mich gefragt: ›Wie war’s?‹ und ich hab’ ihnen gesagt, schlecht.«
    »Du hast gesagt: ›Eine grauenvolle Katastrophe. Shakespeare dreht sich im Grab um‹«, verfeinerte der Engel hilfsbereit.
    »Richtig. Und dass kein Regisseur, der nur einen Funken Verstand hat, sie engagieren wird.«
    »Und dann sind sie davongerannt?«, fragte Katharina.
    »Nein«, antwortete der Engel für ihre Freundin. »Die haben ganz furchtbar angefangen zu prahlen. Von ihren tollen Erfolgen als Moderatoren. Von ihrer eigenen Sendung bei FEM-5. Und dass Darissa wohl keine Ahnung hat.«
    FEM-5 war ein »Fernsehsender für die moderne Frau« gewesen, wie es auf den Plakaten geheißen hatte. Aber … »Ist FEM-5 nicht pleite?«, fragte Katharina.
    »Eben.« Darissa machte sich nicht einmal ansatzweise die Mühe, ihren Hohn zu verbergen.
    »Und dann …«, fuhr der Engel fort, »fing der Mann an, von seiner neuen Hauptrolle zu erzählen. Bei ›Reif für die Insel‹. Darissa hat ihn gefragt, welche Rolle. Und als er ihr das gesagt hat …« Sie schwieg vielsagend.
    »Ja? Was dann?«, fragte Harry ungeduldig.
    Darissa von Heuth zuckte mit den Schultern: »Da hab’ ich ihm erklärt, dass er die Rolle gar nicht bekommen haben kann. Die hat nämlich ein Schauspieler, mit dem ich jetzt gerade eigentlich hätte arbeiten sollen. Hat die ganze Produktion gesprengt. Ziemlich ärgerlich. Und dass die schon drehen, irgendwo bei Kuba.«
    »Die sind erst richtig fuchtig geworden«, setzte der Engel fort. »Aber dann haben sie wohl gemerkt, dass Darissa keine Scherze macht. Und er hat angefangen zu heulen.«
    »Sie sind davongelaufen«, übernahm Darissa von Heuth wieder das Wort. »Weicheier. So kommen die in der Branche nie zu etwas.«
    »Und auch sonst nicht. Sie sind tot. Selbstmord, wie es aussieht«, knurrte Katharina.
    Der Rauschgoldengel und Darissa von Heuth warfen sich einen Blick zu. »Ups!«, sagte der Engel hilflos.
    »Ups?«, fragte Harry barsch. »Ist das alles, was Ihnen dazu einfällt?«
    »Ich konnte ja nicht ahnen, dass die die Wahrheit nicht vertragen.« Darissa von Heuth hob besänftigend und halbwegs entschuldigend die Hände.
    »Außerdem muss man mit Kritik umgehen können.« Der Engel hatte sich hinter Darissa von Heuth geflüchtet. »Ablehnung gehört zum Geschäft. Das kennen wir nun wirklich alle.«
    »Sie sind Schauspielerin?«, fragte Katharina.
    »Ja. Und eine ziemlich Gute.« Darissa von Heuth ergriff schützend die Hand des Engels.
    »Dann kennen Sie sich von der Arbeit?«
    Darissa von Heuth lachte auf: »Nein, das ist wirklich ein blöder Zufall, dass wir uns hier getroffen haben. Wir haben mal zusammen studiert, also ich Regie und Manu Schauspiel. Aber danach haben wir uns aus den Augen verloren. Wir sind uns erst am Flughafen wiederbegegnet.« Nach einem Moment fügte sie hinzu: »Es tut mir wirklich leid für die Breughers. Hätte ich gewusst, dass die gleich von der Klippe springen, wäre ich diplomatischer gewesen.«
    »Sie sind nicht von der Klippe gesprungen. Sie haben sich vergiftet«, mischte sich Andreas Amendt ein.
    Die beiden Frauen schwiegen. Katharina wollte schon gehen. Doch dann fiel ihr noch etwas ein: »Ach, sagen Sie, Frau von Heuth: Warum sind Sie hier?«
    »Urlaub. Wegen der ausgefallenen Produktion. Und die Reise war Teil eines Honorars. Hab’ in einer Firma einen Workshop gegeben: ›Emotionen rhetorisch vermitteln für das gehobene Management‹. Ist gerade wieder so eine Modewelle. Schauspielunterricht für Manager. Auch bekannt als ›Menschliche Kommunikation für Anfänger‹.«
    Der Engel kicherte, bemerkte dann aber, dass das wohl unangebracht war, und hielt sich die Hand vor

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