African Boogie
Erfolgsdruck der neuen Rolle? Fernsehserien kamen und gingen. Aber Panik, noch bevor die Dreharbeiten begonnen hatten?
»Doktor Amendt? Sehen Sie irgendeinen Hinweis auf Fremdeinwirkung?«
»Ehrlich gesagt nicht. Das wäre bei dieser Methode auch sehr schwierig. Das Paspertin mag ihnen ja noch heimlich verabreicht worden sein. Aber der eigentliche Giftcocktail, der ist ziemlich bitter.«
»Sie könnten gezwungen worden sein, den Cocktail zu trinken.«
»Möglich. Aber es gibt keine Hinweise. Abwehrverletzungen, Fesselungsspuren oder so was.«
»Und wenn sie irgendwie willenlos gemacht worden sind? K.O.-Tropfen oder so?«
»Denkbar. Ja. Ist mir aber noch nicht untergekommen. Wenn ein Selbstmord vorgetäuscht wird, dann durch Erhängen. Oder mit einem schnell wirkenden Gift. Ein Sprung von einem Hochhaus oder von einer Klippe, was hier auf der Insel viel naheliegender wäre. – Nein, für mich sieht es eher aus, als hätten die Breughers ihr Stück zu Ende gespielt.«
»Zu Ende gespielt? Wie meinen Sie das?«
»Romeo und Julia. So endet das Stück: Beide eng umschlungen und tot.«
Er fasste die Leiche von Susannah Breugher an den Schultern, drehte sie auf den Rücken und besah ihre Brust. »Okay, hier sind sie vom Skript abgewichen. Kein Stich in die Brust. Julia ersticht sich nämlich.«
Harry und Javier warteten vor dem Bungalow auf sie. Der Priester ging umstandslos nach drinnen. Dort hörten sie ihn beten, ruhig und mit klarer Stimme. Er musste in seinem Leben schon mehr gesehen und erlebt haben, als es sein freundliches Äußeres vermuten ließ.
»Wieder ein Unfall?«, fragte Harry.
»Nein. Sieht nach Selbstmord aus«, erklärte Andreas Amendt.
Katharina war sich nicht so sicher: »Mir fehlt das Motiv. Kein Abschiedsbrief. Keine anderen Hinweise. Der Mann hatte gerade erst eine Hauptrolle in einer Fernsehserie bekommen. – Und nur wegen der Blamage bei ihrem Auftritt …?«
»Künstler sind sensibel.«
Harry kratzte sich nachdenklich am Bart: »Ich weiß nicht. Ich hatte eher den Eindruck, dass sie ihren Auftritt sehr erfolgreich fanden, so wie die von der Bühne runter sind.«
»Danach aber nicht mehr.« Katharina erzählte, wie sie die Breughers aus dem Restaurantpavillon hatte fliehen sehen.
»Mit wem haben sie denn davor gesprochen?«, fragte Harry.
»Mit dieser kurzhaarigen Frau mit der Brille. Darissa von Heuth. Und dem kleinen Rauschgoldengel, der immer an ihrer Seite ist.«
Die Tür zu Darissa von Heuths Bungalow wurde schwungvoll geöffnet. Vor ihnen stand … der Rauschgoldengel. Die junge Frau trug nur Slip und T-Shirt, an den Füßen hatte sie Flipflops. Das T-Shirt war linksherum, offenbar hastig übergestreift. Außerdem drückten ihre aufgerichteten Brustwarzen gegen den dünnen Stoff des T-Shirts. Hatten sie ein erotisches Tête-à-tête unterbrochen?
Doch der Rauschgoldengel sagte gut gelaunt: »Ach Sie sind es. Sie sind der Ko-Direktor hier, nicht wahr?«
»Sicherheits-Verantwortlicher«, antwortete Harry. »Eigentlich wollten wir mit Frau von Heuth sprechen.«
»Darrie«, rief der Engel über die Schulter. »Das Sicherheitsbärchen der Anlage möchte dich sprechen.« Dann blickte sie wieder nach vorne und lief rot an. »Sorry. Ist so eine Macke von mir. Ich muss Menschen ständig Spitznamen geben. Natürlich nur solchen, die mir sympathisch sind.«
»Nun lass doch unsere Gäste ein«, ertönte es aus dem Inneren des Bungalows. Der Engel öffnete die Tür weiter.
»Und Sie sind noch mal?«, fragte Harry den Engel.
»Manuela Striese. Aber die meisten nennen mich Manu.«
Sie gingen an ihr vorbei in den Wohnraum des Bungalows. Katharina entging nicht, dass Manuela Striese Andreas Amendt interessiert musterte. Doch kein erotisches Tête-à-tête? Oder war sie offen nach allen Seiten?
Darissa von Heuth kam aus dem Bad. Sie trug einen Hausanzug aus schwarzer Seide. Um den Kopf hatte sie ein Handtuch geschlungen.
»Bitte entschuldigen Sie meinen Aufzug. Manu hat mir gerade geholfen, die Haare zu tönen. Was kann ich für Sie tun?«
Harry räusperte sich: »Sie haben doch gestern Abend länger mit den Breughers gesprochen.«
»Ja. Haben sich die Superstars beschwert?«
Harry antwortete mit einer Gegenfrage: »Worüber haben Sie mit den Breughers geredet?«
Darissa von Heuth zuckte mit den Schultern: »Na, die wollten wissen, wie ich sie fand. Und ich hab’ ihnen die Wahrheit gesagt. Dass beide so ziemlich das Untalentierteste sind, was ich jemals gesehen habe. Dass
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