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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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gemalt, die ihr Kind auf dem Rücken trägt. Mutterglück oder Weltruhm? Kind oder Karriere? Liebe oder Sport? Sind das ihre Probleme? Ich glaube nicht.
    Das Video, das sie mir zeigt, deutet jedenfalls nicht darauf hin. So wie Dede Fußball spielt, würde ein Baby nicht stören. Sie bräuchte es nicht mal vom Rücken nehmen. Dede umfummelt etwa zehn Meter vor dem Tor die Torhüterin, dabei stolpert ihre Gegnerin und fällt hin. Dede ist allein vor dem Tor und hat alle Zeit der Welt, läuft noch ein bisschen näher ran und schießt dann aus maximal drei Meter Distanz den Ball vor die linke Seitenlatte. Der Ball prallt zurück oder, besser, fällt zurück, weil es ein schlapper Schuss war, und da noch immer weder die Torhüterin noch eine Verteidigerin der gegnerischen Mannschaft bei ihr ist, schießt sie jetzt in aller Ruhe aus einem Meter Entfernung noch mal aufs Tor – und trifft.
    «Super», sage ich.
    «Willst du es noch mal sehen?», fragt Dede.
    «Äh, wenn du magst.»
    Ich bin zu höflich für Afrika. Ich sehe das Video ein zweites Mal. Dazu gibt es Tee und angespannte Blicke des Unsympathen. Ich bin auch etwas angespannt. Ich sitze auf dem Bett, was ich unpassend finde, aber das Bett ist nun mal der Ehrenplatz. Wenig Raum, wenig zu sagen, wenig Sinn, noch länger zu bleiben, nach dem Tee will ich gehen. «Wohin?», fragt sie. «Ins ‹Black President›», sage ich. Bevor ich aufbreche, überreicht sie mir fast ein bisschen feierlich noch ein Geschenk. Einen Feuerzeughalter aus Leder, an einem Lederband. Ein schönes Teil, mit einer kleinen weißen Muschel, ein paar Glasperlen und bunten Fäden verziert. Mein Feuerzeug passt perfekt hinein, und von nun an soll es immer mit mir sein. Ich hänge es mir um den Hals und verabschiede mich von Dede mit einem Wangenkuss. Dabei fällt Dede noch etwas ein. «Wir wollen auch ins ‹Black President›», sagt sie. «Wir begleiten dich.»
    Es dunkelt bereits, als wir das Haus verlassen, ein milder Abend beginnt. Die Gasse ist zu schmal, um zu dritt nebeneinanderzugehen, so gehen Dede und ich voran. Hinter uns sagt der Unsympath etwas auf Wolof, und Dede nimmt meine Hand. Ganz leicht, fast ohne Druck und alles in allem wahnsinnig sanft. Genau das ist es, was ich nicht will, aber es fühlt sich genau so an wie das, was ich will. Afrika berührt mich. Hauchzart, körperwarm und mit Liebe, wie mir scheint. Ich mache das etwa sieben, acht Schritte mit, bevor ich ihre Hand loslasse, und während dieser sieben, acht Schritte fühle ich mich angekommen und zu Hause, in diesen sandigen Gassen mit den zu wenigen Lichtern und zu vielen Schatten.
    Der Rest des Weges verläuft normal, aber kaum sind wir im «Black President», kommt die zweite Welle ungeplanter, ungewollter und vor allem unverständlicher Gefühle. Ich sehe Dede an und verstehe einfach nicht, warum ich ihre komische Frisur plötzlich so zauberhaft finde. So beginnt es immer. Wenn ein Mensch zu leuchten beginnt wie der Himmel vor Sonnenaufgang, bekommt nicht nur das Große und Ganze, sondern auch jedes Detail, das du vorher abgelehnt hast, einen Glanz, der alles umdreht. Ich bin alt genug, um es mitzukriegen, wenn ich mich verliebe. Ich kann es sehen. Aber ich sehe es nicht in mir, sondern im anderen. Irgendwer setzt mir die rosarote Brille auf. Ich setze sie sofort wieder ab. Was nicht sein kann, darf nicht sein, denke ich. Erinnere dich daran, wie es noch vor einer Stunde mit Dede war. Und erinnere dich an Lisa. Es geht doch nicht an, dass du dich schon wieder verliebst. War das alles nur Quatsch, was du mit Lisa erlebt hast, genau so ein Quatsch wie dieser? Kann man das überhaupt vergleichen? Das eine ist so groß, das andere so klein. Aber im Kleinen ist für gewöhnlich der Samen des Großen. Nein, das kann nicht sein. Darf nicht sein. Wird nicht sein. Gehst du hier vielleicht nur deshalb mit dem Herzen rein, um dich von deinen Gefühlen für Lisa zu befreien? Von dieser Abhängigkeit? Von der Lodge? Von Afrika? Ist Dede dein Ticket nach Hause? Oder will ich, auch das kann sein, mich von Lisa entfernen, damit sie mir näherkommt, mich von ihr befreien, damit sie gebunden wird? Sie nicht mehr lieben, damit sie mich liebt? Ich weiß, dass so was funktioniert. Das sind eherne Gesetze der Beziehungsalchemie. Aber ich bin kein Hexenmeister.
    «Wann verlässt du Senegal?», fragt Dede.
    «Bald.»
    «Wann kommst du wieder?»
    «Weiß ich nicht.»
    Pause. Dede schaut traurig aufs Meer, aber wieder beginnen ihre Haare,

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